So schreiben Sie konstruktive Kommentare auf Facebook
Ab heute tritt ein neues Gesetz zu Hasskommentaren im Netz in Kraft. Mord- und Vergewaltigungsdrohungen sowie Volksverhetzungen und andere Straftaten müssen nun direkt von den Social-Media-Plattformen an das Bundeskriminalamt gemeldet werden. Facebook und Google haben dagegen geklagt: Hier dürfte die Umsetzung des neuen Gesetzes also noch etwas dauern. Aber auch den geneigten Teilzeit-Querulanten könnte es hart treffen – und das schon jetzt. Denn bereits seit letztem Jahr wurden die Gesetze zu Hasskommentaren verschärft. Beleidigungen werden beispielsweise mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet.
Sie haben Angst, dass Ihre Kommentare Sie noch ins Gefängnis bringen oder wollen statt einer Geldstrafe lieber in Ihre Bildung investieren? Keine Sorge, wir haben Tipps, wie Sie die Kommentarspalten des Internets in eine Oase des gepflegten Meinungsaustauschs verwandeln!
1. Ihre Kommentare sollten einen Mehrwert bieten
Fragen Sie sich bei jedem Kommentar, ob er etwas zur Diskussion beiträgt und konstruktiv ist. Haben Sie ein Argument, das bisher noch keine oder zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat? Formulieren Sie sachlich und prüfen Sie, ob er Ihrem Gegenüber wirklich einen Denkanstoß geben kann. Denken Sie außerdem darüber nach, wie Sie sich fühlen würden, wenn ein Kommentar wie der Ihre an Sie selbst gerichtet wäre. Würde er Sie zum Nachdenken anregen, würden Sie sich über den Kommentar freuen oder würden Sie dem User eine Nachfrage stellen? Dann haben Sie einen guten Kommentar verfasst. Gehen Sie bei Antworten auf den vorherigen Kommentar ein. Whataboutism, also das Stellen einer Gegenfrage oder der plötzliche Sujetwechsel, um vom Thema abzulenken, bringt niemanden weiter.
2. Belegen Sie Ihre Aussagen
Verleumdungen sind nicht erlaubt und oft liegt zwischen dem Äußern einer Vermutung und der Verleumdung nur ein schmaler Grad. Geben Sie also eine Quelle an oder machen Sie Vermutungen deutlich kenntlich. Bedenken Sie, dass Sie niemandem eine Straftat vorwerfen dürfen, die nicht belegbar begangen wurde. Belegen Sie Ihre Argumente gerne mit Links renommierter Websites. Achten Sie aber darauf, dass die Quellen seriös sind und posten Sie niemals einfach einen Link ohne Erläuterung. Niemand hat Lust, aufwendig nachzuforschen, was Sie mit dem Link sagen wollen.
3. Denken Sie an die Lesbarkeit
Zu lange Kommentare sind nicht nur aufwendig zu lesen, Facebook löscht diese auch manchmal selbst, weil die Plattform darin einen Spamverdacht sieht. Halten Sie sich also möglichst kurz, nicht jeder kann sich während der Arbeitszeit mal eben einen zehn Absätze langen Kommentar durchlesen (womit wir natürlich nicht unterstellen wollen, dass Sie während der Arbeit Zeit auf unserem Facebook-Kanal verbringen). Auch wenn Sie wütend sind: VERMEIDEN SIE GROßBUCHSTABEN!!11!! Jeder weiß, dass Sie sich aufregen, Helga.
4. Auch versteckte Beleidigungen sind Beleidigungen
A…loch und Drecks…au. Ob sie es glauben oder nicht: Jeder versteht, welche Beleidigung Sie da gerade schreiben wollten. Und auch Beleidigungen im Dialekt bleiben – Sie ahnen es – Beleidigungen. Da hilft hinterher auch kein "In Bayern ist es aber normal, sich gegenseitig Vollpfosten zu nennen!" (Dieser Satz wurde uns so oder so ähnlich zugesandt und ist nicht frei erfunden.)
5. Lieben Sie Ihren Nächsten (zumindest ein bisschen)
Versetzen Sie sich in Ihre Mit-Kommentatoren und zeigen Sie Empathie! Selbst wenn Sie einmal unfreundlich angegangen wurden, heißt das nicht, dass Sie wild zurückpöbeln müssen. Vielleicht hatte Ihr Gegenüber einfach einen schlechten Tag oder das Thema regt ihn aufgrund persönlicher Erfahrungen besonders auf. Machen Sie es besser: Sehen Sie über die Fehler der anderen hinweg und beschäftigen Sie sich lieber mit Argumenten. Vermeiden Sie es, über die persönlichen Hintergründe der User zu diskutieren. Niemand wird gerne gegoogelt und mit einem "Sie haben auf Facebook Harry Potter geliket und können darum nichts zum Thema Katholizismus sagen" abgeschrieben. Sprechen Sie speziell auf religionsbezogenen Plattformen niemandem seinen Glauben ab, da dies Menschen sehr verletzen kann.
6. Moderatoren sind auch nur Menschen (selbst bei katholisch.de)
Zu guter Letzt in eigener Sache: Auch Moderatoren können mal einen beleidigenden Kommentar übersehen oder nicht schnell genug löschen. Ein freundlicher Hinweis bewirkt da oft mehr als die Bitte, wir mögen uns in "häretisch.de", "antikatholisch.de" oder "protestantisch.de" umbenennen. Wenn Sie selbst auf Kommentare stoßen, die gegen unsere Netiquette oder allgemeine höfliche Umgangsformen miteinander verstoßen, machen Sie den User darauf aufmerksam und plädieren Sie auf Einsicht. So helfen Sie uns, dass sich in den Kommentarspalten auch hinter unserem Rücken jeder Mensch wohlfühlt.
Wenn Sie sich an diese Regeln (vor allem Punkt 4) halten, sollte einem Leben in Freiheit nichts im Wege stehen (es sei denn, Sie haben noch andere Leichen im Keller). Wer auf Nummer sicher gehen will, kann hier einen Blick in die aktuelle Gesetzeslage bezüglich der Hasskommentare werfen.