Geschichte in Stein und Holz
Am 22. Juli 1225 wurde der Grundstein gelegt. 39 Jahre später, am 30. September 1264, wurde das Gotteshaus geweiht. An diesem Wochenende feiert die Diözese den 750. Jahrestag der Weihe unter dem Motto "Willkommen im Paradies". Geplant sind über 100 Veranstaltungen, darunter Gottesdienste, Konzerte, Diskussionen und Ausstellungen.
Im Mittelpunkt aber steht der Dom selbst, seine Geschichte, aber mehr noch seine Gegenwart - seine Wirkung auf die Menschen heute. Rund 109 Meter ist der Dom lang und 53 Meter breit. Seine beiden Türme sehen von unten gleich groß aus, doch ist der eine knapp 58 Meter, der andere aber nur 55,5 Meter hoch. Der helle Baumberge-Sandstein trägt mit zur optischen Leichtigkeit bei. Im Baustil überwiegt die Romanik mit dicken Mauern und kleinen Fenstern, Teile sind gotisch, etwa die Spitzbögen und großen Fenster mit zierlichen Beiwerk zum Domplatz hin.
Ein Gesamtkunstwerk in neuem Glanz
Der Dom bewegt die Menschen in Münster. Als vor fünf Jahren eine umfassende Renovierung anstand und das Domkapitel aus diesem Grund eine fast eineinhalbjährige Schließung ankündigte, war die Aufregung groß. Nicht wenige hielten das zunächst für einen Scherz, und viele versuchten später durch Lücken im Bauzaun oder über die Zugänge für Bauarbeiter wenigstens einen Blick ins Innere zu erhaschen. Als dann nach 470 Tagen, am 16. Februar 2013, Bischof Felix Genn mit einem feierlichen Gottesdienst den Dom wiedereröffnete, standen die Menschen Schlange, um das Werk zu sehen. Und sie staunten. Das Gotteshaus sei "Sinnbild für die Identität dieser schönen Stadt", sagte Genn damals. Der Dom stelle eine "Predigt aus Stein" und eine "Botschaft der Jahrhunderte" dar.
Auch innen präsentiert sich das Gotteshaus jetzt freundlich hell - zumal wenn die Sonne durch die hohen Fenster in der Südfassade scheint. Die Raumwirkung nach oben ist beeindruckend. Von hinten nach vorn könnte sie wuchtiger sein. "Das liegt daran, dass der Fußboden im Langhaus bis zum Altar hin abschüssig ist", verrät Domvikar Markus Tüshaus. Rund einen halben Meter macht der Unterschied aus, bevor der Altarbereich wieder ansteigt. Wirklich sichtbar aber ist das nicht.
Sofort ins Auge fällt dagegen der große, aus dem 15. Jahrhundert stammende barocke Altar im Westwerk, dem ältesten Teil des Doms. Bis zum Zweiten Weltkrieg diente er als Hauptaltar. Hinter seinen bemalten und geschnitzten Flügeln wurden früher Teile des Domschatzes verborgen. Zum Jubiläumsfest soll diese Tradition noch einmal aufleben.
Meisterwerke von historischer Bedeutung
Geradezu berühmt ist die Astronomische Uhr von 1542. Die Uhrzeit ist das wenigste, was sie kann. Sie bietet auch Informationen über Wochentag, Sonnenlauf, Mondphase und Sternbild - jedenfalls für den, der sie lesen kann. Was dagegen jeder versteht, kommt um 12.00 Uhr oben raus: Die heiligen drei Könige und zwei Diener sowie der Stern von Bethlehem. Gleich daneben liegt die Grabeskapelle des seligen Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen (1878-1946), der als "Löwe von Münster" gegen das Euthanasieprogramm der Nazis predigte. Im Boden mahnt die Inschrift: "Du muss Gott mehr gehorchen als den Menschen."
An anderen Besonderheiten läuft der Besucher vorbei, wenn niemand ihn drauf hinweist. Etwa an der Liborius-Statue gegenüber der Uhr, die einen neuen Bischofsstab hat. Der vorige war Alt-Bischof Reinhard Lettmann (1933-2013) mit ins Grab gelegt worden. Und nur die wenigsten wissen, dass das Holz des großen Triumphkreuzes über dem Altar nach neusten computertomographischen Untersuchungen von einem Höhenzug östlich von Münster stammt und so alt ist wie der Dom selbst. 750 Jahre - Geschichte in Stein und Holz.
Von Johannes Schönwälder (KNA)