Kardinal Giovanni Lajolo wird 80 Jahre alt

Der Deutschland- Versteher

Veröffentlicht am 03.01.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Diplomatie

Vatikanstadt ‐ Seinen wohl spektakulärsten Auftritt in Deutschland hatte Kardinal Giovanni Lajolo im September 2013 als "Pensionär". Damals schickte der Vatikan den Norditaliener im Fall Tebartz-van Elst zu einem "brüderlichen Besuch" ins Bistum Limburg. Dort machte er seine Sache nach Ansicht vieler Beobachter gut. Im Ton freundlich, in der Sache deutlich in beide Richtungen, aber keine Vorverurteilungen: ganz so, wie man es von einem langjährigen Diplomaten im Dienst des Heiligen Stuhls erwartet.

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Lajolo, der an diesem Samstag 80 Jahre alt wird, ist einer der besten Deutschlandkenner im Vatikan. Wie kaum ein anderer ist er mit den aus römischer Sicht bisweilen schwer verständlichen kirchlichen Befindlichkeiten im Heimatland Luthers vertraut. Von 1995 bis 2003 war er Vatikanbotschafter in Bonn und dann in Berlin.

Erste Erfahrungen hatte Lajolo bereits zu Beginn seiner diplomatischen Laufbahn von 1970 bis 1974 als Mitarbeiter der Nuntiatur in Bonn sammeln können. Von 1974 bis 1988 war er dann in der Zentrale des vatikanischen Außenministeriums tätig, wo er für Mittel- und Nordeuropa zuständig war und somit auch für das geteilte Deutschland. Lajolos Lehrmeister war der Architekt der sogenannten vatikanischen Ostpolitik, Kardinal Agostino Casaroli (1914-1998).

Doktorand und Kaplan in München

Schon als Student hatte es Lajolo nach Deutschland gezogen: In der ersten Hälfte der 60er Jahre promovierte er in München im Fach Kirchenrecht bei Klaus Mörsdorf, einem der angesehensten Experten seiner Zeit. Nebenher wirkte Lajolo in dieser Zeit als Kaplan in der Münchner Pfarrei St. Vinzenz.

Wer Lajolo erlebt, kann sich gut vorstellen, dass er in den 80er Jahren an der päpstlichen Diplomatenakademie in Rom das Fach "Diplomatischer Stil" unterrichtet hat. Seine besonnenes Auftreten, seine abgewogenen Äußerungen und seine vornehme Zurückhaltung lassen ihn geradezu als Inbegriff des Diplomaten erscheinen.

In seiner Zeit als Vatikanbotschafter in Deutschland hatte er diplomatisches Geschick nötig: Der Konflikt über die kirchliche Schwangerenkonfliktberatung spaltete die Deutsche Bischofskonferenz. Lajolo setzte sich gemeinsam mit deren damaligem Vorsitzenden, Bischof Karl Lehmann, zunächst für eine Kompromisslösung ein, die einen Verbleib der kirchlichen Stellen im staatlichen Beratungssystem ermöglicht hätte. Kritiker warfen ihm deswegen vor, gegen den Willen Roms gehandelt zu haben. Offensichtlich gelang es Lajolo nicht, den Konflikt, wie vom Vatikan gewünscht, einvernehmlich und möglichst reibungslos zu klären.

Vatikanischer Außenminister mit Worten gegen die US-Invasion

Seine Beförderung zum vatikanischen Außenminister zeigte 2003 allerdings, dass Papst Johannes Paul II. (1978-2005) offenbar durchaus zufrieden mit der Arbeit Lajolos war. Als Außenminister sprach der Piemontese bisweilen auch schon mal ohne diplomatische Stoßdämpfer, wenn es um die US-Invasion im Irak ging.

Sehr profitieren konnte Lajolo nicht nur in Deutschland von seiner Doktorarbeit. Ihr Thema waren Konkordate und Staatsverträge gewesen, also Abkommen zwischen Staat und Kirche. Während seiner Zeit als Nuntius in Deutschland wurden mit vier der neuen östlichen Bundesländer Staatsverträge abgeschlossen. Auch an der Ausarbeitung eines Konkordats mit Portugal und der Überarbeitung der Lateran-Verträge zwischen dem Heiligen Stuhl und Italien wirkte er mit.

Kardinal mit regelmäßigen Deutschland-Missionen

Die letzte Station seiner römischen Laufbahn führte ihn 2006 an die Spitze der vatikanischen Staatsverwaltung. In dieser Eigenschaft war er für die gesamte Infrastruktur des Vatikanstaates verantwortlich, von der Gärtnerei über die Post bis hin zu den medizinischen Diensten. 2007 erhielt er von Benedikt XVI. (2005-2013) den Kardinalspurpur, der traditionell mit diesem Posten verbunden ist. Kirchenpolitischer Einfluss freilich ist mit dem Amt, das er bis 2011 ausübte, nicht verbunden.

Lajolos jüngste offizielle Mission in Deutschland war übrigens wieder erfreulicher: Franziskus schickte ihn im Oktober als Sondergesandten zu den Feiern zum 100-jährigen Bestehen der Schönstatt-Bewegung nach Vallendar bei Koblenz.

Von Thomas Jansen (KNA)