Mitwirkung bei der Auswahl neuer Bischöfe

Papst beruft erstmals drei Frauen in das Bischofsdikasterium

Veröffentlicht am 13.07.2022 um 13:14 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ In der vergangenen Woche kündigte Papst Franziskus erst an, zwei Frauen an der Auswahl von neuen Bischöfen zu beteiligen. Nun macht er Ernst – und beruft sogar drei weibliche Mitglieder in das Bischofsdikasterium. Alle drei sind keine Unbekannten.

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Papst Franziskus hat erstmals drei Frauen zu Mitgliedern des Bischofsdikasteriums berufen. Das Presseamt des Heiligen Stuhls gab am Mittwoch bekannt, dass der Papst die Ordensfrauen Raffaella Petrini und Yvonne Reungoat sowie die Präsidentin der Weltunion katholischer Frauenverbände (WUCWO), Maria Lia Zervino, ernannt hat. In der vergangenen Woche hatte der Papst in einem Interview angekündigt, dass er zwei Frauen in die Auswahlkommission für Bischöfe berufen wolle.

Die beiden Ordensfrauen Petrini und Reungoat haben bereits jetzt hohe Kurienämter: Petrini ist seit vergangenem Herbst als Generalsekretärin des vatikanischen Governatorats Vize-Regierungschefin des Vatikanstaats, Reungoat ist seit 2019 Mitglied des heutigen Ordensdikasteriums.

Erfahrung an der Kurie und in Rom

Petrini wurde 1969 in Rom geboren und gehört der Kongregation der Franziskanerinnen von der Eucharistie an. Die Politikwissenschaftlerin war zuvor Büroleiter bei Kardinal Luis Antonio Tagle in der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, von 2015 bis 2019 lehrte sie Katholische Soziallehre und Gesundheitssoziologie am Internationalen Institut für Gesundheitspastoraltheologie "Camillianum" in Rom. Seit 2019 hat sie die Professur für Wohlfahrtsökonomie und Wirtschaftssoziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der päpstlichen Dominikaner-Universität Angelicum in Rom inne.

Raffaella Petrini und Papst Franziskus
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani (Archivbild)

Die Ordensschwester Raffaella Petrini ist seit vergangenem Herbst als Generalsekretärin des vatikanischen Governatorats Vize-Regierungschefin des Vatikanstaats. Nun berief sie Papst Franziskus auch in das Bischofsdikasterium.

Reungoat war von 2008 bis 2019 Generaloberin der Don-Bosco-Schwestern. Die 1945 geborene Französin ist seit 2018 Vorsitzende der italienischen Ordensoberinnenkonferenz. Vor ihrer Tätigkeit in Leitungsämtern ihres Ordens unterrichtete sie als Lehrerin für Geschichte und Geographie an einer Berufsschule.

Die Argentinierin Maria Lia Zervino (auf dem Foto oben) ist Mitglied der "Servidoras", eines aus Argentinien stammenden Instituts des geweihten Lebens. Im vergangenen Jahr hatte sich die Präsidentin der der Weltunion der katholischen Frauenverbände in einem offenen Brief an Papst Franziskus gewandt, in dem sie ihm für seinen Einsatz für Frauen dankte, aber auch weitere Schritte einforderte. Die WUCWO wurde 1910 gegründet und hat ihren Sitz in Rom. Zu ihren Mitgliedsorganisationen gehört der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB).

Kurienreform ermöglicht größere Rolle für Frauen

Das Dikasterium für die Bischöfe ist zuständig für alle Angelegenheiten, die Bischöfe betreffen. Dazu gehört auch die Beratung des Papstes bei der Ernennung neuer Bischöfe. Der Behörde steht seit 2010 der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet vor. Neben den drei weiblichen Mitgliedern wurden auch die Kardinäle Anders Arborelius (Stockholm, Schweden), Jose Advincula (Manila, Philippinen) und der Sekretär des Synodensekretariats, Mario Grech, berufen, außerdem die Präfekten Arthur Roche (Glaubensdikasterium) und Lazzaro You Heung-sik (Klerusdikasterium), sowie die Erzbischöfe Jean-Marc Aveline (Marseille, Frankreich) und Oscar Cantoni (Como, Italien) und Dražen Kutleša (Split-Makarska, Kroatien). Berufen wurde außerdem der Sekretär des Päpstlichen Kulturrats, Bischof Paul Tighe, und der Benediktinerabt Donato Ogliari (Abtei Sankt Paul vor den Mauern, Rom).

Seit dem Inkrafttreten der Kurienreform an Pfingsten können auch Laien und damit Frauen kuriale Behörden leiten. Jede Kurieninstitution erfülle ihre Aufgabe kraft der vom Papst übertragenen Vollmacht; daher könne jeder und jede Gläubige auch ohne Weihe "den Vorsitz in einer Abteilung oder einem Gremium übernehmen", sofern das jeweilige Dikasterium dafür von der Kompetenz, der Leitungsvollmacht und den Funktionen her geeignet ist. Ende Juni hatte der Präfekt des Laiendikasteriums, Kardinal Kevin Farrell, gesagt, dass er möglicherweise der letzte Kleriker an der Spitze seines Dikasteriums sein werde. Im Interview nannte Franziskus das Dikasterium für Kultur und Erziehung sowie die Apostolische Bibliothek als Einrichtungen, die künftig eine Frau an der Spitze haben könnten.

Schon vor der Kurienreform berief der Papst Frauen in wichtige Kurienämter. Dazu gehören die Sekretärin des Entwicklungsdikasteriums Alessandra Smerilli, die Untersekretärin des Staatssekretariats Francesca Di Giovanni und die Untersekretärin der Bischofssynode Nathalie Becquart. Auch das Ordens- und das Familiendikasterium haben Untersekretärinnen. Die Berufung einer Frau an die Spitze eines Dikasteriums steht noch aus. (fxn)

14.15 Uhr: Übersetzungsfehler aus "Praedicate Evangelium" zu den Zugangsvoraussetzungen von Laien für Ämter korrigiert.

18 Uhr: Zugehörigkeit zu Servidoras bei Zervino ergänzt.