Kontaktverbot durch Vatikan während Auszeit des Erzbischofs

Weihbischof Steinhäuser: Ich durfte nicht mit Kardinal Woelki sprechen

Veröffentlicht am 23.02.2022 um 09:00 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Eine Woche vor der Rückkehr Kardinal Woelkis zieht Übergangsverwalter Rolf Steinhäuser Bilanz: Er berichtet von einem Kontaktverbot zum Erbischof, von Höhen und Tiefen der vergangenen Monate – und sieht den Wiedereinstieg Woelkis nicht unmöglich.

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Rund eine Woche vor dem Ende seines Amtes als Übergangsverwalter des Erzbistums Köln hat Weihbischof Rolf Steinhäuser Einblicke in die vergangenen Monate gegeben. Zu Kardinal Rainer Maria Woelki habe er ein Kontaktverbot vom Vatikan erhalten, berichtete Steinhäuser am Dienstagabend in der Karl-Rahner-Akademie in Köln. Der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, habe ihm gesagt, er dürfe mit Woelki während dessen Auszeit nicht über das Erzbistum sprechen. Er habe diesem lediglich zu Beginn der Auszeit sowie zu Weihnachten geschrieben. Mittlerweile dürfe er aber wieder Kontakt zu Woelki haben.

Mit Begeisterung berichtete Steinhäuser von einem Kommunikationstrainer, der die vergangenen Sitzungen des Diözesanpastoralrats – also des zentralen Beratungsgremiums des Erzbischofs – begleitet hatte. Einige der angewandten Praktiken habe er auch Ouellet vorgeführt. "Würde es für Kardinal Woelki einen gecoachten Wiedereinstieg geben und er würde sich an die Spielregeln halten, wäre ich nicht völlig der Meinung, dass das nicht gehen könnte", sagte der Weihbischof. "Nur dazu muss man die Spielregeln erst haben und akzeptieren."

Insgesamt blickte der 69-Jährige mit gemischten Gefühlen auf die vergangenen Monate. "Es war für mich eine großartige Erfahrung zu merken, wie viele Menschen sich einlassen", sagte er. "Ich hatte den Eindruck, ein Gremium nach dem anderen kippt im positiven Sinn. Also, ist bereit wieder zur Zusammenarbeit, zum Gespräch."

An Grenzen gekommen und Ohnmacht erlebt

Er sei aber auch an seine Grenzen gekommen und habe Ohnmacht erlebt, so Steinhäuser. So habe er Briefe von vielen kirchennahen Menschen bekommen, die sich zum Austritt entschieden hätten. Ihm sei zwar bewusst gewesen, auch wenn er "auf dem Kopf steht und mit den Beinen wackelt", würde er "diese Kirchenaustrittswelle nicht brechen" können. Aber mitzuerleben, was der Schritt für Menschen persönlich bedeute, sei hart gewesen.

Die Gemengelage im Erzbistum sei komplex, resümierte der Weihbischof. Die Gremien hätten zuletzt an Selbstbewusstsein gewonnen und an Programmen für die Zukunft gearbeitet. Das eigentlich Spannende stehe aber noch bevor: "eine sehr lange Serie von Konfliktgesprächen". Zu seiner eigenen Situation sagte der Geistliche: "Ich weiß nicht, wie der Kardinal mit mir umgehen möchte und was dann passiert." Steinhäuser äußerte sich im Rahmen der Vorstellung des Buches "Die neue Kunst des Leitens" von Schwester Emmanuela Kohlhaas. Die Priorin der Benediktinerinnen Köln zollte dem Bischof Respekt. Ihm sei in kurzer Zeit ein Dialog gelungen.

Woelki befindet sich seit Oktober in einer geistlichen Auszeit bis zum 2. März – dem Aschermittwoch. Steinhäuser leitet als Übergangsverwalter Deutschlands mitgliederstärkste Diözese. Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Papst Franziskus erklärte nach einer Untersuchung, Woelki habe in diesem Zusammenhang "große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht, er habe aber keine Straftaten vertuschen wollen. Zuletzt hatte Woelki zwei öffentliche Termine zu Beginn der Fastenzeit abgesagt. Darunter ist auch die ursprünglich geplante Messe zu seiner Rückkehr am Aschermittwoch. (tmg/KNA)