Osterpredigten der Bischöfe: Auferstehung macht Mut
Der Krieg in der Ukraine hat größtenteils die Osterpredigten der deutschen Bischöfe bestimmt. Ostern und die Auferstehung wollten Mut machen, Ängste überwinden und Hoffnung auf Frieden geben. Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ist die Hoffnung ein "Lebensmittel". Der Limburger Bischof sagte am Ostersonntag: "Nur hoffend können wir unser Leben gut führen." Die Hoffnung werde zwar auch einmal enttäuscht werden. Aber, wenn sie erlahme, bleibe nur wenig Spielraum für christliches Handeln. Zu hoffen sei aber keine Selbstverständlichkeit. "Es ist keine Naturbegabung, angesichts immer neuer existenzieller Unsicherheiten damit zu rechnen, dass Frieden und Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe wachsen werden in dieser Welt, bis sie alle Menschen umfassen."
Bätzing sagte weiter, die Welt sei wahrhaftig kein Paradies. "Die verhaltene Zuversicht ist bereits allzu häufig ins Wanken geraten, dass sich demokratische Bewegungen gegenüber autokratischen Systemen durchsetzen könnten, dass internationale Konflikte eher durch Dialog und diplomatisches Geschick zu lösen wären als durch Wettrüsten und Krieg." Die Pandemie mit all ihren Folgen habe viele Menschen hart getroffen. Die Auswirkungen werde man noch lange spüren, so Bätzing. "Ganz zu schweigen" von der verheerenden Zerstörung von Lebensräumen und den humanitären Katastrophen, die der Klimawandel auslöse. "Wir mit unserem Lebensstil haben Anteil daran", so der Bischofskonferenz-Vorsitzende.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte in seiner Osterpredigt, er sehe die Gefahr, in "alte Feindbilder" zurückzufallen. Damit würde einer "Logik des Kriegs" gefolgt, wodurch "menschliche Herzen, Köpfe und Seelen über Generationen durch Hass vergiftet" würden. Natürlich hätten die Menschen das Recht, ihr eigenes Leben und das ihrer Mitmenschen, der vielen Unschuldigen zu verteidigen und zu schützen. Doch bleibe zu fragen, wie es weitergehen solle.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erinnerte an die Rolle der Frauen in der Geschichte der Auferstehung Jesu. Es seien die Frauen gewesen, "die voll glaubenden Vertrauens in Worte fassen, was ihnen widerfährt", sagte er im Kölner Dom. "Auch von Unverständnis, Ablehnung und Spott lassen sie sich nicht irritieren." Wer für sich behalte, was ihm im Innersten wichtig sei, dem begegne weder Unverständnis noch Spott, so Woelki. "Aber ich kann dann auch nicht erfahren, was die Frauen am Ostermorgen erfahren: Dass es nicht beim Spott und der Ablehnung bleibt."
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode rief dazu auf, sich von der Corona-Pandemie und vom Krieg in der Ukraine nicht entmutigen zu lassen. Die Christen sollten sich für Leben und Frieden einsetzen. Dies könne sich etwa in der Zuwendung für die vielen Tausend Geflüchteten ausdrücken. Vom derzeitigen Engagement in der Migrations- und Flüchtlingshilfe zeigte sich der Bischof "erstaunt und berührt". Mit Blick auf die russisch-orthodoxe Kirche sagte Bode, er sei sicher, "dass auch in Russland ganz viele Menschen zutiefst diese Sehnsucht nach Leben und Frieden teilen, wenn sie in diesem Jahr das Halleluja anstimmen".
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In Bamberg rief Erzbischof Ludwig Schick die Menschen auf, für Sanktionen gegen Russland Einschränkungen zu akzeptieren. Als Beispiele nannte er Abstriche bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Gebrauchsgütern sowie steigende Energiepreise. Außerdem müsse die Selbstverteidigung der Ukraine unterstützt werden. "Der Frieden müsse herbeigebetet und herbeigesehnt werden." An die russisch-orthodoxe Kirche appellierte Schick, mit der Verkündung von Christi Friedensgruß dazu beizutragen, dass die russische Aggression gegen die Glaubensgeschwister in der Ukraine beendet werde. Christen müssten Friedensstifter und Friedensbringer sein.
