Kirchenaustritte in Großstädten 2021 massiv angestiegen
Im Jahr 2021 sind in den größten Städten Deutschlands wesentlich mehr Menschen aus einer christlichen Kirche ausgetreten als im Vorjahr. In Köln stieg die Zahl der Austritte prozentual am stärksten an, ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur "Idea" vom Dienstag. 2021 verließen in Köln mehr als 19.000 Gläubige eine Kirche, was einem Anstieg von 178 Prozent im Vergleich zu 2020 entspricht. Für die Umfrage wurden die jeweils zuständigen Stellen in den 15 bevölkerungsreichsten deutschen Großstädten angefragt. In Bremen und Dresden lagen für 2021 noch keine Zahlen vor.
Nach Köln folgen Leipzig mit etwas mehr als 3.000 Austritten und einem Anstieg um 102 Prozent, gefolgt von Düsseldorf (knapp 6.000 Austritte, plus 71 Prozent) und München (plus 65 Prozent). Die niedrigsten Steigerungen meldeten Frankfurt am Main (7.600 Austritte, plus 20 Prozent), Hannover (6.600 Austritte, plus 24 Prozent) und Stuttgart (knapp 6.000 Austritte, plus 28 Prozent). München verzeichnete mit einer Zahl von mehr als 22.000 Menschen die meisten Kirchenaustritte der 15 Großstädte. Die Austrittszahlen sind nicht nach Konfessionen aufgeschlüsselt.
Zuletzt mehrten sich die Berichte, dass die Amtsgerichte und andere Behörden in vielen Städten nicht ausreichend Termine für einen Kirchenaustritt zur Verfügung stellen könnten. Ein Grund für die hohe Nachfrage dürfte auch die Vertrauenskrise im Erzbistum Köln sein, die ihren Ursprung vor allem in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hat. Papst Franziskus erklärte nach einer Untersuchung im vergangenen Jahr, Kardinal Rainer Maria Woelki habe "große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht, allerdings keine Verbrechen vertuschen wollen. Der Erzbischof befindet sich in einer mit dem Papst vereinbarten Auszeit bis zum Aschermittwoch am 2. März, um die vergangenen Monate aufzuarbeiten. Bis dahin leitet Weihbischof Rolf Steinhäuser als Apostolischer Administrator das Erzbistum. (rom)