Lorenz Wolf nicht mehr Leiter des Katholischen Büros Bayern
Lorenz Wolf (66), Münchner Domdekan, ist ab sofort nicht mehr Leiter des Katholischen Büros Bayern. Die Freisinger Bischofskonferenz entsprach am Donnerstag der Bitte des Geistlichen um Entpflichtung. Das wurde nach Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Regensburg mitgeteilt.
Die Bischofskonferenz dankte Wolf für seine 13 Jahre lange Tätigkeit in der katholischen Verbindungsstelle zu Politik, Gesellschaft und Wirtschaft im Freistaat. Die Stelle werde erstmals zur Besetzung ausgeschrieben und müsse künftig nicht mehr von einem Priester übernommen werden, hieß es. Als Kommissarische Leiterin setzten die Bischöfe Wolfs bisherige Stellvertreterin, die Juristin Bettina Nickel, ein. Nickel arbeitet bereits seit 2005 im Katholischen Büro Bayern.
Wolfs Rückzug ist eine Konsequenz aus dem Münchner Missbrauchsgutachten, das auch ihn belastet. In einem am Montag bekannt gewordenen Schreiben hatte der Kirchenrechtler die meisten Vorwürfe gegen seine Person bestritten, zugleich aber um Entpflichtung von mehreren Ämtern gebeten. Kardinal Reinhard Marx entließ Wolf aus seinem Amt als oberster Kirchenrichter (Offizial) der Münchner Erzdiözese. Neben seinen kirchlichen Ämtern ist Wolf seit 2014 auch Vorsitzender des Rundfunkrats des Bayerischen Rundfunks (BR). Mit Beginn der neuen Amtsperiode im Mai wird der Münchner Salesianer-Pater Alfons Friedrich Wolfs Nachfolger als Mitglied des Rundfunkrats.
Fast überall Betroffenenbeiräte und Aufarbeitungskommissionen
Mit Blick auf die Aufarbeitung von Missbrauch sagte Marx zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung, dass in fast allen bayerischen Bistümern umgesetzt sei, was die Kirche mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung vereinbart habe. Beinahe überall gebe es Betroffenenbeiräte und Unabhängige Aufarbeitungskommissionen. Angesichts der gestiegenen Austrittszahlen warb der Kardinal für eine Erneuerung der Kirche. "Zu meinen, mit wenigen kurzen Maßnahmen wird ein solcher Trend gestoppt, das ist ja ganz ausgeschlossen." Es brauche eine "synodale Kirche, wo man ringt und streitet und nicht der eine den anderen exkommuniziert". Auch mit den Unzufriedenen müsse der Austausch gesucht werden.
Durch den letztinstanzlichen Freispruch des Münsterschwarzacher Benediktiners Abraham Sauer sehen die bayerischen Bischöfe ihre Linie beim Kirchenasyl "ganz klar" bestätigt. Das Urteil des Bayerischen Obersten Landesgerichts (BayOLG) zeige, dass es richtig gewesen sei, sich an die Absprachen zwischen Kirchen und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) gehalten zu haben, sagte Marx. "Das Signal, was hier gesetzt wurde, vom obersten bayerischen Gericht, ist sehr, sehr gut und bestätigt uns in unserem Engagement."
Für Flüchtlinge aus der Ukraine stellt die katholische Kirche in Bayern mehrere tausend Plätze bereit. Das geht aus einer Übersicht hervor, die zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung präsentiert wurde. Als Quartiere wurden und werden Priesterseminare, Bildungshäuser, Pfarrhäuser und -zentren hergerichtet. Orden öffnen ihre Klöster. Marx sprach von "großartigen Zeugnissen", die die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine gäben. Es flössen dafür auch viele Kirchensteuermittel. "Nicht alles ist 100 Prozent refinanziert." Zugleich warnte er vor Überforderung: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien am Limit. (tmg/KNA)