BDKJ kritisiert Versäumnisse des Erzbistums Köln im Fall Pilz
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kritisiert die Kommunikation des Erzbistums Köln im Missbrauchsfall Winfried Pilz. Der Umgang mit dem Fall zeige erneut auf erschreckende Weise, dass Verantwortliche in der Kirche noch immer nicht mit der dringend gebotenen Transparenz agierten und die Perspektiven Betroffener sexualisierter Gewalt in inakzeptabler Weise missachteten, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme des BDKJ-Bundesvorstands. Der Vorstand des gemeinsam durch den BDKJ und die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) der Deutschen Bischofskonferenz getragenen Jugendhauses Düsseldorf (JHD) sei erst am 27. Juni durch das Erzbistum Köln informiert worden. "Bis zu diesem Tag waren uns als BDKJ-Bundesvorstand keine Vorwürfe gegenüber Winfried Pilz bekannt", so die Stellungnahme. Der damalige Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hatte 2014 ein Strafdekret aufgrund eines Missbrauchsfalls aus den 1970er Jahren gegen Pilz unter anderem mit Auflagen zum Kontakt mit Minderjährigen erlassen.
Der BDKJ-Bundesvorstand zeigte sich schockiert über die Tat von Pilz: "Wir denken besonders an die Betroffenen, drücken unser Mitgefühl aus und bekennen uns zu einer klaren Haltung an der Seite der Betroffenen." Pilz war von 1977 bis 1983 als Referent für Glaubensbildung im Jugendhaus Düsseldorf tätig. Gegenüber katholisch.de teilte das JHD vor einer Woche mit, dass im Archiv des Jugendhauses keine Personalakten des Kölner Diözesanpriesters Pilz lagerten, kündigte aber an, dass Archiv noch einmal zu sichten. In den letzten Jahren habe eine allgemeine verdachtsunabhängige Recherche im Archiv hinsichtlich möglicher Hinweise auf sexuelle Übergriffe durch ehemalige Mitarbeiter sei ergebnislos verlaufen, teilte nun auch der BDKJ mit. Das Ergebnis der neuerlichen Archivsichtung soll nach dem Willen des BDKJ veröffentlicht werden. Außerdem kündigte der Verband an, Nachrufe und Ehrungen für Pilz durch einen Hinweis auf die Tat zu ersetzen.
Jugendverbände brauchen Transparenz und Unterstützung bei Aufarbeitung
Im Mai hatte die BDKJ-Hauptversammlung ein Aufarbeitungskonzept für Fälle sexualisierter Gewalt in den eigenen Strukturen beschlossen. "Für diese Aufarbeitung sind die katholischen Jugendverbände auf Kooperation mit den (Erz-) Bistümern angewiesen. Wir sind unsererseits zu dieser Kooperation bereit", betonte der Bundesvorstand und forderte dafür ausreichende Transparenz und Information ein. Zu der von den Bistümern benötigten Unterstützung gehöre auch die Bereitstellung der dafür nötigen Finanzmittel.
Das Erzbistum Köln hatte im Lauf der Woche Versäumnisse in der Kommunikation eingeräumt. Weder das Kindermissionswerk, dessen Präsident Pilz von 2000 bis 2010 war, noch das Bistum Dresden-Meißen, wo Pilz seinen Ruhestand verbrachte, seien vor 2021 informiert wurden. Auch der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers kritisierte den Umgang mit dem Fall durch das Erzbistum Köln. Er zeige "leider erneut, dass beim Thema Transparenz und Kommunikation insbesondere bei Fällen sexuellen Missbrauchs weiterhin dringender Verbesserungsbedarf besteht". (fxn)
Aufruf an mögliche weitere Missbrauchsbetroffene
Die Stabsstelle Intervention des Erzbistums Köln sucht an den ehemaligen Einsatzorten von Winfried Pilz nach möglichen bislang unbekannten Missbrauchsbetroffenen. Informationen und Kontaktmöglichkeiten stellt das Erzbistum auf seiner Webseite zur Verfügung.