Ex-Generalvikar Peter Beer aus Münchner Domkapitel ausgeschieden
Peter Beer (56), früherer Münchner Generalvikar, ist aus dem Münchner Domkapitel ausgeschieden. Seine Mitgliedschaft wurde zum 1. Mai "im gegenseitigen Einvernehmen beendet", wie das Domkapitel am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Beer nehme keine besondere Aufgabe im oder um den Dom herum oder für die Erzdiözese München und Freising mehr wahr, hieß es zur Begründung.
Lorenz Wolf (66) gehört dem Münchner Domkapitel dagegen weiter an. Das Gremium habe seine Stellungnahme zu den ihn betreffenden Vorwürfen im Kontext des Missbrauchsgutachtens vom Januar 2022 intensiv diskutiert. "Das Kapitel kam zu dem Schluss, dass Prälat Wolf Mitglied des Domkapitels und Domdekan bleiben kann." Dem Domkapitel gehört der promovierte Kirchenrechtler seit 1998 an, 2004 wurde er von den Mitgliedern an die Spitze des Gremiums gewählt.
Die meisten seiner anderen Ämter und Funktionen hat Wolf nach Veröffentlichung des Gutachtens inzwischen abgegeben, darunter die Leitung des Katholischen Büros Bayern und das Amt des obersten Kirchenrichters der Erzdiözese. Die gegen ihn gerichteten Vorwürfe und Feststellungen der Gutachter wies er mehrfach umfangreich zurück.
Gutachten beleuchtet auch Amtszeit Beers als Generalvikar
Der Niederbayer wurde 2010 von Kardinal Reinhard Marx zum Generalvikar ernannt. Die Aufgabe legte er 2020 nieder. Als Grund gab er in einem Interview mit der "Zeit" vor einigen Monaten sein Scheitern im Kampf gegen die Beschützer von Missbrauchstätern an. Dabei äußerte er auch Zweifel an seiner späten Entscheidung zur 2002 erfolgten Priesterweihe sowie an seiner weiteren Mitgliedschaft im Domkapitel. Er habe überlegt, die Ernennungsurkunde und sein Kapitelkreuz zurückzuschicken.
Seit April 2020 ist der promovierte Theologe und Pädagoge Professor an der Universität Gregoriana und ein enger Mitarbeiter des vatikanischen Kinderschutzexperten Hans Zollner, mit dem er zur Schule ging. Außerdem ist er weiter Vorsitzender des Stiftungsrats der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt (KU).
Schon 2010 beauftragte Beer als Generalvikar die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) mit einem Missbrauchsgutachten, das damals als wegweisend galt, aber nicht veröffentlicht wurde. Das zweite WSW-Gutachten, das im Januar publik wurde, beleuchtete auch seine Amtszeit als Generalvikar. Die ihm darin angelasteten Versäumnisse räumte Beer ein. Zugleich hielten ihm die Anwälte zugute, "als einer von wenigen und gegen teils erbitterten Widerstand innerhalb der Erzdiözese" sich für Aufklärung und Aufarbeitung von Missbrauchsfällen eingesetzt zu haben. (KNA)
06.05.2022, 16 Uhr: ergänzt um Informationen zu Wolf.