Probleme in französischsprachiger Gemeinschaft "Eucharistein"
Die französischsprachige charismatische Gemeinschaft "Eucharistein" steckt in Problemen. 2021 war die 1996 von dem Walliser Nicolas Buttet gegründete Gemeinschaft bischöflichen Rechts Gegenstand einer bischöflichen Visitation, wie das französischsprachige Newsportal "cath.ch" berichtet. Zu "Eucharistein" gehören drei Niederlassungen: zwei in Frankreich und eine in Epinassey im Wallis. Die kirchliche Untersuchung wurde 2021 von einem Dominikaner und einer Laienschwester der Gemeinschaft "Regnum Christi" in allen Niederlassungen durchgeführt und dauerte zwei Monate. Die beiden hätten mit jedem Mitglied von "Eucharistein" Gespräche geführt, so "cath.ch".
Ihr Untersuchungsbericht machte Defizite im Bereich Führung, Ausbildung und Betreuung der Mitglieder aus. Auch dem französischen Bischof von Frejus-Toulon, Dominique Rey, dessen Bistum die Gemeinschaft kirchenrechtlich zugeordnet ist, werden Versäumnisse vorgeworfen. Anfang Juni ordnete der Vatikan einen Stopp der für Ende dieses Monats geplanten Priesterweihen in der Diözese an; mutmaßlich aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Eignung und Reife von Kandidaten.
Der Bericht stellt fest, das Gemeinschaftsleben sei durch ein "pyramidales, missbräuchliches und infantilisierendes System" geprägt, das Menschen in den verschiedenen Dimensionen ihres Seins vernichte, insbesondere ihrer Psychologie". In einem Brief an die Angehörigen der Mitglieder beschreibt Leiter Cyrille Jacquot die Ergebnisse der Untersuchung in eigenen Worten. Die Visitatoren hätten festgestellt, dass den Mitgliedern zu wenig Raum für Intimität bleibe. Zudem betone das Gemeinschaftskonzept zu stark, dass alles gemeinsam gemacht werden müsse. Weiter stelle der Bericht einen Mangel an Subsidiarität fest. So würden die Mitglieder nicht angehalten, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Nicht genügend Unterstützung durch Bischof
Jacquot erklärte, der zuständige Bischof habe die Gemeinschaft in den ersten Jahren nicht genügend unterstützt. Gegenüber "cath.ch" erklärt er: "Ich glaube, einer der Gründe dafür ist, dass Eucharistein lange Zeit das Bild einer gesunden Gemeinschaft abgab." Die Verantwortlichen des Bistums hätten so kaum erahnen können, dass in der Gemeinschaft eine Krise schwelte. Die Krise scheint aber handfest, schreibt "cath.ch".
1996 hatte der ehemalige Walliser Politiker und Jurist Buttet "Eucharistein" gegründet. Er war damals Walliser Kantonspolitiker und Mitarbeiter des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden in Rom. Als Jacquot im September 2020 als Buttets Nachfolger zum Leiter der Gemeinschaft gewählt wurde, wurde ihm offenbar bald klar, wie es um die Gemeinschaft stand. Er sprach von Brüdern und Schwestern, die ein Burnout haben oder an Depressionen leiden. Zurzeit befänden sich von rund 40 Mitgliedern 8 außerhalb der Gemeinschaft in Rekonvaleszenz. Er selbst habe Bischof Rey um eine Visitation gebeten, so Jacquot.
Der Leiter kündigte nun umfassende Maßnahmen an, um die Mängel zu beseitigen. Bereits begonnen sei eine Führungsausbildung. Zudem soll ein Novizenmeister ernannt und ausgebildet werden. In der Zwischenzeit bleibe das Noviziat geschlossen, erklärte Jacquot. 2023 werde die Gemeinschaft zudem ein Jahr lang eine Ausbildung zu geistlichem Leben und Ordensleben erhalten.
Die Autorin
Barbara Ludwig ist Redakteurin des Schweizer deutschsprachigen KNA-Partnerportals "kath.ch" in Zürich.