Mit dem Fahrrad durch das Erzbistum Köln

Göttliche Pfade auf zwei Rädern

Veröffentlicht am 02.08.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Freizeit

Rhein-Sieg-Kreis ‐ Kirche bewegt. In diesem Fall mich, den radelnden Redakteur. Mit Hilfe von www.pfarr-rad.de soll es auf Tour gehen. Das neue Angebot des Erzbistums Köln schickt den Freizeitsportler auf göttliche Pfade. "Pfarr-rad.de bietet Fahrradtouren zu Kirchen und den schönsten Orten im Rheinland", heißt es in einer Pressemitteilung. Und weiter: "Generalvikar Heße ist überzeugt, dass pfarr-rad.de den Christen neuen Schwung geben kann, um die Größe Gottes zu erfahren." Na, dann mal rauf auf den Drahtesel!

  • Teilen:

Bevor ich jedoch in die Pedale trete, brauche ich eine Route. 15 Touren bietet pfarr-rad.de aktuell zwischen Bonn, Köln und Düsseldorf an. Die Auswahl ist reichhaltig – Stadt oder Land, leicht, mittel oder schwer, wenige Kilometer oder Marathon-Distanz.

Die Wahl fällt auf "Kirchen, Burgen, Schlösser am Vorgebirge", eine laut Beschreibung rund 34 Kilometer lange "Rundtour, hauptsächlich durch ländliches Gebiet" mit "zwei mittelschweren Steigungen". Auf dem Programm der Fahrt stehen unter anderem Pfarrkirchen, ehemalige Klöster und Wallfahrtsorte. Das klingt interessant.

Maria im Wald

Vom Bahnhof Roisdorf geht es zunächst durch die Blumenfelder des Vorgebirges nach Alfter – geführt vom Smartphone. Mithilfe eines QR-Codes, den pfarr-rad.de zu jeder Tour anbietet, und der richtigen App habe ich die Tour auf mein Handy geladen. Dazu habe ich sie mir auch ausgedruckt. Die App zeigt mir zwar die Strecke, allerdings nicht die Stationen an. Außerdem kann man ja nie wissen, wie lange der Akku hält. Eleganter wäre es gewesen, die Tour auf ein GPS-Gerät zu laden und es wie ein Navigationsgerät fürs Fahrrad zu benutzen. Allerdings habe ich keines und die Möglichkeit, ein Gerät über das Rad-Portal ausleihen, habe ich dummerweise zu spät gesehen.

Egal. Das Handy weist den Weg nach Alfter. Erster Halt ist die St.-Matthäus-Kirche. Der Ausdruck der Tour liefert mir Informationen über die einzelnen Wegpunkte. Ich erfahre, dass an dieser Stelle bereits im 12. Jahrhundert eine dem Evangelisten geweihte Kirche stand und in unmittelbarer Nachbarschaft viele Jahrhunderte lang ein kleines Kloster war. Mehr Informationen könnte ich im Internet finden. Das spare ich mir mit Rücksicht auf meinen Akku.

Neben der Andachtsstätte steht eine Bank für eine kurze Rast.
Bild: ©Christoph Meurer / katholisch.de

Maria im Wald: Die kleine Andachtsstätte für die Mutter Gottes im Kottenforst bei Alfter.

Hinter Alfter führt die erste der zwei angekündigten "mittelschweren Steigungen" in den Wald. Mit schweren Tritten und Atemzügen arbeite ich mich hoch. Die anschließende Fahrt durch Baumreihen bei frisch-kühler Luft ist die Belohnung für die Mühen. Unvermittelt taucht am Wegesrand eine kleine Marienandachtsstätte auf, ein weiterer Wegpunkt der Tour.

Zeit für einen kurzen Stopp – zum Rasten, zum Innehalten. Neben den Touren bietet pfarr-rad.de auch geistliche Impulse an. Darunter auch diese Zeilen: "Die Natur erwachte / schon lange bevor wir benommen / aus dem Bett gestiegen sind. / Dennoch sind wir ein Teil der Natur / und spüren das besonders stark, /weil wir uns heute ohne Hilfe von Motoren und Benzin fortbewegen wollen. / Unser Treibstoff ist unser Essen und unser Trinken / und die Gemeinschaft, in der wir auch am Berg stark sind." Gute Worte, hier mitten im Wald. Auch ermahnen sie mich daran, mich mit Brötchen und Wasser zu stärken.

Kunibert weist den Weg

Weiter geht die Fahrt. Durch Wald und Feld, vorbei am ehemaligen Kloster Schillingskapellen nach Heimerzheim. Auch ohne Handy und Karte wüsste ich, was mich in der Ortschaft erwartet. Schon von Weitem sehe ich den Turm von St. Kunibert – einer, so erfahre ich, 1864 vom Kölner Dombaumeister Friedrich Zwirner erbauten Kirche. Leider ist sie an diesem Tag geschlossen. Eine Besichtigung fällt also aus.

