Bischof Jung beklagt Ungleichzeitigkeit beim Umgang mit Missbrauch
Der Würzburger Bischof Franz Jung sieht bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen eine große Ungleichzeitigkeit zwischen den Bistümern. So gebe es einige Diözesen in Deutschland, die noch keinen Betroffenenbeirat hätten, sagte Jung am Wochenende in Würzburg. Das liege unter anderem daran, dass die Situation "unendlich kompliziert" sei. Der Bischof äußerte sich bei der Frühjahrsversammlung des Diözesanrats.
Weiter sagte er, weil aus den Betroffenenbeiräten Mitglieder in die Unabhängige Aufarbeitungskommission entsandt würden, gebe es den Vorwurf einer Zusammenarbeit mit der "Täterorganisation". Jung sprach sich erneut für eine staatliche "Wahrheitskommission" zur Aufarbeitung aus. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hatte sich dazu skeptisch geäußert und zur Begründung auf einen schnellen Handlungsbedarf verwiesen.
Jung teilte beim Diözesanrat mit, dass das Bistum Würzburg bei der Beratung von Betroffenen ab sofort mit Pro Familia zusammenarbeite. Wegen ihres Umgangs mit dem Thema Abtreibung ist die Organisation innerkirchlich umstritten.
Der Bischof erklärte, Ziel sei, für Betroffene und Angehörige eine erste Anlaufstelle außerhalb kirchlicher Strukturen anzubieten. Diese Beratung werde durch den Bischöflichen Stuhl finanziert, sei ergebnisoffen, kostenfrei und auf Wunsch anonym.
Würzburger Diözesanrat fordert Änderung von Arbeitsrecht
Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg sprach sich bei seiner Frühjahrsversammlung mit großer Mehrheit für eine zeitnahe Änderung des kirchlichen Dienstrechtes aus. Noch immer sei es möglich, Beschäftigten bei schwerwiegenden Loyalitätsobliegenheiten zu kündigen, "die bis in den intimsten privaten Bereich hineinreichen", hielt das Gremium in einem Beschluss fest. Dazu zählten eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder eine erneute Heirat nach einer Scheidung.
Der Diözesanrat dankte zugleich Bischof Franz Jung und dessen Generalvikar Jürgen Vorndran. Diese hatten in Folge der Aktion "#OutInChurch" Ende Januar, bei der sich mehr als hundert Menschen im kirchlichen Dienst als queer lebend geoutet hatten, zugesagt, dass Beschäftigte des Bistums diesbezüglich keinerlei Maßnahmen zu befürchten hätten. So lange jedoch das kirchliche Dienstrecht dahingehend nicht offiziell geändert sei, seien solche Zusagen von Einzelpersonen mit umfassendem Machtpotenzial abhängig und aufgrund von Stellenwechseln nicht permanent und rechtssicher, heißt es in dem Beschluss.
Zudem verabschiedete der Diözesanrat eine Erklärung, in der Russland aufgerufen wird, die Angriffe auf die Ukraine unverzüglich zu stoppen. Auch müssten Repressionen gegen Demonstrierende und Berichterstattende sofort beendet werden. An alle Verantwortlichen in Politik, Kirchen und Gesellschaft weltweit appelliert das Gremium, in den Bemühungen um Frieden nicht nachzulassen. Von der Bistumsleitung, den Kirchenstiftungen sowie den Ordensgemeinschaften im Bistum Würzburg werde die Bereitschaft erwartet, ukrainische Flüchtlinge in kirchlichen Immobilien aufzunehmen. Darüber hinaus sei es wünschenswert, heißt es, auch kirchliches Personal unbürokratisch und schnell für die Flüchtlingshilfe einzusetzen. (rom/KNA)