Bätzing und Augoustinos fordern sofortiges Kriegsende in der Ukraine
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, und der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland, Augoustinos, haben ein sofortiges Ende des Krieges in der Ukraine gefordert. Politik und Kirchenvertreter sollten so weit wie möglich ihren Einfluss geltend machen, damit Russland einem Waffenstillstand zustimme und ernsthafte Verhandlungen aufgenommen werden könnten, erklärten die beiden Kirchenführer bei einem Treffen am Dienstag in der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland in Bonn, wie die Bischofskonferenz mitteilte.
"Jeglicher Versuch einer politischen oder religiösen Legitimierung ist völlig haltlos", betonte Bätzing. Angesichts der Bilder aus der Ukraine seien insbesondere rechtfertigende Äußerungen des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. "unbegreiflich" und führten zu "einer Belastungsprobe auch für die Ökumene", so der Limburger Bischof. Zudem dankte er den Helfern vor Ort, aber auch in Deutschland für ihr Engagement. Metropolit Augoustinos wies zudem auf eine besondere Lage der orthodoxen Diözesen und Kirchengemeinden in Deutschland hin: "Dort, wo die Kirchengemeinden multinational gebildet sind, besteht ständig die Gefahr von Schwierigkeiten zwischen den Gläubigen."
Dankbar für "Unterstützung unserer römisch-katholischen Geschwister"
Angesichts der orthodoxen Geflüchteten aus der Ukraine, die nun in Deutschland eine vorläufige Bleibe gefunden hätten, sei für die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland die wichtigste Aufgabe, den Geflüchteten für die Zeit ihres Aufenthaltes "eine kirchliche Heimat" zu bieten. "Da sind wir auch auf die Unterstützung unserer römisch-katholischen Geschwister angewiesen, wofür wir sehr dankbar sind", sagte Augoustinos, der auch griechisch-orthodoxer Exarch und damit oberster Bischof von Zentraleuropa ist.
Das Treffen zwischen Bätzing und Augoustinos hätte ursprünglich schon früher stattfinden sollen, war jedoch wegen der Corona-Pandemie verschoben worden. In der Metropolitankirche der griechisch-orthodoxen Kirche Agia Trias im Bonner Stadtteil Beuel entzündeten Metropolit Augoustinos und Bischof Bätzing Kerzen für die Opfer des Krieges in der Ukraine und vielen anderen Krisenherden.
Papst wünscht Kyrill zum Namenstag "Weisheit"
Unterdessen gratulierte Papst Franziskus Kyrill zum Namenstag. Das Kirchenoberhaupt versicherte dem Patriarchen nach Angaben des Moskauer Patriarchats (Dienstag) in seinem Glückwunschschreiben, dass er für ihn und seine Kirche bete. Er fügte demnach hinzu: "In diesen Tagen bete ich zu unserem himmlischen Vater, dass der Heilige Geist uns in unserem Dienst am Evangelium erneuert und stärkt; besonders in unseren Bemühungen, den Wert und die Würde jedes menschlichen Lebens zu verteidigen." Gott möge "uns die Gabe der Weisheit schenken, damit wir immer demütige Arbeiter im Weinberg des Herrn sein können".
Franziskus hatte zuletzt ein für Juni vorgesehenes Treffen mit Kyrill im Nahen Osten abgesagt. Es wäre "zum größten Teil missverstanden worden", sagte der vatikanische Ökumene-Chef Kardinal Kurt Koch Anfang Mai mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, der vom Moskauer Patriarchen unterstützt wird.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kritisierte indes die geplante Bereitstellung von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr. Ihn überrasche, "mit welcher Selbstverständlichkeit eine Regierung bereit ist, 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr auszugeben", sagte Kohlgraf, der auch Präsident der deutschen Sektion der Friedensbewegung Pax Christi ist, in einem Interview der Kirchenzeitungen "Glaube und Leben", "Der Sonntag" und "Bonifatiusbote" (Ausgaben vom 29. Mai).
Kohlgraf: 100 Milliarden Euro für Bundeswehr fehlen woanders
Pax Christi weise darauf hin, dass bereits jedes Jahr 50 Milliarden Euro in die Bundeswehr flössen. "Das ist ja nicht nichts. Und diese 100 Milliarden werden nicht im Keller gedruckt. Das heißt, sie werden irgendwo fehlen." Es sei zu fragen, ob die Friedens- und Menschenrechtsarbeit und die Armen in der Welt, auch in Deutschland, unter dieser Entscheidung zu leiden hätten.
Kohlgraf räumte ein, man müsse über die Rolle des Pazifismus angesichts des Krieges in der Ukraine neu nachdenken. Er sprach von einer "Dilemma-Situation". Über die Absichten des russischen Präsidenten Wladimir Putin habe man vor dem Angriff auf die Ukraine Bescheid wissen können. "Vielleicht haben wir uns belogen, über viele Jahre", sagte Kohlgraf. Putin sehe Verhandlungsbereitschaft nicht als Zeichen von Stärke, sondern deute "Vorschläge für Kompromisse eher als Zeichen von Schwäche".
Kohlgraf erinnerte zugleich an biblische Texte über Frieden, die in kriegerischen Zeiten entstanden seien, und die "visionäre" biblische Friedensbotschaft: Auch der Feind bleibe als Feind Mensch, so Kohlgraf. "Es lohnt, sich auch weiterhin für das Gute einzusetzen. Nicht nur für die Abwehr des Bösen", betonte der Mainzer Bischof. "Wenn ich Hoffnung auf Frieden, auf Versöhnung ganz aufgebe, dann ist die Welt die Hölle." (tmg/KNA)