Die beiden Ränder sind an den Zaun vor der Kirche angelehnt.
Bild: ©Christoph Meurer / katholisch.de

Fahrrad trifft auf Kirche: In diesem Fall vor St. Markus in Bornheim-Rösberg.

Von Heimerzheim schlängelt sich das Flüsschen Swist gemütlich in Richtung Metternich. Am Fluss entlang kommen auch die Gedanken ins Fließen. "Fahrradfahren in freier Natur ist ein Erlebnis der besonderen Art, oft auch eine Erfahrung des Eins-Seins mit der Schöpfung – eine Heilserfahrung im besten Sinne", schreiben die Macher auf pfarr-rad.de.

Das stimmt. Ganz in Gedanken versunken, vergesse ich, wie es die Tour vorschlägt, an der Burg Kriegshoven haltzumachen. Macht nichts. Manchmal ist der Weg tatsächlich das Ziel.

In Metternich hat es die zweite der "mittelschweren Steigungen" wirklich in sich. Ich muss absteigen und bis auf die Höhe schieben. Umso rasanter geht es dann hinab nach Rösberg. Die dortige Kirche St. Markus, so lerne ich, ist schon eine Besonderheit. Der als Kirchenpatron selten anzutreffende Evangelist Markus hat den Tour-Machern zufolge "vermutlich die Funktion eines römischen Wettergottes als Wetterheiliger für die bäuerliche Gemeinde übernommen." Auch die Türen dieser Kirche sind aber leider verschlossen.

In der Ferne der Dom

Von Rösberg geht es über Hemmerich nach Brenig. Der Weg wartet mit einem tollen Panaromablick über die Kölner Bucht auf. Ganz entfernt, vage zu sehen und doch zu erkennen, ragt der Kölner Dom in die Höhe.

Ein imposantes Gotteshaus erwartet mich im Bornheimer Stadtteil Brenig. Dank den Informationen von pfarr-rad.de erfahre ich, dass im 19. Jahrhundert ein Blitz den Turm von St. Evergislus in Brand gesetzt hat. Der Neubau war erst durch das Engagement der Bürger möglich, die die benötigten Ziegelsteine selbst herstellten. Was für ein Ausdruck eines gelebten Glaubens!

Christoph Meurer radelt duch den Wald.
Bild: ©Petra Junk

Redakteur auf dem Rad: Christoph Meurer tritt in die Pedale.

Nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel. Mein Handy-Akku hat mittlerweile schlappgemacht. Aber es radelt sich auch ohne Technik ganz gut. Die ausdruckte Karte lotst mich ebenso sicher voran.

Just als ich in Roisdorf wieder den Zug besteige, beginnt es zu regnen. Petrus hat es gut mit mir gemeint an diesem Tag. Was bleibt, sind nicht nur müde Oberschenkel, sondern auch ein Satz, der sich wiederum auf dem kirchlichen Radportal findet: "Fahrradfahren sucht das besondere Erlebnis – Glauben und Kirche bieten das besondere Erleben."

Hinweis: Weitere Informationen und die anderen Touren sind auf www.pfarr-rad.de nachzulesen.

Von Christoph Meurer

Schutzpatronin der Radfahrer

Der Heilige Christopherus ist zwar unter anderem der Schutzpatron des Verkehrs und der Reisenden, die Radfahrer hingegen haben ihre eigene Patronin: die Madonna del Ghisallo. Ihre Kapelle steht nahe Magreglio, einer kleinen norditalienischen Gemeinde in der Provinz Como. Der Legende nach wurde Graf Ghisallo einst bei Magreglio von Räubern überrascht. In größter Not entdeckte er ein Bild von Maria in einem Straßenschrein und versteckte sich vor den Räubern hinter diesem. Während er betete, gingen die Angreifer vorüber, sodass er entkommen konnte. Im Lauf der Jahre legten mehr und mehr Radfahrer in Magreglio eine Pause sein, um dort zu beten. Das brachte den Pfarrer von Magreglio, Ermelindo Vigano, nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Idee, die Kapelle dem Radsport zu weihen und die Jungfrau Maria als erste "Principale Patrona di Ciclisti Italiani" ("Patronin der italienischen Radsportler") segnen zu lassen. Daraufhin ernannte Papst Pius XII. am 13. Oktober 1949 die Madonna del Ghisallo zur Schutzpatronin der Radfahrer. Seit 2006 gibt es im Ort zudem ein Museum für den Radsport. (meu)