Wie die Kirchen mit Halloween umgehen

Tod und Auferstehung

Veröffentlicht am 30.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Brauchtum

Bonn ‐ Halloween hat Deutschland am Abend des 31. Oktober inzwischen fest im Griff. Auch verschiedene Initiativen beider Kirchen bemühen sich um einen kreativen Umgang mit dem aus den USA importierten Fest.

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Halloween hat Deutschland am Abend des 31. Oktober inzwischen fest im Griff. Und das betrifft auch die Kirchen. Schließlich begeht die Evangelische Kirche dann den Reformationstag, während sich Katholiken auf die mit stillem Gedenken verbundenen Feste Allerheiligen und Allerseelen vorbereiten. Ein Grund, den moralischen Zeigerfinger gegen Halloween zu erheben, ist das allerdings nicht.

Lutherbonbons in die ganze Welt

Ganz im Gegenteil bemühen sich verschiedene Initiativen beider Konfessionen um einen kreativen Umgang mit dem aus den USA importierten Fest. So verteilt die Evangelische Kirche seit einigen Jahren Lutherbonbons und Lutherkekse an nach Süßigkeiten fragende Halloween-Feiernde. "Mit den Lutherbonbons können Christen Süßes geben und zugleich an die Bedeutung des Tags als Reformationstag erinnern", heißt es auf den Tüten.

Jährlich werden rund 3,5 Tonnen Bonbons und 2,5 Tonnen Kekse an Gemeinden, Schulen, Privatkunden und Institutionen bis nach Japan verschickt, erläutert Antje Harjes von der Marketingleitung der Lutherischen Verlagsgesellschaft in Kiel, wo die Leckereien bestellt werden können.

Ein "Halloween-Gewinnspiel" haben sich wiederum die Macher des katholischen Blogs frischfischen.de überlegt. Auf ihrer Webseite stellen sie ein Plakat für die Haustür zum Ausdrucken zur Verfügung. Scannen "Halloween-Besucher" den QR-Code darauf, landen sie auf einer Internetseite; dort wartet ein Gewinnspiel. Die dabei gewonnenen Gutscheine für Süßes können bei der Sternsingeraktion Anfang Januar eingelöst werden.

Die Sternsinger wandern durch den Schnee zum nächsten Dorf.
Bild: ©Kindermissionswerk

Die Sternsinger wandern durch den Schnee zum nächsten Dorf.

Natürlich stehen die Süßigkeiten nicht im Mittelpunkt des Dreikönigssingen, bei dem Kinder in der Verkleidung der Heiligen Drei Könige Geld für notleidende Altersgenossen sammeln. "Aber als kleine Entlohnung für das soziale Engagement vieler Tausend Kinder in ganz Deutschland, könnten die ursprünglichen Halloween-Bonbons sicherlich dienen", sagt Jens Albers, Onlineredakteur im Bistum Essen und einer der Betreiber von frischfischen.de.

"Ohne Allerheiligen bliebt Halloween grau"

Bereits zum dritten Mal haben sich die Blogger kreative Gedanken zu Halloween gemacht. Auch mit der diesjährigen Aktion wolle man niemanden den Spaß an Halloween verderben, erläutert Albers. Vielmehr gehe es darum, positiv für christliche Traditionen zu werben.

Ähnlich sieht das auch Ludger Plogmann, Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen im Bistum Osnabrück. Eltern und kirchliche Einrichtungen sollten dem Halloween-Treiben gelassen begegnen und es durch pädagogische und theologische Aspekte ergänzen, um ihm eine Tiefe zu verleihen, so Plogmann im Interview mit dem "Kirchenboten", der Kirchenzeitung des Bistums.

In der Tat sehen Forscher auch christliche Wurzeln in dem Fest. Am Vorabend von Allerheiligen (englisch: All Hallows Eve), so die Vorstellung der Menschen in frühchristlichen Jahrhunderten in Irland, kehren die Geister der Verstorbenen aus dem Fegefeuer zu ihren Gräbern zurück, an denen die Angehörigen mit ihnen in Kontakt treten können.

"Ohne Allerheiligen bliebt Halloween grau, der Sinn des Festes erschließt sich nicht", sagt Plogmann im Interview mit der Kirchenzeitung. Für die Kirche sei es daher eine gute Gelegenheit, durch den spielerischen Umgang mit dem Tod an Halloween die Botschaft von Tod und Auferstehung zu verkünden. "Mit Halloween haben wir Christen ein Thema auf dem Tisch", findet Plogmann, "warum sollten wir es nicht anpacken?" (Mit Material von dpa)

Von Christoph Meurer