"Medien bringen uns einander näher"
Der "Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" ist nur wenigen Katholiken und Mitbürgern bekannt. Was hat Kirche mit Medien und moderner Kommunikation zu tun? Sind Medien nicht eine Sache der "weltlichen" Welt, eine Sache der Technik und des Kommerzes, die zudem auch für die Gesellschaft und die Kirche brandgefährlich sind und die unsere Kinder in die Abhängigkeit und Desorientierung führen? Papst Franziskus und seine Vorgänger widmen sich in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils Jahr für Jahr anlässlich des Welttages diesem Thema. Medien sind wichtig. Sie durchdringen und prägen unsere Lebenswelt. Die Art und Weise, wie wir uns verständigen, uns die Welt aneignen, unsere Meinungen, unsere Visionen und Träume und nicht zuletzt unseren Glauben bilden, hat immer mit medialer Kommunikation zu tun. Der Mediensonntag greift daher den "letzten Stand" der Medienentwicklung auf.
Die Entwicklung der Kommunikationstechnologie, des Internets und der Sozialen Medien macht die Welt kleiner und bringt uns einander näher. Folglich müsste es leicht sein, dass wir einander zum "Nächsten" werden und wirksam Ausgrenzung und Armut entgegentreten. Franziskus sagt: "Es genügt nicht, auf digitalen Wegen zu gehen, einfach vernetzt zu sein: Die Verbindung durch das Netz muss begleitet sein von einer wirklichen Begegnung. Wir können nicht allein leben, in uns selbst verschlossen. Wir haben es nötig, zu lieben und geliebt zu werden. Wir brauchen liebevolle Zuneigung. Es sind nicht die kommunikativen Strategien, die die Schönheit, die Güte und die Wahrheit der Kommunikation garantieren. Auch der Welt der Medien darf die Sorge um die Menschlichkeit nicht fremd sein; auch diese Welt ist aufgefordert, Zärtlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Das digitale Netz kann ein an Menschlichkeit reicher Ort sein, nicht ein Netz aus Leitungen, sondern aus Menschen." Menschendienliche (Medien-)Kommunikation hilft uns, einander näher zu sein, uns untereinander besser kennenzulernen, in größerer Einheit miteinander zu leben. Mauern können dadurch überwunden werden, dass wir uns gegenseitig zuhören und voneinander lernen. Differenzen können wir im Dialog beilegen oder auch aushalten lernen. Verständnis und Respekt können wachsen. Die Medien und das Internet, so Franziskus, sind ein Geschenk Gottes.
Der Papst weist aber auch auf problematische Aspekte hin: Die Geschwindigkeit und die Fülle der Informationen übersteigen unsere Fähigkeit, all das zu verarbeiten. Die Vielfalt der vorgebrachten Meinungen kann als Reichtum wahrgenommen werden. Es besteht aber auch die Gefahr, darin die Orientierung zu verlieren. Der Wunsch nach digitaler Vernetztheit kann am Ende dazu führen, dass wir uns nicht mehr unserem Nächsten, sondern uns nur noch der Technik und den Geräten zuwenden.
Diese Probleme sind real, aber keine Rechtfertigung dafür, die Medien abzulehnen. Weil die Kommunikation letztlich mehr eine menschliche als eine technologische Errungenschaft ist, hilft es, an Werte zu erinnern, die das Leben wieder menschlicher machen: den Sinn für Langsamkeit und Ruhe wiedergewinnen, Stille üben, Geduld aufbringen, wenn wir denjenigen verstehen wollen, der anders ist als wir. Wörtlich sagt Papst Franziskus: "Der Mensch bringt sich selbst vollständig zum Ausdruck nicht dann, wenn er einfach toleriert wird, sondern wenn er weiß, dass er wirklich angenommen ist."
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist auch ein Gleichnis für eine christlich geprägte Kommunikationskultur. Franziskus: "Wer nämlich kommuniziert, eine Verbindung aufnimmt, macht sich zum Nächsten. Und der barmherzige Samariter macht sich nicht nur zum Nächsten, sondern er sorgt sich um jenen Menschen, den er halb tot am Straßenrand sieht. Jesus kehrt die Perspektive um: Es geht nicht darum, den anderen als meinesgleichen anzuerkennen, sondern um meine Fähigkeit, mich dem anderen gleich zu machen." Eine so gelebte (Medien-)Kommunikation erzeugt menschliche Wärme und Zuversicht über den Horizont hinaus, die gut, aber auch Not tut.