Bischof Wiesemann räumt Fehler im Umgang mit Missbrauch ein
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat eigene Fehler in Sachen Missbrauchsaufklärung zugegeben. "Aus heutiger Sicht ist mir klar, dass ich früher hätte beginnen müssen, persönliche Gespräche mit Betroffenen zu führen", sagte er dem "Mannheimer Morgen" (Freitag).
Mit Blick auf 2020 öffentlich gemachte Vorwürfe gegen den 1998 verstorbenen früheren Generalvikar Rudolf Motzenbäcker räumte Wiesemann ein: "Ich habe erst nach und nach gemerkt, wie viel Kraft ich auch persönlich hineingeben muss, damit Schweigen gebrochen werden kann." Motzenbäcker soll zwischen 1963 und 1975 mehrere Kinder schwer missbraucht haben.
"Das hätte ich früher machen müssen"
Rückblickend erkenne er, dass man beim Thema Aufarbeitung "einiges früher hätte angehen müssen", sagte Wiesemann. So habe er im Nachgang der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 2018 Betroffene aufgerufen, sich zu melden. "Das hätte ich früher machen müssen. Es war ein schmerzhafter Lernprozess", so der 61-Jährige, der seit 2007 Bischof von Speyer ist. Er bedaure heute, "dass ich lange Zeit gebraucht habe, um meine systemkritische Stimme auszubilden". Die sogenannte MHG-Studie im Auftrag der DBK fand für die Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute in der katholischen Kirche in Deutschland.
Über sein Handeln werde nun die inzwischen eingesetzte unabhängige Aufarbeitungskommission befinden, so Wiesemann. Er sei bereit, Verantwortung zu übernehmen und wolle sich den Ergebnissen stellen. "Ich klebe nicht am Amt", versicherte Wiesemann. Es könne aber nicht um "einen Rücktritt um des Rücktritts willen" gehen. (tmg/KNA)