Moskauer Patriarchat bittet katholische EU-Bischöfe um Vermittlung
Das Moskauer Patriarchat hat die Vertretung der katholischen Bischöfe bei der EU gebeten, sich bei ihren Gesprächspartnern gegen eine "weitere Eskalation der gegenwärtigen Lage" einzusetzen. Es gelte, "Gesprächskanäle zu schaffen und offizielle und inoffizielle Verhandlungen zu organisieren", heißt es in einem am Donnerstag von der Bischofskommission COMECE in Brüssel verbreiteten Brief des russisch-orthodoxen Außenamtschefs, Metropolit Hilarion (Foto). Das Schreiben trägt das Datum vom 17. März. Das russische Patriarchat ist mit der politischen Führung in Moskau eng verbunden.
Im Unterschied zu früheren Äußerungen von Patriarch Kyrill I. enthält der Brief Hilarions keine Schuldzuweisungen an den Westen oder die Nato. Allerdings heißt es, die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland seien "an einem toten Punkt" angelangt; gegenseitiges Vertrauen und die Fähigkeit, einander zuzuhören, seien verloren.
Genn für schärfere Sanktionen gegen Russland
"Wir rufen jeden auf, inständig für das Ende jeder militärischen Konfrontation zwischen Russland und der Ukraine zu beten", so der Vertreter des Patriarchats. Wichtig sei auch die Hilfe für Flüchtlinge und "alle von den Feindseligkeiten Betroffene". Das Moskauer Patriarchat, die mit ihm verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche und Einrichtungen der katholischen Kirche engagierten sich dafür; es sei zu hoffen, dass diese Arbeit fortdauere, schrieb Hilarion. – In einem Schreiben vom 8. März hatte Kardinal Jean-Claude Hollerich als Vorsitzender der COMECE an Patriarch Kyrill appelliert, bei der politischen Führung in Moskau auf eine diplomatische Lösung des Konflikts unter "Achtung des internationalen Rechts" hinzuwirken.
Unterdessen forderte der Münsteraner Bischof Felix Genn, über schärfere Sanktionen gegen Russland nachzudenken. Bislang wirkten sich die Strafmaßnahmen nicht auf das Kriegsgeschehen aus, erklärte er am Donnerstag in Münster. Die Gesellschaft müsse darüber diskutieren, zu welchen härteren Maßnahmen sie bereit sei. "Es geht darum, dass wir einen weiteren Beitrag leisten, damit der Krieg und das Leiden der Menschen möglichst bald ein Ende finden." An die "erschütternden Bilder" dürfe sich niemand gewöhnen. (tmg/KNA)