Amazonas-Bischof: Durch Priestermangel droht Kirche ohne Sakramente
Der Bischof des Apostolischen Vikariats Pando in Bolivien, Eugenio Coter, sieht aufgrund des Priestermangels die sakramentale Struktur der Kirche in Gefahr. Gegenüber dem Online-Magazin "Crux" (Donnerstag) sagte der Bischof, dass die Amazonas-Synode die Frage nach den Sakramenten nicht gelöst hätte. "Der Papst wollte nicht das Risiko eingehen, die Kirche mit Öffnungen zu spalten, die ihre Einheit hätten gefährden können. Es ging ihm mehr um die Einheit der Kirche als um die Sakramentalität", so Coter. Da es aber keine Kirche ohne Eucharistie gebe, drohe im Amazonas-Gebiet eine Protestantisierung der katholischen Kirche, "weil uns die Eucharistie und die anderen Sakramente fehlen". Bereits jetzt sei zu befürchten, dass die Sakramente der Beichte und Krankensalbung aus Mangel an Spendern zu verschwinden.
Die Amazonas-Synode habe ihr Ziel, sich mit gesellschaftlichen und Umweltfragen zu befassen, erreicht und viele erfolgreiche Naturschutzinitiativen bewirkt. Die Frage nach dem Zugang der 60.000 Menschen in den ländlichen Gebieten seines Vikariats zu den Sakramenten sei aber nicht gelöst. Das im Norden Boliviens im Tiefland des Amazonasbeckens liegende Vikariat Pando hat für seine über 200.000 Katholiken 12 Priester. Manche Gebiete kann der Bischof nur im Boot erreichen. Nach Angaben Coters können an jedem Wochenende nur 30 Messen gefeiert werden, dazu kommen 180 von Laien geleitete Wort-Gottes-Feiern. Im Vikariat seien daher die Ämter des Katecheten, Lektors und Akolythen, die Papst Franziskus im vergangenen Jahr auch für Frauen geöffnet hatte, besonders wichtig. "Die anerkannten Ämter der Laien sorgen in Abwesenheit des Priesters oder Diakons für eine wirkliche Präsenz der Kirche", so Coter. "Theologisch gesehen ist die Kirche das grundlegende Sakrament des Heils: Das Wirken der Kirche als Sakrament."
Corona-Pandemie führt ganzer Kirche Mangel an Sakramenten vor Augen
Im Zuge der Corona-Pandemie hofft Coter auf ein größeres Bewusstsein für die Probleme einer Kirche mit erschwertem Zugang zu Sakramenten: "Die Menschen haben gemerkt, dass sie vermissen, die Eucharistie in Gemeinschaft zu feiern. Ich habe gelacht, denn das ist für uns die übliche Realität." Hoffnungsvoll stimmen den italienischen Bischof, dass im Zuge der Pandemie die Möglichkeit der direkten Vergebungsbitte ohne Vermittlung eines Priesters betont wurde. Im März 2020 hatte die Apostolische Pönitentiarie darauf hingewiesen, dass in Notfällen auch ohne die Absolution von einem Priester zu empfangen eine Vergebung der Sünden unter bestimmten Bedingungen möglich ist. In Coters Vikariat seien daher Bußfeiern ohne Priester üblich, in denen Gläubige Gott um Vergebung bitten.
Derartige gemeinsame Bußfeiern sind nach Ansicht Coters eine Lösung im Kontext der amazonischen Realität. Der Bischof leitet eine Kommission, die im Nachgang der Synode an einem eigenen amazonischen Ritus arbeitet. Er rechnet damit, dass die Arbeit an dem Ritus noch mindestens zwei Jahre dauern werde. Dabei sei es wichtig, die gut 250 verschiedenen Kulturen des Amazonas-Raums zu berücksichtigen. Daher werde die Kommission auch von Anthropologen unterstützt. Es gelte, mutig voranzuschreiten bei der Lösung der Probleme der Region, "ohne Eile, und ohne zu versuchen, eine universale Antwort zu finden". (fxn)