Offenbar große Skepsis im Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat

Erzbistum Köln gibt keine Auskunft über Hochschulfinanzierung

Veröffentlicht am 14.03.2022 um 17:00 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Wie soll die Kölner Hochschule für Katholische Theologie mittelfristig finanziert werden? Entgegen vorheriger Ankündigung doch aus Kirchensteuermitteln? Das hält das Erzbistum Köln zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.

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Das Erzbistum Köln gibt derzeit keine Auskunft darüber, ob und wie mittelfristig die Finanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) gesichert ist. Die ursprünglich von den Steyler Missionaren in Sankt Augustin betriebene Einrichtung ging zum 1. Februar 2020 in die Trägerschaft einer Stiftung des Erzbistums über, die Drittmittel in Höhe von mehreren Millionen Euro jährlich einwerben soll.

Die für Ende Februar angekündigten Konzepte würden zuerst in den zuständigen diözesanen Gremien beraten, teilte das Erzbistum am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. "In den Fragen der Finanzierung wird dies im üblichen Verfahren der Budgetberatungen in der zweiten Jahreshälfte 2022 erfolgen."

Im Sommer 2019 hatte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki den Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat über seine Absicht informiert, für die Hochschule eine eigene Stiftung zu gründen, die durch Großspender und Fundraising eine "Finanzierung von außen" sicherstellen solle. Dabei erfolgte nach KNA-Informationen auch die Zusage, dass dafür keine Kirchensteuermittel verwendet werden. Um die Hochschule zunächst für sechs Jahre weiterzuführen, würden Gelder aus dem sogenannten BB-Fonds fließen – und zwar in Höhe von 1,2 Millionen Euro jährlich. Laut den Wirtschaftsplänen des Erzbistums Köln für 2021 und 2022 ist der jährliche Finanzbedarf bereits auf über drei Millionen Euro pro Jahr gestiegen, wobei nur drei von 15 Professuren besetzt sind.

Mehr als 17 Millionen Euro notwendig

Bliebe es bei diesem Kostenvolumen, bräuchte die Stiftung zur Anschubfinanzierung der Hochschule mehr als 17 Millionen Euro. Zum 31. Dezember 2020 umfasste der BB-Fonds, über den der Erzbischof verfügen kann, laut Jahresabschluss des Erzbistums aber nur noch 16,8 Millionen Euro. Aus dem Topf finanziert das Erzbistum auch die Zahlungen an Missbrauchsbetroffene in Anerkennung ihres Leids. Zudem wurden aus dem Fonds die umstrittenen 2,8 Millionen Euro für Gutachter und PR-Berater im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung bezahlt. Während der Auszeit von Woelki hatte Übergangsleiter Rolf Steinhäuser durch zwei Kirchenrechtler überprüfen lassen, ob bei der Auftragsvergabe Gremien des Erzbistums übergangen wurden. Die Ergebnisse liegen unveröffentlicht im Vatikan.

Im Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat herrscht offenbar große Skepsis über die Finanzierung der Hochschule. Das Protokoll aus der Dezember-Sitzung zitiert Forderungen aus dem Kreis, das Gremium "im Vorfeld" in die Beschlussfassung einzubeziehen, wenn die Hochschule künftig doch aus Kirchensteuermitteln finanziert werden solle.

Beobachter sehen in der Kölner Hochschule den Versuch, eine konservativ profilierte Einrichtung neben der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Uni Bonn aufzubauen. Im Wintersemester 2020/21 zählte die KHKT 65 Studierende. Langfristig ist von einem Finanzbedarf von acht bis zehn Millionen Euro pro Jahr die Rede. (KNA)