Zeitung: Kölner Diözesanrat fordert Auflösung von Hochschule
Der Diözesanrat der Katholiken, Laienvertretung im Erzbistum Köln, verlangt die Auflösung der Kölner Hochschule für katholische Theologie (KHKT). Deren Finanzierung müsse ebenso wie juristische geprüft werden wie die Auftragsvergaben im Erzbistum Köln, sagte die Vize-Vorsitzende des Rates, Bettina Heinrichs-Müller, der "Kölnischen Rundschau" (Freitag).
Die Finanzierung aus dem sogenannten BB-Fonds des Erzbistums, aus dem auch Anerkennungsleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt fließen, sei nicht hinnehmbar, so Heinrichs-Müller. Es sei kein Konzept erkennbar, wie die Hochschule nachhaltig zu finanzieren ist. Auch sei das Projekt "wissenschaftlich komplett überflüssig". Heinrichs-Müller verweist auf die Theologische Fakultät der Universität Bonn, die Priester ausbildet und aus Exzellenzfördermitteln stark ausgebaut werde, sowie auf weitere Hochschulen. Das Kölner Projekt wertet sie als Ausdruck von "Hybris", also extremer Selbstüberschätzung.
"Hatten schon immer Bedenken"
"Wir hatten immer schon Bedenken", sagte Heinrichs-Müller zu dem Hochschulprojekt. Der "Kölnischen Rundschau" liegen nach eigenen Angaben zwei Anfragen des Diözesanrates an Hochschulkanzlerin Martina Köppen vor, die bis heute nicht beantwortet seien. Im Februar 2020 fragte der Rat demnach unter anderem nach Quelle und Höhe des Stiftungsvermögens und der Rolle des BB-Fonds. Mitte März 2021 sei es dann um die später gescheiterte Berufung des Fundamentaltheologen Dominikus Kraschl nach Köln gegangen. Medien hatten ihm unter anderem homophobe Äußerungen vorgeworfen, was Kraschl selbst als nicht zutreffend zurückweist.
Im November 2019 hatte das Erzbistum nach Heinrich-Müllers Angaben in allgemeiner Form über den Plan informiert, die damalige Ordenshochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin zu übernehmen; zum 1. März 2020 wurde das vollzogen. Ende Oktober 2021 empfingen Rektor Christoph Ohly und Kanzlerin Köppen demnach schließlich zwei Vertreter des Diözesanrates, darunter Heinrichs-Müller. Auch damals habe es aber keine näheren Angaben zur Finanzplanung der Hochschule gegeben.
Die KHKT gilt als Lieblingsprojekt von Kardinal Woelki, für das er sich persönlich engagiert hat. Beobachter sehen in dem Aufbau der Hochschule den Versuch, eine konservativ profilierte Einrichtung neben der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Uni Bonn aufzubauen, mit der Woelki wegen Stellenbesetzungen in Konflikt geraten war. Zuletzt gab es Debatten über die Finanzierung der Hochschule. Für diese war eigentlich eine Stiftung eingerichtet worden. Um die Einrichtung zunächst für sechs Jahre weiterzuführen, fließen laut dem Erzbistum Gelder aus dem sogenannten BB-Fonds. Dabei handelt es sich um ein über Jahrzehnte durch Abgaben von Kölner Klerikern gebildetes Sondervermögen, über das der Erzbischof persönlich verfügen kann. (mal/KNA)
8.4., 12:40 Uhr: dritter Absatz im Hinblick auf die Vorwürfe gegen Kraschl berichtigt.