Die Sixtina wird heller
450 Jahre nach dem Tode des Künstlers Michelangelo Anfang des nächsten Jahres soll sie zehn Mal heller erstrahlen als bisher - und das energiesparend. Moderne LED-Lampen aus Deutschland sollen das möglich machen.
Zum Todestag am 18. Februar 2014 soll die Beleuchtungstechnik Premiere haben. Der Direktor der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, sagt: "Der Allererste, der die neue Beleuchtung sehen wird, ist der Papst. Denn es ist seine Kapelle. Die wichtigste Kapelle der Welt."
Statt Kerzen zurückhaltendes LED-Licht
Papst Franziskus soll die Kapelle dann erstmals so betrachten können, wie sie Michelangelo vor Jahrhunderten entworfen hatte. "Wenn wir uns fragen, wie die Sixtinische Kapelle beleuchtet werden soll, müssen wir uns fragen, wie sie zu Zeiten Michelangelos beleuchtet war", sagt Paolucci. Damals fiel etwas Licht durch die Fenster oben in der Kapelle, ansonsten dienten Kerzen und Fackeln als Beleuchtung.
Das zitternde Kerzenlicht zu imitieren, wäre laut Paolucci aber lächerlich. "Der Respekt vor dem Kunstwerk steht im Vordergrund. Das Licht soll zurückhaltend bleiben und gleichmäßig, nicht zu stark, nicht zu schwach und keinen Teil außer Acht lassen an diesem heiligen Ort."
Die Firma Osram hat zusammen mit Partnern aus Ungarn, Spanien und Italien den Zuschlag bekommen, die Sixtinische Kapelle als Michelangelos Meisterstück mit neuen Lampen auszurüsten. Rund 1,9 Millionen Euro kostet das neue Licht, 870.000 Euro davon übernimmt die EU. Sie fördert solche Projekte, um die LED-Technologie voranzutreiben, wie Osram-Sprecher Christian Bölling erläutert.
70 Leuchten aus 7.000 LEDs werden auf einem Sims in zehn Meter Höhe installiert. "Man wird meinen, das Licht kommt aus den Fenstern."
Extra-Licht fürs Konklave
40 Leuchten dienen zur ständigen Beleuchtung, 30 weitere können bei Bedarf angeschaltet werden - bei Konzerten oder Messen, wenn die Besucher Noten oder Gebetbücher lesen wollen. Oder beim Konklave, bei dem die Kardinäle genug Licht auf ihren Wahlzetteln brauchen.
An 280 Messpunkten haben die Experten der Projektteams gemessen, welche Farbtemperatur und Helligkeit ideal sind. Um Schaden an den wertvollen Kunstwerken auszuschließen, bestrahlten sie Pigmente zum Test mit 40-facher Intensität - ohne negative Folgen.
Die Lichtstärke soll auf 50 bis 100 Lux verzehnfacht werden. "Wir sparen trotzdem 60 Prozent Strom", sagt Bölling. Grelles Bürolicht muss aber niemand fürchten - das hätte mindestens 500 Lux. Osram hat Erfahrung mit der Beleuchtung von Kunstschätzen: Das wiedereröffnete Lenbachhaus in München bekam von der Firma eine LED-Beleuchtung. Wie dort wird der Papst bald die Möglichkeit haben, Wärmestufe und Helligkeit auch in "seiner" Kapelle zu regeln - einfach per Knopfdruck.
Von Sabine Dobel (dpa)