Standpunkt

Die Bischöfe sollten häufiger "Ich" sagen

Veröffentlicht am 04.03.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Bonn ‐ Durch Rücktrittsgesuche ändert sich wenig in der Kirche, kommentiert Burkhard Hose. Er wünscht sich, dass die Bischöfe öfter mal "Ich" sagen – und meint damit nicht das "fremdgesteuerte Kirchen-Ich", das sich hinter so vielem versteckt.

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Nein, der Rücktritt eines Kardinals oder Bischofs allein ändert noch nichts in der Kirche. Aber Rücktrittsangebote an den Papst, die mitsamt ihrer Ablehnung inzwischen beinahe ritualisiert erscheinen, ändern erst recht nichts.

Wodurch sich etwas ändern würde? Ich stelle mir vor, Bischöfe würden häufiger "Ich" sagen. Damit meine ich nicht dieses verschwurbelte und fremdgesteuerte Kirchen-Ich, das sich bei unangenehmen Fragen hinter Rom, hinter der Weltkirche, hinter der Bischofskonferenz oder neuerdings auch hinter dem Synodalen Weg versteckt. Ich meine das authentische und selbstbestimmte "Ich", wie ich es derzeit zum Beispiel bei denen erlebe, die aus dem Schweigen heraustreten und sagen: "Ich habe Missbrauch in der Kirche überlebt und ich will, dass Täter und Vertuscher dafür zur Verantwortung gezogen werden." Ich meine dieses "Ich", mit dem Monika bei der Aktion #OutInChurch gemeinsam mit ihrer Partnerin Marie vor die Kamera trat. Nach 40 Jahren, in denen sie sich mit ihrer Liebe vor der Kirche verstecken musste, spricht sie im Film "Wie Gott uns schuf" über die menschenverachtende Diskriminierung, die sie all die Jahre erlebt hat und sagt mit fester Stimme: "Ich möchte, dass das aufhört."

Ich stelle mir vor, ein Bischof sagte aus innerer Überzeugung: "Ich trete zurück, weil ich Unrecht getan oder verantwortet habe." Ich stelle mir vor, beim Treffen der Deutschen Bischöfe, das am Montag in Vierzehnheiligen beginnt, stünde ein Bischof auf und formulierte in persönlicher und selbstbestimmter Verantwortung: "Ich setze mich mit all meiner Kraft in Rom dafür ein, dass der Zugang zu den Ämtern für alle Geschlechter offen steht. Denn es ist eine verdammte Ungerechtigkeit, die ich mitzuverantworten habe, dass wir hier immer noch ein reiner Männer-Club sind."

Überlebende des Missbrauchs, Menschen in Aktionen wie Maria 2.0 oder bei #OutInChurch könnten derzeit Orientierung geben, auf welchem Weg Veränderung möglich ist. Es fängt damit an, dass Menschen sichtbar werden, "Ich" sagen und authentisch handeln.

Von Burkhard Hose

Der Autor

Burkhard Hose ist Hochschulpfarrer in Würzburg.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider.