Mehr weibliche Führungskräfte im Vatikan geplant

Papst Franziskus will Frauen an Bischofsauswahl beteiligen

Veröffentlicht am 06.07.2022 um 13:01 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Schon jetzt gibt es viele Frauen an der Kurie. Doch im zentralen Bischofsdikasterium beraten Männer unter sich über neue Bischöfe für die Weltkirche. Papst Franziskus will das ändern – und er hat auch schon konkrete Pläne.

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Papst Franziskus will zwei Frauen in die Auswahlkommission des vatikanischen Bischofsdikasteriums berufen. In einem am Mittwoch veröffentlichten weiteren Abschnitt des Interviews mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte der Papst, dass sich damit "die Dinge ein wenig öffnen" werden. Er sei offen dafür, Frauen eine Chance zu geben. Details zu möglichen Namen und wann die Berufung in die Auswahlkommission erfolgen könnte, machte der Papst nicht. Bislang besteht das Gremium ausschließlich aus Kardinälen, Bischöfen und Priestern und trifft sich üblicherweise zweimal pro Monat. Gemäß Kirchenrecht ernennt der Papst die Bischöfe frei oder bestätigt die aufgrund von lokalen Regelungen gewählten. Bei der Ernennung sowie der Aufstellung der Kandidatenliste für Bistümer, in denen das Domkapitel wählt, berät die Bischofskongregation den Papst.

Außerdem kündigte Franziskus an, mehr Führungspositionen im Vatikan mit Frauen zu besetzen. Seit dem Inkrafttreten der Kurienreform an Pfingsten können auch Laien und damit Frauen kuriale Behörden leiten. Jede Kurieninstitution erfülle ihre Aufgabe kraft der vom Papst übertragenen Vollmacht; daher könne jeder und jede Gläubige "den Vorsitz in einer Abteilung oder einem Gremium übernehmen", wenn die Person "über besondere Kompetenzen, Leitungsbefugnisse und Funktionen verfügt", auch ohne Weihe. Ende Juni hatte der Präfekt des Laiendikasteriums, Kardinal Kevin Farrell, gesagt, dass er möglicherweise der letzte Kleriker an der Spitze seines Dikasteriums sein werde. Im Interview nannte Franziskus das Dikasterium für Kultur und Erziehung sowie die Apostolische Bibliothek als Einrichtungen, die künftig eine Frau an der Spitze haben könnten.

Schon vor der Kurienreform berief der Papst Frauen in wichtige Kurienämter. Dazu gehören die Sekretärin des Entwicklungsdikasteriums Alessandra Smerilli, die Untersekretärin des Staatssekretariats Francesca Di Giovanni und die Untersekretärin der Bischofssynode Nathalie Becquart. Auch das Ordens- und das Familiendikasterium haben Untersekretärinnen. Seit vergangenen November ist Raffaella Petrini Vize-Regierungschefin des Vatikanstaats. Die Berufung einer Frau an die Spitze eines Dikasteriums steht noch aus. (fxn)