Augsburgs Bischof Bertram Meier wagte die Prognose: "Um des Lebens willen werden wir wohl den Gürtel enger schnallen müssen, wir werden ärmer. Wir müssen die Schöpfung schützen." Die Krisen von heute ließen sich nicht mit alten Schablonen lösen. Der Bischof erinnerte daran, dass derzeit von einer Transformationen im Lebensstil gesprochen werde. "Ich plädiere für eine 'Osterwende'. Bevor wir die Energiewende umsetzen, eine Verkehrswende und anderes mehr, brauchen wir eine Wende im Herzen." Auch die Kirche müsse sich verändern.
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke forderte die Christen auf, die österliche Botschaft auch zu den Menschen in die Ukraine und nach Russland zu tragen. Das könne durch Gebete für die Bedrängten und konkrete Solidarität für die Menschen in Not erfolgen. Es brauche auch heute "österliche Zeugen", die Licht in die Welt brächten.
Der Würzburger Bischof Franz Jung appellierte an die Menschen, Wunden und Verwundungen als Teil der Lebensgeschichte anzunehmen. "Diese Verwundbarkeit macht den Kern unserer Menschlichkeit aus." Dadurch "werden wir zu mitfühlenden Menschen", so der Bischof. "Die heilsame Scham ist die Hüterin der Verwundbarkeit." Gerade in diesem Jahr zeige sich deutlicher als sonst, dass da ein gewaltiges Paket an Unerlöstheit die Welt beherrsche, sagte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Aber Christen sei klar, dass das Erlöstsein unter dem Vorzeichen der Hoffnung stehe.
Der Passauer Bischof Stefan Oster griff das Bild der "Neugeburt" auf. Die Jünger Jesu hätten diese durch die Erfahrung erlebt, dass der Auferstandene wirklich lebe. Von jetzt an sei alles anders. Deshalb sage Ostern den Menschen gleichfalls heute: "Mitten in einer Welt, die von Krieg und Krisen bedroht ist - und in der auch so viele von uns persönliche Leiderfahrungen machen müssen, mitten darin gibt es die Möglichkeit eines Vertrauens, das tiefer ist und stärker als alles andere. Die Hoffnung lebt, die Liebe lebt - der Himmel ist offen und sein Licht strahlt auch in mein Leben hinein."
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann rief mit Blick auf den Krieg in der Ukraine auf, sich gegen Gewalt zu stellen: "Wir können nicht tatenlos zusehen, wenn ein Volk brutal überfallen, wehrlose Zivilisten gezielt hingerichtet, Familien ermordet, Krankenhäuser zerstört werden - wenn bewusst alle Humanität mit Füßen getreten wird", sagte er. Auferstehung könne vor diesem Hintergrund wie eine Utopie erscheinen. Doch die Osterbotschaft sei letztlich "der einzige Anker, um die fatalen Spiralen unserer Welt zu durchbrechen". Erst Ostern biete Hoffnung für die Sehnsucht nach "nie wieder Krieg". Die Auferstehung sei eine "langsame Durchlichtung der Angst und des Zweifels".
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Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sieht in der Osterbotschaft ein großes Versprechen Gottes: "Gott bewahrt dich nicht vor allem, aber er rettet dich durch alles hindurch: Durch deine Niederlagen, deine Enttäuschungen, deine Schmerzen, ja selbst durch den Tod." Die biblischen Erzählungen seien "keine naiven Gutenachtgeschichten". Sie ließen daran denken, dass es vielen Menschen heute nicht gut gehe. Viele Kinder weltweit seien durch Naturkatastrophen, Krankheiten oder "menschenverachtende Angreifer" bedroht. In der Ukraine seien unzählige Menschen Gefahren ausgesetzt und Opfer eines verbrecherischen Angriffskrieges geworden.
Nach Worten des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf haben viele Menschen derzeit Angst, etwa vor Krankheit, Leiden und Tod. "Viele haben Angst, welche Folgen der brutale Krieg in der Ukraine haben wird, welche persönlichen Folgen, welche wirtschaftliche Konsequenzen." Die Bilder der zerstörten Städte und der ermordeten Menschen verfolgten manche bis in die Nacht. "Und vielleicht haben Menschen auch eine Ur-Angst vor dem Verschwinden und der Sinnlosigkeit", so Kohlgraf. Ostern mache Mut: "Ängste überwinden, Zweifel nicht verschweigen, Hoffen gegen jede Hoffnung - das ist Ostern."
