Grab von Missbrauchspriester eingeebnet – mit Vaterschaftstest
Im sächsischen Heidenau ist nach langen Diskussionen das Grab eines katholischen Pfarrers und mehrfachen Missbrauchstäters eingeebnet worden. Wie der zuständige Gemeindereferent der Pfarrei, Benno Kirtzel, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage bestätigte, fand die Beräumung am Montag statt. Zudem hätten Rechtsmediziner Proben zur Feststellung einer eventuellen Vaterschaft entnommen.
Im vergangenen Jahr hatte sich eine Person beim Bistum Dresden-Meißen gemeldet, die um Hilfe bei der Klärung bat, ob der vor 50 Jahren verstorbene Priester ihr Vater sei. Ob das Ergebnis veröffentlicht wird, stehe noch nicht fest, sagte Kirtzel. Die Pfarrei stehe in engem Austausch mit der Person, die sich auch für eine Einebnung ausgesprochen habe.
Schwerwiegender Missbrauchsfall
Bei dem Priester handelt es sich um Herbert Jungnitsch (1898-1971). Er hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die katholische Pfarrei in Heidenau aufgebaut und bis zu seinem Tod maßgeblich geprägt. Aus den 1960er-Jahren sind nach Angaben des Bistums glaubhaft mehrere Fälle sexualisierter und körperlicher Gewalt an mindestens vier Mädchen im Alter zwischen vier und acht Jahren bekannt. Der Fall gilt im Bistum Dresden-Meißen als einer der schwerwiegendsten.
Der Heidenauer Ortskirchenrat hatte die Einebnung des Grabes bereits 2020 beschlossen, wollte dies jedoch in einen Aufarbeitungsprozess mit der Pfarrgemeinde einbinden. Dieser verzögerte sich wegen der Corona-Pandemie. Im vergangen Jahr fand eine Gemeindeversammlung zu dem Fall unter Beteiligung der Bistumsleitung statt. Bischof Heinrich Timmerevers sprach damals von einem "Pilotprojekt" für die künftige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Bistum. (KNA)