Kunst als Erinnerung an das Konzil
Das Konzil habe vor 50 Jahren "einen neuen, von Offenheit und gegenseitigem Respekt geprägten Dialog zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft weltweit initiiert – auch in Deutschland", sagte Bischof Friedhelm Hofmann bei der Vorstellung des Projekts während der Vollversammlung der Bischöfe am Mittwoch in Fulda. Der Grundtenor dieses Austauschs sei, "dass die Kirche den Menschen und ihrem Schicksal verpflichtet ist". Der Würzburger Oberhirte ist Vorsitzender des Projektbeirats.
Die Worte aus der Pastoralkonstitution seien nicht das museale, erbauliche Überbleibsel eines kirchengeschichtlichen Ereignisses, sondern für die Kirche im 21. Jahrhundert Programm, so der Bischof. Erst jüngst habe Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" darauf Bezug genommen, als er eine nicht verurteilende, sondern einfühlsam-solidarische Kirche zum Leitbild erklärte. "Genau darum geht es unserem Kunstprojekt." Es solle Menschen innerhalb und außerhalb religiöser Orientierung ansprechen.
Kulturszene spiegle die Fragen der Menschen wider
Daher hätten die deutschen Bischöfe vor, im Frühjahr und Sommer 2015 "ein Mehrsparten-Kunstprojekt mit Bildenden Künstlern, Theatermachern, Schriftstellern und Musikern an verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik durchzuführen", sagte Hofmann, der auch Vorsitzender der Liturgiekommission innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist. Die Kirche habe "kapiert, dass sich in der Kulturszene die Fragen der Menschen widerspiegeln", begründete er. Mit dem Projekt wolle man sagen: "Wir sind an euch interessiert."
Es würden teils überraschende, manchmal experimentelle Kunst-Formate aufgegriffen, so Hofmann, der selbst im Fach Kunstgeschichte promoviert hat. "Gemeinsam mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern und den Menschen vor Ort soll das Gespräch über Freude, Hoffnung, Trauer und Angst unserer Zeit angestoßen werden."
Dafür habe man symbolkräftige Orte ausgewählt, "die jeweils programmatisch für verschiedene thematische Aspekte unseres Kunstprojektes stehen", erklärt der Gesamtkurator des Kunstprojekts, Walter Zahner. In München, einer Stadt, in der in der Vergangenheit mehrfach Bücherverbrennungen stattgefunden haben, "starten wir im Mai 2015 mit eigens entwickelten Literaturtagen". Zeitgenössische Literaten werden dort in Lesungen und Gesprächen die "Kirche in der Welt von heute" - das ist der Untertitel der Pastoralkonstitution – in den Blick nehmen.
Verschiedene Projekte in ganz Deutschland geplant
In Würzburg findet eine interdisziplinäre Kunstausstellung im Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin statt, die sich der Begegnung von Kunst und Wissenschaft widmet. In Konstanz, einer Grenzstadt am Bodensee, werden Straßentheateraufführungen mit verschiedenen afrikanischen und lateinamerikanische Theatergruppen organisiert. "Denn diese Stadt hat in der die Frage von asylsuchenden Flüchtlingen eine große Relevanz", so Zahner. Auf diesem Weg wolle man sich dem Thema Migration und Zuwanderung widmen.
In der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch wird am "Welterbetag", dem 7. Juni 2015, eine Ausstellung mit jungen Künstlerinnen und Künstlern eröffnet, in der das Thema der Erinnerung und des Gedächtnisses zum Tragen kommen soll. Ein kommunikatives und nachhaltiges Kunstprojekt zum Thema Landschaft ist in Schillig an der Nordsee auf einem der größten Campingplätze Europas geplant. "Und schließlich werden wir auch hier in Fulda eine nicht nur öffentlich zugängliche, sondern auf einem zentralen Platz, dem Domplatz, gelegene und damit nicht zu übersehende Kunstinstallation anregen", sagte Zahner.
Der Abschluss des Kunstprojekts findet in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen statt. Für die Ausstellung "The Problem of God", haben sich Künstler auf die Suche nach Spuren christlicher Ikonografie in der bildenden Kunst der Gegenwart gemacht. Bereits eröffnet ist dagegen die Ausstellung "playing by heart" im Kolumba, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln. "Unsere Ausstellung fragt danach, woran und wie sich Menschen heute erfreuen", sagte deren Kurator Stefan Kraus. Sie sei dabei sehr offen zu jedweder Art von Emotion. Als Materialien werden "Sprache, Materie, Farbe, Klang und Bewegung" genutzt.
Das Logo des Kunstprojekts der Deutschen Bischofskonferenz besteht aus den vier Wörtern "Freude, Hoffnung, Trauer und Angst". Und es besteht aus vier grafischen Zeichen, die einerseits ein Kreuz, andererseits aber auch Fenster erkennen lassen. "Das Motiv des Fensters ist eine Metapher für die Öffnung der Kirche im Zweiten Vatikanum", erklärt Bischof Hofmann. Denn es sei die Anekdote überliefert, Papst Johannes XXIII. habe auf die Frage, was er sich vom Konzil erhoffe, das Fenster seines Zimmers weit geöffnet und gesagt: "Dass es frische Luft hereinlässt!" Ähnliches wollen die deutschen Bischöfe mit ihrem Kunstprojekt auch erreichen.