Kyrill I. hatte Krieg gegen Ukraine wiederholt gerechtfertigt

"Schande": Bischof Genn kritisiert russisch-orthodoxen Patriarchen

Veröffentlicht am 09.04.2022 um 10:00 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ "Man sitzt da und ist ohnmächtig, welch ein Wahnsinn dieser Krieg darstellt", sagt der Münsteraner Bischof Felix Genn zum russischen Angriff auf die Ukraine. Deutliche Worte findet er für den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I.

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Der Bischof von Münster, Felix Genn, hat die Unterstützung des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. für den Krieg in der Ukraine scharf verurteilt. "Das ist eine Schande für unseren christlichen Glauben", sagte Genn am Freitag in Münster. Der Angriff auf die Ukraine folge der "Ideologie eines Mannes", so der Bischof mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Kyrill I. hat die Aggression gegen das Nachbarland wiederholt gerechtfertigt. Der Krieg zerstöre Menschenleben und Krankenhäuser, so Genn, und nehme keine Rücksicht auf Zivilisten. "Man sitzt da und ist ohnmächtig, welch ein Wahnsinn dieser Krieg darstellt."

Genn äußerte sich während eines Besuchs bei freiwilligen Helfern, die in Münster Lebensmittelpakete für Notleidende in der Ukraine packen. Der Bischof dankte den rund 300 Bürgerinnen und Bürgern, darunter viele Ehrenamtliche aus Kirche und Caritas, für ihr Engagement: "Davor kann ich nur den Hut ziehen." Nach Angaben des Bistums Münster haben die Helfer inzwischen 20.000 Lebensmittelpakete für die Ukraine gepackt, die mit Lastwagen in das kriegserschütterte Land gebracht werden.

Patriarch Kyrill I. gilt als enger Verbündeter Putins. Vor rund einem Monat rechtfertigte er bei einem Gottesdienst den russischen Krieg gegen die Ukraine als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen. Vergangene Woche rief er die russischen Soldaten zur Erfüllung ihres Eides und zum Kampf auf. Zahlreiche Kirchenvertreter haben Kyrill bereits aufgefordert, sich vom russischen Angriffskrieg zu distanzieren und für Frieden einzutreten. (mal/KNA)