Seit 1870 Patron der gesamten Kirche

Heiliger Josef – Was sich heute vom "Nährvater" Jesu lernen lässt

Veröffentlicht am 19.03.2022 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Lange stand er eher in der zweiten Reihe der Heiligen, doch heute wird der heilige Josef weltweit verehrt und besungen. Dabei steht der Ziehvater Jesu weiterhin besonders für Bescheidenheit und Demut.

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Die Bretter, die die Welt bedeuten, sind für einige Menschen ganz schön erstrebenswert. So mancher Zeitgenosse will immer vorne stehen, sucht immer den Platz in der ersten Reihe. Sehen und gesehen werden - das ist es, was in einer Gesellschaft zählt, die Menschen oberflächlich beurteilt. Und wer in einer solchen Welt bestehen will, der muss sich eben mit allen Mitteln durchsetzen. Wer sich von der Masse abheben will, der muss sich in Szene setzen, sich inszenieren, sich nach vorne drängeln. Nur wer auffällt, hat eine Chance, überhaupt wahrgenommen zu werden.

Die Bretter, die die Welt bedeuten, hat der heilige Josef erst relativ spät erklommen. Nicht nur im Neuen Testament, auch in der Kirchengeschichte ist er ein bisschen in Vergessenheit geraten. Nur sehr zögerlich hat man ihn in den ersten christlichen Jahrhunderten verehrt.

Erst unter Papst Pius IX. erlebte der heilige Josef einen Aufschwung: 1870 erklärte ihn der Papst zum Patron der ganzen Kirche. Fortan wurde Josef in mehreren päpstlichen Lehrschreiben gewürdigt; zahlreiche Kirchen wurden unter sein Patrozinium gestellt. In den 1950er Jahren erhielt Josef schließlich noch einen zweiten Gedenktag im Kirchenjahr: Der 1. Mai wurde von Papst Pius XII. zum Festtag "Heiliger Josef der Arbeiter" erklärt.

Es hat lange gedauert, bis sich Josef durchsetzen konnte. Aber vielleicht passt das auch ganz gut zu seinem Charakterzug, den uns das Neue Testament schildert: Josef ist keiner, der sich absichtlich in den Vordergrund drängt oder sich inszeniert. Kein einziges Wort aus seinem Munde ist in der Bibel überliefert. Aber eine andere Haltung wird dagegen umso deutlicher hervorgehoben: dass Josef nämlich ein sehr bescheidender und demütiger Mensch war. Er hat sich ganz und gar in den göttlichen Plan eingefügt.

Gemälde mit Josef am Schreinertisch, Maria und Jesus gucken zu
Bild: ©KNA

Die Heilige Familie: Maria mit Jesus als Kind und dem heiligen Josef von Nazareth am Schreinertisch in seiner Werkstatt.

Ohne auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu achten, hat er sich in den Dienst von Maria und Jesus gestellt. Die Bretter, die die Welt bedeuten, haben ihn wohl nicht gereizt. Dafür hat er sich umso mehr dafür engagiert, dass es der Familie, die ihm anvertraut war, gut ging. Noch heute wird er oft als "Nährvater" bezeichnet, weil er für den Unterhalt der Familie gesorgt hat. Mit seiner Hände Arbeit hat er dazu beigetragen, dass Jesus in einer menschlichen Familie aufwachsen und großwerden konnte.

Von Papst Johannes XXIII. wird erzählt, er habe sich immer wieder gesagt: "Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!" Der Papst hieß mit bürgerlichem Vornamen Giuseppe und sein Namenspatron, der heilige Josef, war Zeit seines Lebens ein großes Vorbild für ihn. Obwohl er als Papst im Rampenlicht stand und von aller Welt beobachtet wurde, war es ihm wichtig, bescheiden zu bleiben. Er wollte demütig leben, so, wie es auch der heilige Josef getan hat.

In fast jeder Kirche eine Josefsstatue

Von Josef können wir lernen, dass ein gelingendes Leben in der Nachfolge Jesu eine Portion Demut braucht. Christus selbst ist im Abendmahlssaal in die Knie gegangen und hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Der Dienst am Nächsten, die Verkündigung des Evangeliums ist mehr wert als alles, was man selbst je leisten könnte. Und so ist es wichtig, sich selbst zurücknehmen zu können. Man muss nicht alles, was man geleistet hat, vor sich hertragen und in die Welt hinausposaunen.

Der Apostel Paulus sagt: Wenn ich mich schon rühmen will, dann will ich mich des Kreuzes Christi rühmen. Und er weist damit auf eine christliche Lebenseinstellung hin, die einen einzigen Menschen in den Mittelpunkt stellt: Christus, der für uns gestorben und von den Toten auferstanden ist. Ihn sollen wir durch unser Leben groß machen, seine Worte sollen wir weitersagen. Dann wird das, was wir selbst als wichtig erachten, vielfach nebensächlich.

Die Bretter, die die Welt bedeuten hat der heilige Josef mittlerweile erklommen. In fast jeder Kirche findet sich eine Statue, die Josef darstellt; es gibt Lieder und Gebete zum heiligen Josef. Ob es ihm recht wäre, dass er so groß gefeiert wird? Wahrscheinlich nicht. Aber er lädt uns ein, mit ihm auf Christus zu schauen, mit ihm Christus zu verehren, der für uns und zu unserem Heil in diese Welt gekommen ist.

Von Fabian Brand (KNA)