Entwicklungen in Amazonasregion seien Modell für Weltkirche

Kurienkardinal Czerny: Weihe verheirateter Männer "nicht vom Tisch"

Veröffentlicht am 14.10.2021 um 13:09 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Im Anschluss an die Amazonassynode hatte Papst Franziskus eine Weihe verheirateter Männer nicht umgesetzt. Kurienkardinal Michael Czerny glaubt, dass sie trotzdem noch kommen könnte. Die Kirche Südamerikas hat für ihn weltweiten Modellcharakter.

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Kurienkardinal Michael Czerny hält eine Weihe verheirateter Männer zu Priestern weiterhin für möglich. Auch wenn Papst Franziskus die Bitte der Amazonassynode, sogenannte "viri probati" zur Priesterweihe zuzulassen, nicht unmittelbar umgesetzt habe, so habe er die Option auch nicht ausgeschlossen, sagte Czerny am Donnerstag im Interview mit dem Schweizer Nachrichtenportal "kath.ch". Er verstehe die damalige Entscheidung des Papstes so, "dass die Idee der 'viri probati' immer noch auf dem Tisch liegt, aber dass die Dinge in der richtigen Reihenfolge getan werden müssen, und dass andere, dringendere Aspekte zuerst berücksichtigt werden müssen", so der Untersekretär des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.

Nach Meinung Czernys hat die 2019 abgehaltene Amazonassynode den Auftakt zu einer Erneuerung der Kirche gegeben. Obwohl sich das nachsynodale Schreiben "Querida Amazonia" (2020) auf eine konkrete Situation der Kirche in Südamerika beziehe, spreche es die ganze Weltkirche an. "Die Botschaft von 'Querida Amazonia' lautet, dass alle Getauften aufgerufen sind, sich an diesem Erneuerungsprozess zu beteiligen", so der Kardinal. In der Kirche der Amazonasregion werde bereits mit Synodalität experimentiert, deshalb sei sie "eigentlich ein Modell für das, was die Synode 2023 in der Weltkirche umsetzen möchte". Dabei dürften das Streben nach Einheit und die Notwendigkeit von Inkulturation nicht gegeneinander ausgespielt werden. "Es gibt eine Vielzahl von Gotteserfahrungen, aber sie alle dienen letztlich dazu, zu entdecken, dass Gott einer ist und dass wir alle in ihm geeint sind", sagte Czerny weiter.

Der in Tschechien geborene und in Kanada aufgewachsene Jesuit gilt als enger Berater von Papst Franziskus, der ihn 2016 zum Untersekretär der Abteilung für Migranten und Flüchtlinge im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen und 2019 zum Kardinal ernannt hatte. Das 2016 neu gegründete Dikasterium bündelt die Aufgaben mehrerer aufgelöster Kurienbehörden, darunter des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und des Päpstlichen Rates Cor Unum. (mfi)