Wallfahrtsjahr in Altötting mit Würzburger Bischof Jung eröffnet
In Altötting ist am Sonntag offiziell das Wallfahrtsjahr 2022 eröffnet worden. Als Gast war der Würzburger Bischof Franz Jung angereist. In seiner Festtagspredigt zum Hochfest Patrona Bavariae bezeichnete er Maria als die Trösterin der Migranten und Geflüchteten. Sie selbst habe oft genug vor verschlossenen Türen gestanden, sei jahrelang auf der Flucht vor denen gewesen, den den Tod ihres Sohnes wünschten. Die Gottesmutter sei aber auch die Mutter der leidenden Kirche, die sich anrühren lasse von der Not der Menschen. Eine solche Kirche verschließe nicht ihre Tore vor den Hilfesuchenden, sondern öffne sie.
Wallfahrt unter dem Motto "Auf dass sie alle eins seien"
Zudem ging Jung auf die Offenbarung des Johannes ein. In der Apokalypse werde der letzte Kampf als ein verbitterter und rücksichtsloser geführt. Letzte Kämpfe hätten das so an sich. Die Deutschen hätten dies am Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt. Aber auch in privaten Auseinandersetzungen werde es offensichtlich, wenn Menschen einander alles denkbar Böse antäten, ohne Rücksicht walten zu lassen. Hautnah sei es derzeit im Russland-Ukraine-Krieg in aller Brutalität erlebbar, so der Bischof: "Je weniger Erfolgsaussichten winken, umso erbarmungsloser tobt der Kampf, umso sinnloser und irrsinniger werden die Methoden, zu denen man greift in der fehlgeleiteten Annahme, doch noch etwas erreichen zu können." Das Austoben der Bösen fordere viele Opfer. Jetzt seien es die Geflüchteten Menschen, "die bei uns Heimat, Sicherheit und ein Obdach suchten", erinnerte Jung. Sie wollten den Schrecken des Kriegs entkommen. Sie bräuchten Zuwendung und das Gefühl, nicht mehr in Lebensgefahr zu sein.
Unter dem biblischen Spruch "Auf dass sie alle eins seien" steht in diesem Jahr die Wallfahrt nach Altötting. Hintergrund sei, dass aufgrund der Pandemie zunehmend Spannungen und Brüche in der Gesellschaft wahrzunehmen seien, hatte Wallfahrtsdirektor Klaus Metzl erklärt. Die Einheit sei ein zerbrechliches Gut. Das gelte auch für die Kirche. Der oberbayerische Marienwallfahrtsort gilt als das "religiöse Herz Bayerns." Mehr als eine Million Menschen pilgern jährlich zur Schwarzen Madonna in der Gnadenkapelle auf dem Kapellplatz. Die vermutlich in Burgund oder am Oberrhein entstandene geschnitzte Marienfigur mit dem Jesuskind kam um 1330 nach Altötting, wo die Gottesmutter bereits seit dem 9. Jahrhundert verehrt wird. Da die Heilige Kapelle noch bis Oktober umfassend saniert wird, ist das Gnadenbild einstweilen in den Chorraum der Stiftspfarrkirche umgezogen.
Churer Bischof Bonnemain eröffnet Wallfahrtssaison in Kevelaer
Auch im niederrheinischen Kevelaer wurde am Sonntag die neue Wallfahrtssaison eröffnet. Hunderte Gläubige kamen für den Gottesdienst zusammen, wie das Bistum Münster mitteilte. Der Churer Bischof Joseph M. Bonnemain bezeichnete die Gottesmutter Maria im Eröffnungsgottesdienst als eine "starke, beständige Frau". Gott habe viel mit ihr gewagt. Die Gläubigen rief der Schweizer Bischof auf, zu prüfen, ob Augenblicke und Widrigkeiten im eigenen Leben dazu dienen könnten, "wie bei Maria die Größe unseres Herzens zu entwickeln. Nur wenn wir Ausdauer, Treue und Stärke entwickeln, werden wir wie Maria Milde, Zärtlichkeit und Feingefühl allen gegenüber zeigen können. So werden wir selber nach und nach Kanäle der göttlichen Liebe werden, Trösterinnen und Tröster der betrübten Mitmenschen sein können."
Wallfahrtsrektor Gregor Kauling fügte hinzu, Maria habe nicht auf einem hohen Sockel gestanden, sondern fest auf der Erde, mit beiden Beinen im Leben, aber auf den Himmel ausgerichtet. Die Saison stehe - wie an anderen Wallfahrtsorten - unter dem Motto "Himmel + Erde berühren", wobei das Pluszeichen das christliche Kreuz symbolisiere. Kevelaer ist nach Altötting der zweitgrößte katholische Pilgerort in Deutschland. Jährlich kommen schätzungsweise rund 800.000 Pilgerinnen und Pilger zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten". (stz/KNA)
1.5., 13:45 Uhr: Ergänzt um die Informationen aus Kevelaer