"Priorität Asien"
Von der "Priorität Asien" hatte der argentinische Pontifex bereits im vergangenen Sommer auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro gesprochen. Und die nächste Reise nach Asien ist auch schon angekündigt: Im Januar 2015 geht es nach Sri Lanka und auf die Philippinen.
Es dürfte eine spirituelle wie politische Reise nach Südkorea werden, eine, die die Bedeutung der aufstrebenden Region auch für den 77 Jahre alten Papst unterstreicht. Nur rund drei Prozent der Menschen auf dem bevölkerungsreichsten Kontinent sind katholisch. Vorgänger Benedikt XVI. hatte es in den acht Jahren seines Pontifikats nicht geschafft, auch nur eine Reise nach Asien einzuplanen.
Nicht voran kamen in den vergangenen Jahren etwa die Bemühungen, das seit Jahrzehnten schwierige Verhältnis zwischen Peking und dem Vatikan zu verbessern. Eines Tages den Katholiken auch im Riesenreich China moralische Unterstützung in ihrem schwierigen Alltag zusprechen zu dürfen, könnte die stärkste Herausforderung für Bergoglio werden.
Starke Akzente für die Weltkirche
Franziskus macht seit Beginn Pontifikats einen Bogen um Europa, das seine Vorgänger so gern besuchten. Auch in den päpstlichen Personalentscheidungen spiegelt sich diese Akzentverschiebung weg von der Alten Welt und hin vor allem zu den "Rändern". Der Papst, der "vom anderen Ende der Welt" kommend den Stuhl Petri bestieg, setzt starke Akzente für die katholische Weltkirche, die er gerne neu aufstellen möchte.
Papst Johannes Paul II. hatte Südkorea in den 1980er Jahren zweimal besucht - zuletzt 1989. Die Kirche des Landes bemüht sich nach eigenem Bekunden darum, den Austausch mit Kirchen in anderen Ländern zu verstärken. Für sie hat der Besuch des Papstes deshalb in mehrfacher Hinsicht eine große Bedeutung. Zum einen hofft man, der Besuch werde auf ganz Asien ausstrahlen. "Die koreanische Kirche wird die Tür für die Evangelisierung Asiens werden", sagt etwa der Priester und Sprecher des Erzbistums Seoul, Matthias Hur Young Yup.
Zum anderen hofft die Kirche, dass der Besuch auch ein Zeichen der Versöhnung im Innern setzt. Südkorea ist ein Land, das stolz auf seinen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg ist, aber zugleich tiefe soziale Risse offenbart. "Es gibt selbst ideologische Differenzen in der katholischen Kirche, mehr und mehr Menschen erleben eine Glaubenskrise", sagt Hur.
Zehn Ansprachen, vier öffentliche Messen
Zehn Ansprachen und Predigten sowie vier öffentliche Messen stehen auf dem päpstlichen Reiseprogramm. Treffen mit der Jugend machen das Herzstück der Visite aus, darunter eine Mariä-Himmelfahrt-Messe im WM-Stadion von Taejeon.
Einen politischen Charakter dürfte die letzte Messe am 18. August in der Kathedrale von Myongdong in Seoul haben. Sie steht ganz im Zeichen der Versöhnung auf der geteilten koreanischen Halbinsel. Es wird erwartet, dass diesem Ereignis auch das weithin isolierte Nordkorea und dessen traditioneller Verbündeter China ein Augenmerk widmen werden. "Man kann sagen, dass Korea ein Land ist, das den Wunsch der Welt nach Frieden und Aussöhnung symbolisiert", sagt Hur.
Spiritueller Höhepunkt ist für den Papst aber die Seligsprechung von 124 koreanischen Märtyrern am 16. August an einer historischen Pforte der Hauptstadt. Um die Sicherheit des Papstes zu gewährleisten, soll ein 4,5 Kilometer langer Schutzkordon um den Platz errichtet werden, an dem das Ereignis stattfindet. Die Polizei rechnet mit rund einer Million Gläubigen und Schaulustigen innerhalb und außerhalb des geschützten Bereichs. Treffen mit Religionsführern, darunter auch eines mit Bischöfen aus ganz Asien, mit Laien, Behinderten und führenden Politikern des Landes runden das päpstliche Reiseprogramm ab.