Bischof Bätzing: Steinmeier hält als Anker Gesellschaft zusammen
Vertreter der Kirchen, Religionsgemeinschaften und Verbände haben Frank-Walter Steinmeier zur Wiederwahl als Bundespräsident gratuliert und sein Eintreten für Demokratie und Zusammenhalt gewürdigt. Der Protestant Steinmeier war am Sonntag in Berlin im ersten Wahlgang in eine zweite Amtszeit gewählt worden. In der Bundesversammlung erhielt er 1.045 von insgesamt 1.425 gültigen Stimmen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, betonte, Steinmeier halte wie kaum ein anderer als "Anker" die Gesellschaft zusammen. "Der offenkundigen Gefahr von Polarisierung, Spaltung und Misstrauen setzen Sie eindrucksvoll und authentisch Ihr persönliches Lebenszeugnis entgegen, das von Vertrauen, Miteinander und Verständnis geprägt ist."
Vertrauensvolle Beziehung auch in stürmischen Zeiten
Bätzing dankte Steinmeier für vertrauensvolle Beziehungen, die er zur katholischen Kirche auch in stürmischen Zeiten pflege. "Es ist gut, dass Deutschland Sie für eine weitere Amtszeit als Bundespräsident wissen darf." Die Wahl sei Stärkung und Auftrag zugleich. "Es wird auch weiterhin darum gehen, soziale Kälte und tiefere Spaltungen in der Gesellschaft einzuhegen und stattdessen Hoffnung auf eine gute Zeit nach der Pandemie zu vermitteln."
Angesichts der weltpolitischen Lage schaue man mit Sorge in unterschiedliche Länder. "Gerade da wird auch Ihre Stimme notwendig sein, Gegner zum Dialog zu bewegen und Brücken zu bauen", sagte Bätzing an die Adresse des Staatsoberhauptes.
Kurschus: Gutes und wichtiges Zeichen
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte: "Dass unser Land und unsere Demokratie in gesellschaftlich, außen- und weltpolitisch herausfordernden Zeiten durch einen erfahrenen und diskursfähigen Politiker repräsentiert und mitgeführt werden, ist für viele Menschen ein gutes und wichtiges Zeichen und freut mich auch ganz persönlich." Wie manches andere sei auch das Verhältnis von Kirche und Politik, von Glaube und Öffentlichkeit im Wandel und werde sich weiter verändern.
Vor der Wahl hatten die beiden großen Kirchen die Mitglieder der Bundesversammlung und andere Repräsentanten der Verfassungsorgane des Bundes zu einem ökumenischen Gottesdienst mit jüdischer und muslimischer Begleitung in der Marienkirche eingeladen. Darin unterstrich der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, die Bedeutung von Amtsethos. Dieses gehe moralisch weit über eine reine Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften hinaus. Jüsten ermutigte Amtsträger, sich immer wieder in die Lage derer zu versetzen, "denen die Regelungen und Gesetze gelten" und "die Welt einmal mit den Augen der Schwachen zu sehen". Der Prälat dankte Steinmeier, dass er "einen besonderen Schwerpunkt in der zurückliegenden Amtszeit auf die Stabilisierung unserer freiheitlichen Demokratie" gelegt habe.
Einsatz für jüdisches Leben in Deutschland
Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf Twitter: "Herzlichen Glückwunsch und Masal tow, Herr #Bundespräsident!" Nach den Worten der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, behält Deutschland auch in den kommenden fünf Jahren ein Staatsoberhaupt, "das stets einen kühlen Kopf bewahrt, das die Politik kritisch unterstützt und das insbesondere der Gesellschaft auch in stürmischen Zeiten festen Halt gibt." Knobloch würdigte auch den Einsatz Steinmeiers für jüdisches Leben in Deutschland.
Laut Caritas sollte Versöhnung das große Thema von Steinmeiers zweiter Amtszeit sein. Er könne und müsse dazu beitragen, "die Kluft zwischen den Generationen, die Unversöhnlichkeit der Impfdebatte, die Spaltungen und Spannungen, die Corona hervorgerufen hat – übrigens auch auf der internationalen Bühne –, zu überwinden", sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa dem Portal t-online.
Die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, sagte dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de: "Wenn jemand mit vielen Stimmen von unterschiedlichen Parteien gewählt wird, dann zeigt das doch, dass unsere Demokratie so gut ist und so stark ist." (mpl/KNA)