Kardinalstaatssekretär besorgt über mögliche Ausweitung des Konflikts

Vatikan bietet Hilfe für ukrainisch-russischen Dialog an

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 11:19 Uhr – Lesedauer: 

Mailand/Rom/Turin ‐ Der Vatikan hat sich erneut zum Krieg in der Ukraine zu Wort gemeldet. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin forderte Russland und die Ukraine auf, die Kämpfe zu beenden und Verhandlungen aufzunehmen. Dazu bot er die Hilfe des Kirchenstaats an.

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Der Vatikan fordert erneut und mit Nachdruck ein Ende der Kämpfe in der Ukraine und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Der Heilige Stuhl sei bereit, Russland und die Ukraine bei diesem Dialog zu unterstützen, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview mit vier großen italienischen Tageszeitungen (Montag). "Wir müssen jede Eskalation vermeiden, den Krieg beenden und verhandeln", so die Nummer zwei des Vatikan. Er sei überzeugt, dass es immer noch und immer wieder Verhandlungsspielraum gebe.

Parolin äußert Sorge vor "Katastrophe gigantischen Ausmaßes"

Parolin äußerte sich zudem sehr besorgt über eine Ausweitung des Konflikts in Europa: "Das wäre eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes, auch wenn sie leider nicht völlig ausgeschlossen werden kann." Er habe in den vergangenen Tagen Äußerungen gesehen, die an die Ereignisse erinnerten, die dem Zweiten Weltkrieg vorausgingen und ihn auslösten. Darum müsse der militärische Angriff, "dessen tragische Folgen wir alle miterleben, sofort gestoppt werden", forderte Parolin.

Wenn man aufhöre, zu kommunizieren und dem anderen aufrichtig zuzuhören, betrachte man sich gegenseitig mit Misstrauen und tausche nur noch gegenseitige Vorwürfe aus, mahnte der Kardinalstaatssekretär. Die Entwicklungen der letzten Jahre und vor allem der letzten Monate hätten die gegenseitige Taubheit nur verstärkt und zu offenen Konflikten geführt. "Die Bestrebungen der einzelnen Länder und ihre Legitimität müssen Gegenstand gemeinsamer Überlegungen sein, und zwar in einem breiteren Kontext und vor allem unter Berücksichtigung der Entscheidungen der Bürger selbst und unter Beachtung des Völkerrechts. Und die Geschichte ist voll von Beispielen, die bestätigen, dass dies möglich ist", so Parolin.

Auch Papst Franziskus hat sich mehrfach zu Wort gemeldet

Auch Papst Franziskus hatte sich in den vergangenen Tagen wiederholt zum russischen Angriff auf die Ukraine zu Wort gemeldet und auch selbst Kontakt zu den Konflikparteien aufgenommen. Am Freitag besuchte das Kirchenoberhaupt überraschend die Russische Botschaft beim Heiligen Stuhl und brachte in einem Gespräch mit Botschafter Alexander Awdejew "seine Sorge über den Krieg zum Ausdruck". Am Samstag telefonierte Franziskus dann mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. In dem Gespräch habe der Heilige Vater sein tiefes Bedauern über die tragischen Ereignisse in der Ukraine zum Ausdruck gebracht, teilte die Ukrainische Botschaft beim Heiligen Stuhl nach dem Telefonat auf Twitter mit.

Darüber hinaus rief der Papst in zahlreichen Sprachen, darunter auch auf Russisch und Ukrainisch, zum Frieden in der Ukraine auf. Bei Twitter wiederholte er am Wochenende seine Worte der Generalaudienz vom vergangenen Mittwoch: "Jesus hat uns gelehrt, dass man gegen den teuflischen Unsinn der Gewalt mit den Waffen Gottes antworten muss, mit Gebet und Fasten. Die Königin des Friedens bewahre die Welt vor dem Wahnsinn des Krieges." (stz/KNA)

28.02.2022, 11:40 Uhr: um Aussagen zum Engagement des Papstes ergänzt