Es knirscht bei den Vorbereitungen
Das Motto geht auf den biblischen Ausspruch von Pontius Pilatus zurück, der auf den gefolterten, zum Tode verurteilten Jesus zeigt. "Der Christus dieser Szene ist kein weit ferner Gott, sondern einer, der die menschlichen Existenzerfahrungen von Ausgrenzung, Leid und Tod am eigenen Leib durchlitten hat", erläuterte Glück.
Zugleich verwies der ZdK-Präsident darauf, dass die Unantastbarkeit von Wert und Würde des Menschen der Dreh- und Angelpunkt aller gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Diskussion sei: "Unser Verständnis von dem, was der Mensch ist, worin seine Würde besteht, bestimmt darüber, wie wir Fragen der modernen Biologie und Medizin, der Wirtschaft und Finanzwelt, des Friedens und der Entwicklung beantworten."
Gegenwärtig finde jedoch eine "gefährliche gesellschaftliche Entwicklung" statt, die den Menschen zunehmend nach seiner Nützlichkeit beurteile, kritisierte Glück. Demgegenüber stehe das christliche Verständnis, wonach Würde und Wert eines jeden Menschen unabhängig von seiner Lebenssituation oder seinem Alter oder gesundheitlichen Einschränkungen seien.
Stein des Anstoßes: die Katholikentags-Million
Der gastgebende Bischof Heiner Koch erklärte, das Thema eigne sich auch gut, um in den Dialog mit Nicht-Christen zu kommen: "Es ist ein essenzielles Thema, das alle Menschen bewegt, und ich denke, dass gerade auch die Perspektive von Nichtgläubigen eine große Bereicherung für diesen Katholikentag sein kann." Ausdrücklich lud der Bischof von Dresden-Meißen alle zum Gespräch und Austausch ein, die Vorbehalte gegenüber dem Christentreffen in Leipzig hätten: "Ich möchte gerne eine Gesprächsbrücke schlagen, denn mir geht es um die Nähe zu den Menschen und nicht ums Geld."
Worte nicht ohne Grund. Denn der Jubiläumskatholikentag hat nun nicht nur ein Motto. Inzwischen hat er auch ein "Imageproblem", wie ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper am Vorabend bei einer Informationsveranstaltung für die Katholiken der Messestadt einräumte. Bislang reduziere sich in Leipzig die Debatte über den Katholikentag auf die Finanzierung. Statt über Inhalte werde nur über öffentliche Zuschüsse für das christliche Großereignis in der Diaspora diskutiert.
Stein des Anstoßes ist die sogenannte Katholikentags-Million . Das ZdK hatte bei der Leipziger Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) einen Zuschuss in Höhe von einer Million Euro beantragt. Über Monate hatte sich im Stadtrat und in der Öffentlichkeit eine heftige Debatte darüber hingezogen, nicht zuletzt, da der kommunale Haushalt hoch verschuldet ist. Im zweiten Anlauf genehmigte der Rat schließlich die Förderung.
Doch gegen den Ratsbeschluss läuft jetzt ein Bürgerbegehren. Vesper kritisierte dies heftig: "Das Bürgerbegehren arbeitet ganz eindeutig mit Unwahrheiten." Der Katholikentag sei keineswegs eine geschlossene Veranstaltung, sondern für alle offen. Er fördere den basisdemokratischen Dialog und bringe der Messestadt nachweislich auch einen ökonomischen Gewinn .
Kreativer Dialog gefordert
"Ist der Preis nicht zu hoch, den wir jetzt für die Million mit unserem Image zahlen müssen?" fragten mehrere Leipziger Katholiken den ZdK-Generalsekretär. Auch schilderten sie, dass es ein grundsätzliches Misstrauen in der atheistisch geprägten Bevölkerung mit nur elf Prozent Christen gebe. Viele sähen überhaupt keinen Sinn in einer Wertediskussion mit Vertretern der katholischen Kirche. Eine Frau brachte es auf den Punkt: "Nur weil wir den Dialog wollen, kommt noch keiner."
Einhelliger Tenor der Katholiken bei der Infoveranstaltung - und zugleich Mahnung an die Organisatoren den Leipziger Katholikentags war: Bereits jetzt muss der Dialog mit Konfessionslosen kreativ angegangen werden. Das sei die entscheidende Herausforderung für den Katholikentag in der Diaspora.
Von Karin Wollschläger (KNA)