In seiner Osterpredigt räumte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige mit Blick auf das Fest zugleich ein: "Steht es nicht völlig konträr zu der erschütternden Wahrheit, dass das Mittelmeer für viele Geflüchtete zum Grab geworden ist, zu den Coronatoten der letzten zwei Jahre, zu den zahllosen Menschen, die tagtäglich Opfer der dramatischen Klimaveränderungen oder der anderen sich immer weiter zuspitzenden humanitären Katastrophen werden?"
Der Friedenswunsch Jesu am Ostermorgen sei "keine Floskel, sondern ein drängender Maßstab", betonte der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers. Er stellte zugleich in Frage, "wie viel von diesem Frieden überhaupt möglich ist angesichts ungerechtfertigter Aggression, Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen". Timmerevers mahnte, alles zu unternehmen, damit Frieden möglich wird. "Wenn wir Sanktionen gegen Russland mittragen, dann nur, damit auf den Frieden gedrängt wird. Wenn der Abwehrkrieg unterstützt wird, dann nur, damit langfristig Frieden einziehen kann."
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt wandte sich in seiner Osterpredigt direkt an den russischen Präsidenten Wladimir Putin: "Wenn Sie am nächsten Sonntag, dem orthodoxen Osterfest, zu einem Gottesdienst gehen, dann hoffe ich, dann hoffen die Menschen in Europa und der ganzen Welt, dass der Gruß des Auferstandenen 'Friede sei mit euch' auch Ihr Herz verwandelt und Ihnen Gedanken des Friedens schenkt. Darum bete ich auch für Sie".
Das unsägliche Leiden von Menschen weltweit ist für den Freiburger Erzbischof Stephan Burger nur in der christlichen Hoffnung auf Gott auszuhalten. "Wenn das Leben mit all seinen Grausamkeiten einen Sinn haben soll, wenn der geschundene Mensch überhaupt jemals eine Chance gehabt hat, dann nur deshalb, weil wir an Ostern in das außergewöhnlichste Geheimnis des Lebens eintauchen dürfen", sagte Burger im Freiburger Münster. Er rief dazu auf, nicht die Freude am Glauben und an den biblischen Botschaften zu verlieren.
Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst sagte, Jesus habe für sich keine andere Macht als die der Liebe beansprucht. Damit "rüttelt er an den Grundfesten der Despoten, Kriegstreiber und aller, die ihre Macht missbrauchen". Der Bischof betonte, Gott bleibe Sieger über die Geschichte allen menschlichen Leids: "Er verlässt uns nicht, sondern ist vor allem denen nahe, die unendlich Leid und Schmerz ertragen müssen."
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Der Aachener Bischof Helmut Dieser rief dazu auf, auf die Ergebnisse aktueller kirchlicher Reformprozesse zu vertrauen. "Ich habe keine Angst vor Reformen, die aus geistlicher Haltung, Übung und Gemeinschaft miteinander erbetet und errungen werden", sagte er beim Gottesdienst am Ostersonntag im Aachener Dom. "Viel schädlicher im Laufe der Kirchengeschichte war es, wenn Reformen aus Angst und Kleinglaube unterdrückt wurden." Die Auferstehung Jesu Christi zeige, dass seine Geschichte weitergehe. "Sie hört mit keiner Gestalt der Kirche auf, die sie in ihrer langen Geschichte immer wieder abstreifen musste wie eine Haut, die zu eng geworden war", sagte Dieser. Sie höre auch nicht auf "mit den Krisen und Katastrophen, die wir Menschen selbst verursachen und womit wir die Kirche verunstalten".
Der Münsteraner Bischof Felix Genn forderte, die Situation der Kirche nicht zu beschönigen. In Gesellschaft, Politik und Kirche geben es "viel Lüge und Unaufrichtigkeit und vieles, was böse ist", sagte der Oberhirte. "Manches ist tatsächlich zum Heulen." Vor den "Wunden der Verwundeten" dürften die Augen nicht verschlossen werden, so Genn. "Wir müssen uns dieser Wahrheit stellen, dass Menschen der Kirche den Rücken kehren, dass wir weniger werden, dass wir ratlos sind, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht." Die Botschaft von Ostern könne hier Trost spenden - weil Christus den Menschen da begegnen wolle, wo sie weinten.
