Ökumenischer Rat wehrt sich gegen Antisemitismusvorwürfe
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf verwahrt sich in einem Positionspapier gegen Antisemitismusvorwürfe. In dem Papier, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, reagiert der ÖRK auf Zweifel an seiner Haltung gegenüber Israel, die Organisationen aus Karlsruhe, Stuttgart, Heidelberg und Durmersheim sowie der Grünen-Politiker Volker Beck öffentlich angemeldet hatten. Die Badischen Neuen Nachrichten hatten zuerst berichtet.
Antisemitismus sei unvereinbar mit dem Bekenntnis und der Ausübung des christlichen Glaubens, schreibt der Weltkirchenrat. Der Rat verweist auf eine Erklärung aus seinem Gründungsjahr 1948, in der esheißt: "Antisemitismus ist Sünde, gegen Gott und Mensch." Dies sei die "unmissverständlichste Verurteilung", die in christlichen Kreisen denkbar sei, so der amtierende Generalsekretär des Rates Ioan Sauca in seiner Stellungnahme.
Kritik an Besatzung palästinensischer Gebiete
Der Rat habe zuletzt seine Beziehungen zu wichtigen jüdischen Partnern, vor allem zum Internationalen Jüdischen Komitee für Interreligiöse Konsultationen (IJCIC), gestärkt. Das wegen einseitiger Einflussnahme kritisierte Ökumenische Begleitprogramm für Palästina und Israel (EAPPI) sei verändert worden. Die Teilnehmenden hätten mehr Kontakt zu jüdischen israelischen Gemeinden bekommen, schreibt Sauca.
Der ÖRK lehne nach wie vor die Besatzung und die militärische Kontrolle der palästinensischen Gebiete ab, heißt es weiter. "Leider wird in manchen Kreisen fast jede Kritik am Staat Israel in Bezug auf die Besatzung und die Behandlung der Palästinenser als antisemitisch angesehen. Wir lehnen diese Annahme ab", so Sauca.
Der Pfarrer bekräftigt neben dem Existenzrecht Israels das Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes in den seit 1967 besetzten Gebieten und mit Jerusalem als einer gemeinsamen Stadt für zwei Völker und drei Religionen. Im Mittelpunkt müsse die Menschlichkeit stehen, nicht Gegensätze. Bei der 11. Vollversammlung des ÖRK im September in Karlsruhe werde das Wiederaufleben von Antisemitismus und anderem Hass sowie Ungerechtigkeiten, die das palästinensische Volk erfahre, zweifellos Gesprächsthema sein, erwartet der Generalsekretär.
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Auf Twitter hatte der Bundestagsabgeordnete Volker Beck dem ÖRK beispielsweise vorgeworfen, die Vollversammlung in Karlsruhe Ende August lasse "Schlimmes befürchten". Denn der ÖRK habe eine lange Geschichte der antiisraelischen Agitation. Dies stoße auch in Gliedkirchen der EKD auf Resonanz, schrieb Beck.
Ähnlich äußerte sich auch die "Initiative gegen Judenfeindschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen", zu der sich der Denkendorfer Kreis für christlich-jüdische Begegnung, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Region Stuttgart, der Deutsch-Israelische Freundeskreis im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, der Freundeskreis Kirche und Israel in Baden und das Junge Forum DIG Heidelberg zusammengeschlossen haben. Sie schreiben in einer Erklärung, der ÖRK zeige seit 1948 Vorbehalte gegen die Gründung des jüdischen Staates und habe sich regelmäßig wirtschaftlichen Boykottaufrufen gegen Israel angeschlossen. (epd)