Folge des Ukraine-Kriegs: Feige sieht "ökumenische Zeitenwende"
Der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Magdeburgs Bischof Gerhard Feige, konstatiert angesichts der fortdauernden Unterstützung der russisch-orthodoxen Kirche für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine "ökumenische Zeitenwende". "Sicher ist es wichtig und richtig, nicht völlig auf Distanz zu gehen. Es muss aber wohl grundsätzlich wieder einmal überlegt werden, unter welchen Voraussetzungen ökumenische Dialoge überhaupt sinnvoll erscheinen und unter welchen Umständen sie nicht zu verantworten sind", sagte Feige am Donnerstag in einem Interview der ostdeutschen Kirchenzeitung "Tag des Herrn".
Momentan seien viele Beziehungen zum Moskauer Patriarchat unterbrochen oder ausgesetzt. Das betreffe auch den theologischen Dialog zwischen der Bischofskonferenz und dem Patriarchat, so der Bischof. Am Mittwoch hatte die Bischofskonferenz ein für Juni geplantes Gespräch mit dem Moskauer Patriarchat abgesagt. Zur Begründung nannte ein Sprecher den "russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen wiederholte Legitimierung durch Patriarch Kyrill".
Feige: Orthodoxie in der aktuellen Lage nicht einseitig wahrnehmen
Feige mahnte in dem Interview jedoch, die Orthodoxie mit Blick auf den Krieg in der Ukraine nicht einseitig wahrzunehmen: "Außerhalb Russlands positioniert man sich in orthodoxen Kreisen größtenteils sehr kritisch. Das Unverständnis und die Empörung sind groß. Selbst in der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die zum Moskauer Patriarchat gehört, wächst der Widerstand gegen den eigenen Patriarchen." Viele orthodoxe Christen fänden es unerträglich, dass der Krieg gegen die Ukraine religiös verbrämt werde.
Deutlich wandte sich Feige gegen Menschen in Deutschland, die den russischen Krieg und das Vorgehen von Russlands Präsidenten Waldimir Putin unterstützen. "In keiner Weise ist ein solcher Angriffskrieg zu rechtfertigen, auch nicht aus nationalen, und schon gar nicht aus religiösen Gründen", so der Bischof. Richtwerte für Christen seien die Menschenwürde und deren Verteidigung, die Solidarität mit den Leidenden und die Sicherung des Gemeinwohls. "Man könnte auch sagen: die Liebe zu Gott und zum Nächsten", erklärte Feige. (stz)