Neuer Eichstätter Dombauverein: Projekte werden uns nicht ausgehen
Seit März 2020 ist der Eichstätter Dom für umfangreiche Renovierungsarbeiten geschlossen. Um die Kathedrale zu erhalten und zu pflegen, hat sich im Mai ein Dombauverein in Eichstätt gegründet. Dompropst Alfred Rottler ist Vorsitzender des Vereins. Im katholisch.de-Interview erklärt er, warum der Verein gerade jetzt gegründet wurde und welche Baumaßnahmen noch anstehen.
Frage: Herr Rottler, in vielen Diözesen gibt es ja seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten einen Dombauverein. Was hat Sie dazu bewogen, jetzt einen Dombauverein für den Eichstätter Dom zu gründen?
Rottler: Bei uns im Bistum Eichstätt läuft aktuell eine sehr umfangreiche Domsanierung, die insgesamt etwa 17,2 Millionen Euro kostet – wobei der Freistaat Bayern mit rund 12,2 Millionen Euro einen großen Teil übernimmt. Das war für uns aber gewissermaßen der Anlass darüber nachzudenken, wie wir auch in Zukunft unseren wunderbaren Dom erhalten und nachhaltig sichern können und auch die Mittel bereitstellen können für künftige Aufgaben. So wurde die Idee geboren, einen Dombauverein zu gründen.
Frage: Vorher hat man diese Notwendigkeit also noch nicht gesehen?
Rottler: Es gab schon einmal einen Dombauverein in Eichstätt, vor etwa 130 Jahren. Der damalige Verein hat bei der Renovierung von 1881 bis 1904 schon einen erheblichen Beitrag geleistet. Im Laufe der Jahrzehnte ist dieser Verein aber aufgelöst worden oder hat sich verflüchtigt. Und jetzt gründen wir einen neuen.
Frage: Was ist denn das Ziel Ihres Vereins?
Rottler: Zum einen wollen wir jetzt mithelfen und Mittel beschaffen für die aktuell laufende Domsanierung, zum Beispiel für den behindertengerechten Aufzug. Die barrierefreie Erschließung erfolgt über einen Aufzug von außen, weil die Niveaus innen und außen unterschiedlich sind. Da wollten wir mithelfen, weil es für dieses Projekt wenig Zuschüsse gibt. In Zukunft wollen wir die langfristige Erhaltung des Doms unterstützen und dieses Baudenkmal einer breiten Öffentlichkeit erschließen, zum Beispiel durch Bildungsveranstaltungen oder durch besondere Domführungen für Kinder oder Familien.

Schon im Sommer 2020 sei die Entscheidung gefallen, einen Dombauverein in Eichstätt zu gründen, sagt Dompropst Alfred Rottler (Bild): "Wegen der Corona-Pandemie gab es allerdings viele Verzögerungen. Und es war schwierig, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorstand zu finden." Rottler selbst ist der Vorsitzende des jetzt gegründeten Vereins.
Frage: Es geht also nicht "nur" um bauliche Dinge, sondern auch um kulturelle?
Rottler: Genau. Und ein Stück weit geht es auch um spirituelle Dinge, also darum, den Menschen über dieses großartige Bauwerk tiefere Dimensionen zu erschließen, die mit unserem Glauben zu tun haben. Der Dom weist auf eine große Glaubensgeschichte hin und vermittelt Glaubensinhalte.
Frage: Inwiefern?
Rottler: Das ist zum Beispiel das Nordportal, der Haupteingang: Das ist sehr kunstvoll gestaltet und zeigt ein Bildnis der Krönung Mariens. Wenn man das erklärt, dann kommt man auf Maria als Vorbild im Glauben und als Gefährtin Jesu Christi zu sprechen. Ein anderes Beispiel ist der sogenannte Pappenheimer Altar. Das ist ein kostbares Zeugnis und eine Darstellung der Hingabe Jesu am Kreuz. Auch hierüber kommt man schnell über den Glauben ins Gespräch.
