Schweizergarde bekommt neue Kaserne: Größer, ökologischer, weiblicher?
Schluss mit Platzmangel und maroder Gebäudesubstanz: Am Mittwoch haben der Vatikan und eine eigens gegründete Stiftung ein Abkommen zur Planung einer neuen Kaserne für die Päpstliche Schweizergarde unterzeichnet. Ein weiteres soll für die Bauphase folgen. Beginnen sollen die Arbeiten 2026, nach dem Heiligen Jahr 2025. Die bisherigen drei Kasernengebäude sind seit Anfang des 19. Jahrhunderts nie komplett renoviert worden und entsprechen nicht mehr heutigen Standards.
Zudem hatte Papst Franziskus 2018 die Zahl der Gardisten von 110 auf eine Sollstärke von 135 Mann erhöht und die Heiratsregelung erleichtert. So wird auch mehr Raum für Familien benötigt. Aus Platzmangel wohnen aktuell Gardisten auch außerhalb des Vatikan, erklärt der Präsident der Stiftung für die schweizerische Kasernenrenovierung, Jean-Pierre Roth. Ziel des Neubaus sei, dass die gesamte Garde wieder an einem Ort leben kann. Mit der Kooperationsvereinbarung wurde nun ein wichtiger Schritt dazu unternommen.
Demnach ist die Schweizer Stiftung für die Beschaffung der bislang geschätzt 45 Millionen Schweizer Franken (46 Millionen Euro) Projektkosten zuständig. Der Vatikan wird in der Bauphase für die übergangsweise Unterbringung der Gardisten sorgen; geschätzte Kosten dafür: rund 5 Millionen Franken. Zudem will sich der Vatikan um die Prüfungen des Projekts intern sowie vor der Weltkulturorganisation Unesco und dem italienischen Denkmalschutz kümmern. Bislang habe die Stiftung 37,5 Millionen Franken sammeln können, so Roth. Er sei zuversichtlich, dass sich die restlichen 7,5 Millionen in den kommenden Monaten beschaffen ließen.
Nachhaltiges Bauen
Der Neubau soll auch auf Schweizer Knowhow für nachhaltiges Bauen zurückgreifen. Eine Wärmepumpe, eigene Energie über eine Solaranlage in den Dachziegeln und die Aufbereitung von Abwasser sind geplant. Hingegen steht noch nicht fest, was mit der aktuellen Außenfassade der Kaserne geschehen solle, so Roth. Die Fassade an der Via di Porta Angelica steht auf der Grenze zwischen Vatikan und Italien. Da sie von italienischem Staatsgebiet aus sichtbar ist, müssen dessen Behörden über Verbleib oder Abriss mitentscheiden.
Andere müssen auch entscheiden, wenn es um die "Frauenfrage" bei der Schweizergarde geht. Mit dem Neubau der Kaserne sei die Unterbringung von Gardistinnen theoretisch möglich, so Roth; etwa durch die geplanten Einzelzimmer. Bislang leben bis zu vier Gardisten in einem Raum. Ob es aber Frauen unter den Gardisten in Zukunft geben werde, liege im Ermessen des Vatikan. "Darüber haben wir überhaupt keine Kontrolle", so der Stiftungspräsident. Die Attraktivität der Garde für neue Rekruten werde durch die neue Kaserne aber sicher steigen.
Bis Ende 2025 haben Vatikan und Stiftung nun Zeit für alle Vorbereitungen, Bewilligungen und Budgetpläne. Dann sollen die Bauarbeiten beginnen. Die Unterzeichnung des Abkommens bildete den Auftakt für die Feiern rund um die Vereidigung neuer Gardisten am Donnerstag und Freitag (5./6. Mai). Zu der reist dann auch Bundespräsident Ignazio Cassis an – und stellt ein weiteres Schweizer Bauprojekt in Rom vor: die neue Botschaft beim Heiligen Stuhl. Bisher residierte der Vertreter Berns beim Papst in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Nun soll es eine eigene Botschaft in Rom geben, nur 500 Meter entfernt von der Gardekaserne nahe der Piazza del Risorgimento.