"Geist Gottes inspiriert Geist von Frankfurt"

ZdK-Vize Söding: Reform-Tempo in Deutschland mit Weltkirche koordinieren

Veröffentlicht am 16.03.2022 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Deutschland stehe nicht allein in der Weltkirche – überall gebe es den Wunsch nach mehr Beteiligung von Laien. Davon ist der ZdK-Vizepräsident Thomas Söding überzeugt. Doch um den "Mega-Frachter" Weltkirche mitzunehmen, brauche es auch Koordination.

  • Teilen:

Der Vizepräsident des Synodalen Wegs Thomas Söding sieht den Reformprozess auf einem guten Weg, mahnt aber eine Einbindung in die Weltkirche an. In einem Beitrag in der Mitgliederzeitschrift "Salzkörner" (März-Ausgabe) des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) schrieb Söding, der zugleich Vizepräsident des ZdK ist, dass es nun wichtig sei, das "hohe Tempo" in Deutschland mit dem Tempo zu koordinieren, "das der Mega-Frachter der römisch-katholischen Weltkirche an den Tag legen kann, wenn er eine Kursänderung vornimmt". Er zeigte sich optimistisch, dass der Synodale Weg die systemischen Ursachen von Missbrauch aufarbeite. Die Chancen dafür stünden gut, zugleich seien aber auch die Risiken hoch. "Im Moment sieht es allerdings so aus, dass der Geist Gottes den Geist von Frankfurt inspiriert", betonte Söding.

Die Herausforderungen seien auf der ganzen Welt ähnlich: "Der Klerus darf nicht abgehoben, sondern muss in das Volk Gottes eingebunden sein. Korruption muss aufgedeckt, Missbrauch geahndet, Heuchelei beendet werden", so Söding. Es gelte außerdem, den Begriff Volkskirche neu zu entdecken, "nicht in der sentimentalen Nostalgie, die sich geschlossene Milieus herbeiträumen, sondern in der modernen Variante einer Freiheit des Glaubens, der sich in die Gemeinschaft der Kirche einbringt". Auf der ganzen Welt gebe es Forderungen nach neuen Formen gemeinsamer Verantwortung von Klerikern und Laien. "Deutschland ist aktiver Teil einer breiten Reformbewegung, der stärksten seit dem Konzil", betonte Söding.

Gut vernetzte Minderheit versuche Prozess zu diskreditieren

Die Beschlüsse der dritten Synodalversammlung, die Anfang Februar stattfand, seien erste Erfolge. Es gebe aber keinen Grund, sich mit dem Erreichten zufrieden zu geben, auch wenn viel gelungen sei. Die Zusammenarbeit habe gezeigt: "Die katholische Kirche kann Synode." Dabei müsse die Kirche dieses Können aber erst noch unter Beweis stellen. Die vielstimmige und kontroverse Beratung und die anschließenden schnellen und klaren Abstimmungen ohne tiefe Risse in der Versammlung seien ein gutes Signal. Söding rechnet aber auch mit Konflikten. "Das Interesse der Öffentlichkeit ist zwar sehr groß und das Echo weitestgehend positiv. Aber es gibt eine kleine, gut vernetzte Minderheit, die versucht, den Prozess zu diskreditieren", ergänzte der ZdK-Vizepräsident.

Zuletzt hatten sich deutliche Stimmen aus den Nachbarländern mit Kritik am Synodalen Weg zu Wort gemeldet. Die polnische sowie die nordische Bischofskonferenz hatten sich jeweils mit Offenen Briefen an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, gewandt, und ihre Besorgnis über die Beschlüsse der Synodalversammlung insbesondere mit Blick auf die Sexualethik geäußert. (fxn)