Für Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat die katholische Kirche eine Zukunft, wenn sie am Rand der Gesellschaft Präsenz zeigt. "Wo wir Flüchtlingen helfen, wo wir ein Wort sprechen für die Rechte der Menschen, die sich um des Guten und des Friedens willen verteidigen müssen, da stehen wir oft am Rand", sagte er. Die Kirche stehe immer weniger im Zentrum der Gesellschaft - auch, weil der Missbrauchsskandal sie an den Rand geschoben habe.
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sprach sich gegen Hass und Fanatismus aus. Dem "fanatischen Hass rücksichtsloser Menschenverächter" setze Ostern "ein entschiedenes Signal des uns von Gott erschlossenen Lebens entgegen", sagte er im Paderborner Dom. Nationalismus und Fanatismus auch in Europa schürten die Ängste vieler Menschen vor "unmenschlichen Zerstörern des Lebens und des Friedens". Becker äußerte die Hoffnung, dass die Osterbotschaft vom auferstandenen Christus sich hier durchsetzen möge.
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber rief zu Solidarität mit Geflüchteten aus der Ukraine aufgerufen. Zugleich forderte er, aufmerksam dafür zu sein, wie die ankommenden Menschen "uns bereichern können, mit ihren Erfahrungen, mit ihrer Leidensgeschichte aber auch mit ihrem beeindruckenden Durchhaltewillen und Zusammenhalt", sagte er an Ostersonntag im Fuldaer Dom. Weiter betonte er: "Das Leben, das von Ostern ausgeht, ist stärker als alle Dynamik der Vernichtung." Als Beispiel berichtete Gerber von einer Reise nach Lwiw (Lemberg) im Jahr 2008. Dort habe er eine Dorfkirche entdeckt, die in der Zeit des Stalinismus enteignet und als Turnhalle genutzt worden sei und der "die Wunden der Enteignung" auch viele Jahre nach der Rückgabe noch anzusehen seien. Dennoch habe die kleine Kirche den Stalinismus überlebt, denn die Menschen im Ort hätten sich fortan heimlich getroffen und den Glauben weitergegeben.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer: „Ihr seid mit Christus auferweckt, richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische. Das ist Verheißung für uns alle. Für jede und jeden. Für uns heute hier im Mariendom zu Hildesheim und daheim an den Bildschirmen, für die Ukrainer und die Russen und alle Menschen auf dieser Erde.“ Jesus habe in der Bergpredigt den Weg des Friedens aufgezeigt, so Wilmer in dem auch im Internet übertragenen Gottesdienst. Darin sehe er einen Auftrag für heute: „Setzt euch zusammen, verhandelt, kümmert euch um den Frieden, koste es, was es wolle. Setzt euch an einen Tisch, teilt euer Brot und teilt euren Wein. Wenn ihr bei einem solchen Mahl sitzt, schaut euch in die Gesichter. Nicht Auge um Auge, sondern Auge in Auge.“
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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erklärte, zur Osterbotschaft dieses Jahres gehöre auch, "die Ungerechtigkeit klar zu benennen, Verbrecher anzuklagen und zu verurteilen. Wir müssen unsere Botschaft des Lebens, des Friedens unüberhörbar machen, auch wenn uns gar nicht danach zumute ist", forderte der Erzbischof. Er rief dazu auf, "dass wir anerkennen, dass zu einem gerechten Frieden auch das Recht auf Verteidigung gehört, dass zu einem menschenwürdigen Leben auch das Verurteilen von Unrecht gehört."
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte, es erschüttere ihn, dass "Christen auf Christen schießen und dass die Mächtigen dies in der Absicht tun, damit christliche Traditionen und Werte zu verteidigen". Der Bischof betonte: "In einem erschreckenden Ausmaß wird Gott vor den Karren menschlicher Machtinteressen gespannt. Das ist mit dem Gott und Vater Jesu Christi aber nicht zu machen."
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sieht Ostern auch als Fest der Bereitschaft zu Veränderungen. In der Begegnung mit Jesu Botschaft könnten sich Menschen weiterentwickeln und verändern. Auch in der Ukraine werde es ein Ende von Gewalt und Kriegsverbrechen nur geben, wenn alle Beteiligten sich veränderten - am besten in der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, der vor uns hintritt und uns begrüßt mit den Worten: Der Friede sei mit dir!" (rom/KNA)
18.04.2022, 12 Uhr: ergänzt um Informationen zur Predigt von Bischof Voderholzer.