Frage: Der Dom ist seit März 2020 wegen der Sanierungsarbeiten geschlossen. Ist Ihnen das nicht ein bisschen spät eingefallen, jetzt einen Dombauverein zu gründen – zwei Jahre, nachdem die Sanierungsarbeiten begonnen haben? Was war der Grund für diese Zeitpunkt?
Rottler: Die Entscheidung ist tatsächlich schon im Sommer 2020 gefallen. Wegen der Corona-Pandemie gab es allerdings viele Verzögerungen. Und es war schwierig, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorstand zu finden. Das hat sehr viele Gespräche gebraucht und sich auch wegen Corona immer wieder verzögert.
Frage: Sie haben bereits erwähnt, dass der Freistaat Bayern einen großen Teil der Kosten für die Domsanierung übernimmt. Warum ist das so?
Rottler: Der Dom gehört der sogenannten Domkustoderiestiftung, die eng mit dem Domkapitel verbunden ist. Der Freistaat trägt die sogenannte sekundäre Baulast. Er greift also dann ein, wenn die Stiftung oder das Domkapitel nicht genügend Geld für die Baumaßnahmen haben – und das ist ja laufend der Fall. Der Staat bezuschusst aber nur die Bausubstanz, also die tragenden Teile, die Fundamente, den Boden, die Fenster und das Dach. Für die künstlerische und liturgische Ausstattung im Innenbereich, also beispielweise die Altarraumgestaltung und die Orgel, ist die Kirche sowieso allein zuständig. Dafür bekommen wir vom Staat nichts. Und wenn da in Zukunft was anfällt, wie zum Beispiel die Renovierung des Nordportals, dann müssen wir das schwerpunktmäßig selbst bestreiten. Das ist in der aktuellen Kostenschätzung noch gar nicht drin, das werden aber auch einige Hunderttausend Euro sein.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Frage: Wie ist denn der aktuelle Stand der Renovierungen? Was steht als nächstes an?
Rottler: Die umfangreiche Dachsanierung und ebenso das ganze Obergeschoss sind fertig. Die Mauersanierung – es gab ja große Risse – ist auch fertig. Die Stabilität ist schon hergestellt, aber die Risse müssen noch verpresst werden. Jetzt sind wir an der Innenrenovierung, insbesondere an den Kunstwerken. Dann kommt der Ostchor dran. Dies wird das ganze Jahr in Anspruch nehmen im nächsten Jahr wird dann mit der Turmsanierung begonnen. Leider haben wir das Problem, dass in einem barocken Anbau, dem Willibald-Chor, die neuaufgetragene Farbe schon wieder abblättert. Das muss ganz am Schluss gemacht werden, darum werden wir erst im Frühjahr 2024 fertig. Durch dieses Missgeschick sind wir in Verzug geraten.
Frage: Der letzte Stand war, dass Sie den Dom zu Ostern 2024 wieder eröffnen wollen. Bleibt dieser Zeitplan?
Rottler: Ja. Dann wollen wir den Dom wieder aufmachen.
Frage: Was passiert nach diesen umfangreichen Renovierungen mit dem Dombauverein? Können Sie sich dann zurücklehnen, wenn alles erledigt ist?
Rottler: Ganz bestimmt nicht. Eines der letzten Projekte, das bei der Eröffnung vielleicht noch gar nicht fertig sein wird, ist die Entstaubung der Orgel. Das kann man erst machen, wenn alles andere fertig ist. Das wird auch wieder zumindest teilweise ein Projekt für den Dombauverein werden, weil das komplett zu kirchlichen Lasten geht. Ein weiteres Projekt wird die angesprochene Sanierung des kunstvollen Nordportals. Bei so einem großen Gebäude werden uns die Projekte nicht ausgehen. Und wir wollen ja auch kulturell etwas unternehmen, das wird also auch weiterlaufen. Wir sind da 2024 noch längst nicht am Ziel – falls wir überhaupt jemals ans Ziel kommen.