"Ich bin Kölner geblieben"
Einen Tag nach seiner offiziellen Ernennung zum neuen Kölner Erzbischof hat sich Kardinal Rainer Maria Woelki am Samstag bei einer Pressekonferenz in Köln vorgestellt und einen Ausblick auf seine am 20. September beginnende Amtszeit geworfen. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz. Kardinal Woelki über ...
... seine Wahl zum Kölner Erzbischof
Woelki hat nach eigenen Worten am vergangenen Sonntag von seiner Wahl zum neuen Erzbischof von Köln erfahren. Diözesanadministrator Stefan Heße habe ihn abends angerufen, während er im Fernsehen einen Film mit Til Schweiger geschaut habe, erzählte Woelki. "Erst wollte ich gar nicht ans Telefon gehen", so der Kardinal mit einem Lächeln. Die Entscheidung des Kölner Domkapitels, ihn zum Erzbischof zu wählen, habe er bislang "noch nicht verinnerlicht", betonte der 57-Jährige, der dem Gremium jedoch für das in ihn gesetzte Vertrauen dankte.
... Köln
"Ich bin Kölner geblieben, auch wenn ich ein Berliner geworden bin", sagte Woelki, der 1956 in Köln-Mülheim geboren wurde und seit 2011 an der Spitze des Erzbistums Berlin steht. "Ich habe nie meine Herkunft verleugnet, bin dem 1. FC Köln treu geblieben und habe nie bestritten, dass ich auf meine Herkunft stolz bin", sagte der Kardinal. Gleichwohl seien Köln und das gesamte Erzbistum keine "Insel der Seligen". Orte wie Lampedusa - die italienische Flüchtlingsinsel, die Papst Franziskus vor einem Jahr besucht hat - gebe es auch in Berlin und Köln.
... Kardinal Joachim Meisner
Ausdrücklich bedankte sich Kardinal Woelki während der Pressekonferenz bei seinem Antsvorgänger Kardinal Joachim Meisner. Dieser habe das Erzbistum und die deutsche Kirche in den vergangenen 25 Jahren geprägt wie kaum ein anderer. "Von ihm darf ich ein Bistum übernehmen, das sehr gut vorbereitet ist auf die zukünftigen Herausforderungen. Sein herzliches Willkommen, das er mir entgegenbringt, erwidere ich heute ausdrücklich", so Woelki. Meisner habe ihm telefonisch zu seiner Wahl gratuliert und ihn zugleich seiner Loyalität versichert.
... seinen künftigen Wohnort
Nach seiner Amtseinführung in Berlin hatte Rainer Maria Woelki 2011 für Aufsehen gesorgt, als er in eine Mietwohnung im Berliner Arbeiter- und Migranten-Stadtteil Wedding zog. Dies wird in Köln anders sein: Woelki kündigte an, künftig im Erzbischöflichen Haus in der Nähe des Kölner Doms zu wohnen. Das unter Kardinal Josef Frings (1942-1969) erbaute Haus sei funktional und für Besprechungen gut geeignet. Im Erzbischöflichen Haus hatte auch Kardinal Meisner bis zu seinem Rücktritt Ende Februar gewohnt.
... Caritas
"Eine Kirche ohne Caritas ist nicht die Kirche Jesu Christi" - mit diesen Worten betonte Kardinal Woelki die Bedeutung des sozialen Engagements der katholischen Kirche. Die Aufgabe als Vorsitzender der Kommission für caritative Fragen der Deutschen Bischofskonferenz habe ihn in den vergangenen Jahren geprägt. Er ist überzeugt: "Wo Caritas handelt, handelt Kirche".
... Ökumene
Ein "gutes geschwisterliches, ökumenisches Miteinander" - darum will sich Kardinal Woelki künftig auch in Köln bemühen. Hier könnten ihm seine Erfahrungen aus Berlin helfen. Dort sei die Ökumene angesichts der geringen Zahl von Christen "nahezu lebensnotwendig - vor allem in den ländlichen Regionen Brandenburgs und Vorpommerns, wo die Katholiken einen noch geringeren Anteil an der Bevölkerung ausmachen und alle Christen zusammen nur etwa 15 bis 20 Prozent", sagte Woelki.
Nach der Pressekonferenz ging Kardinal Woelki - begleitet von Mitgliedern des Domkapitels, Journalisten und Passanten - zu Fuß zum Kölner Dom. Das Gotteshaus, das bis auf den letzten Platz gefüllt war, empfing den Erzbischof mit vollem Glockengeläut. Im Dom hieß Diözesanadministrator Heße Woelki noch einmal willkommen. Er freue sich, dass das Erzbistum Köln bereits nach so kurzer Zeit - nur viereinhalb Monate nach dem Rücktritt von Kardinal Meisner - einen neuen Erzbischof bekommen habe, sagte Heße. "Ich freue mich natürlich überaus, dass wir mit Kardinal Woelki keinen Unbekannten hier nach Köln bekommen - sondern jemanden, der uns vertraut ist und dem wir vertraut sind", so der Diözesanadministrator unter lang anhaltendem Beifall.
Auch Kardinal Woelki wandte sich direkt an die Gläubigen. Für ihn sei der Empfang "wie Weihnachten und Ostern zusammen". Köln sei ein Gefühl und der Dom das Zentrum, das die Herzen aller Kölner verbinde - ob Gläubige oder Nichtgläubige, Deutsche oder Zugewanderte. Zugleich rief der neu ernannte Erzbischof auch zu Mitarbeit in der katholischen Kirche auf. So wie der Kölner Dom aus verschiedenen Steinen bestehe, so sollten alle Menschen mit ihren verschiedenen Begabungen als lebendige Steine in der Kirche mitmachen. "In der Kirche ist nicht das Gegeneinander, sondern das Für- und Miteinander entscheidend."