"Kirche darf nicht selbstbezogen sein"
Nach Worten des Bischofs stiftet die Willibaldswoche Einheit im Bistum und ermöglicht den Teilnehmern gute Begegnungen. Der heilige Willibald (siehe Info-Kasten) sei mehr denn je Beispiel für die Gläubigen von heute. Hanke wörtlich: "Wir werden wieder Missionsland. Wir brauchen Neuaufbrüche der Evangelisierung". Die Freude, mit der Willibald an sein Missionswerk herangegangen sei, sollte auch auf die Menschen im Bistum überspringen. "Gott traut uns zu, dass wir den Weg des Glaubens in die Zukunft bauen."
Bischof: Christen sind keine Untermieter des Staates
Zahlreiche Vertreter der rund 270 Pfarreien des Bistums Eichstätt haben nach Angaben der Pressestelle an dem neu eingeführten Tag der Pfarrgemeinderäte zum Abschluss der Woche teilgenommen. Hanke danke ihnen für die Übernahme von Verantwortung in den Pfarreien und rief die Pfarrgemeinderäte auf, mit der Gesellschaft in Dialog zu treten. Ihr Einsatz solle jedoch nicht nur als bürgerschaftliches Engagement verstanden werden. Das Ziel müsse sein, das Licht des Glaubens leuchten zu lassen bis an die Ränder. "Das Leben in unseren Pfarreien und Verbänden darf nicht selbstbezogen sein", so der Bischof weiter.
Christen dürften sich nicht zum bloßen Untermieter der Gesellschaft oder des Staates reduzieren lassen, "die sich auf das ihnen im Mehrparteienhochhaus der modernen Gesellschaft zugewiesene Appartement kirchlicher Binnenraum beschränkt". Hanke wandte sich gegen Versuche, den christlichen Glauben auf die Privatsphäre oder den engen Kirchenraum einzugrenzen.
Hanke: Religionen nicht gleich behandeln
Er kritisierte die Forderungen, alle Religionen gleich zu behandeln. "Hier wird ein Gleichheitsbegriff angewendet, der einebnet, der historisch gewachsene Fakten und positive Früchte der christlichen Tradition leugnet". Mit solchen Forderungen ziele man darauf ab, alle Religionen von Seiten des Staates als gleich unbedeutend zu behandeln, "um damit dem Gemeinwohl stiftenden Mehrwert der christlichen Tradition nicht mehr Rechnung tragen zu müssen". Von diesem Mehrwert allerdings profitiere die Gesellschaft bis heute.
Laut Hanke interpretieren viele Christen die Offenheit der Kirche zur Welt nicht selten als "Christentum light, das nicht auffällt, das niemand bemerkt, ... weil wir Angst haben, nicht zeitgemäß zu sein". Christentum light gelte als weltoffen, weil es niemand heraufordere. Darin bestehe immer wieder auch eine Gefahr für die Christen im Dialog mit der Welt.
Bischof: Ohne Treue keine Erfüllung
Nach dem Gottesdienst im Dom sprach die Präsidentin des Bayrischen Landtags, Barbara Stamm, über ehrenamtliches Engagement in Kirche und Gesellschaft. Weitere prominente Gäste der Wallfahrtswoche waren der neue Passauer Bischof Stefan Oster, Bischof Jean Noel Diouf aus dem Senegal, Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, Apostolischer Nuntius in Nicaragua, und Zisterzienser-Pater Karl Wallner aus dem Kloster Heiligenkreuz in Österreich. Im Zuge der Woche wurde im Bistum Eichstätt auch das neue Gesang- und Gebetbuch "Gotteslob" eingeführt.
Am Samstag hatte die Kirche von Eichstätt ein "Fest der Treue" für Ehejubilare gefeiert. "Die Ehe und Familie sind Kirche im Kleinen", sagte Hanke. Ohne Treue würde der Mensch zum Nomaden, ruhelos hin und hergetrieben von einem Gefühl zum anderen, von einer Sehnsucht und Begierde zur nächsten. "Dabei wird die Seele des Menschen obdachlos, das Leben bleibt letztlich ohne Erfüllung."
Von Agathe Lukassek