Stefan Meyer-Ahlen über die Ausrichtung des Angebots

Neuer Leiter von "Theologie im Fernkurs": Nachfrage ist relativ stabil

Veröffentlicht am 18.07.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Seit über 50 Jahren kann man "Theologie im Fernkurs" studieren. Der neue Leiter, Stefan Meyer-Ahlen, spricht im Interview über die Situation des Studienangebots angesichts des gesamtkirchlichen Trends – und über mögliche neue Zielgruppen.

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Unter dem Motto "Mehr vom Glauben wissen" gibt es seit 1970 an der Würzburger Akademie Domschule das Angebot "Theologie im Fernkurs" für ganz Deutschland. Seit 1. April ist Stefan Meyer-Ahlen (44) der neue Leiter. Ein Interview über die Ausrichtung des Angebots, die Unterschiede zu einem klassischen Theologie-Studium und über die Frage, wieso Ehrenamtliche angesichts der Strukturreformen in den Bistümern eine Zielgruppe sein können.

Frage: Herr Meyer-Ahlen, welche Zielgruppe spricht die "Theologie im Fernkurs" an?

Meyer-Ahlen: Alle Menschen guten Willens: Letztlich sind alle aufgerufen, sich mit theologischen Fragen auseinanderzusetzen. Es sind zwei Schienen, die "Theologie im Fernkurs" bedient. Zum einen haben wir die Schiene der Orientierung und Informationen für Menschen, die mehr vom Glauben wissen, grundlegende theologische Fragen diskutieren und aus einer besonderen Tiefe heraus christlich leben wollen. Und dann haben wir jene, die sich qualifizierend ausbilden lassen möchten, um dann etwa Religionslehrerin beziehungsweise Religionslehrer im Kirchendienst, Gemeindereferentin beziehungsweise Gemeindereferent oder Ständiger Diakon zu werden.

Frage: Wie sieht es denn mit der Nachfrage aus?

Meyer-Ahlen: Sie ist relativ stabil. Wir können uns freilich nicht ganz vom gesamtkirchlichen Trend abkoppeln. Aber wir haben jetzt keine so großen Einbrüche wie etwa die theologischen Fakultäten. Dort sind es vor allem junge Menschen um die 20, die sich nicht mehr für den Weg eines theologischen Studiums entscheiden. Bei uns sind die Teilnehmenden eher Mitte 30, Mitte 40, Ende 40, oft nach einer Familienphase, die sich nochmal neu orientieren oder parallel zur Elternzeit im Fernstudium weiterqualifizieren wollen. Das macht es etwas einfacher.

Frage: Aber der Trend ist rückläufig?

Meyer-Ahlen: Ja, wir merken selbstverständlich auch den allgemeinen Rückgang. Es sind etwa ein Drittel weniger. In den vergangenen 50 Jahren hatten wir immerhin mehr als 60.000 Kurseinschreibungen.

Stefan Meyer-Ahlen
Bild: ©Thomas Berberich

"Bei uns sind die Teilnehmenden eher Mitte 30, Mitte 40, Ende 40, oft nach einer Familienphase, die sich nochmal neu orientieren oder parallel zur Elternzeit im Fernstudium weiterqualifizieren wollen", erläutert Stefan Meyer-Ahlen.

Frage: Wie verteilt sich das auf die beiden Schienen, die Sie genannt haben?

Meyer-Ahlen: Bei "Theologie im Fernkurs" sind etwa 300 bis 400 Personen, die jedes Jahr einen Kurs beginnen. Etwa zehn bis 20 Prozent entscheiden sich dann für die Berufsqualifizierung. Das geht dann aber nicht mehr so ganz nebenbei. Denn die Teilnehmenden haben längere Praktika in der Schule oder in der Gemeinde zu absolvieren.

Frage: Sie haben gerade die theologischen Fakultäten angesprochen. Gibt es da nicht Begehrlichkeiten, so ein Angebot wie "Theologie im Fernkurs" zu übernehmen – angesichts rückläufiger Studierendenzahlen?

Meyer-Ahlen: Ich bekomme freundliche Angebote zur Kooperation. Das freut mich. Es hat ja auch Sinn, dass man jetzt die digitale Kompetenz, die die Fakultäten in den vergangenen Jahren durch die Lehrsituation unter Corona-Bedingungen gesammelt haben, bündelt und zusammenbringt mit der seit 50 Jahren bestehenden Erfahrung zum Thema Fernstudium hier im Haus. Was ein deutlicher Unterschied ist, ist die Tatsache, dass die meisten Teilnehmenden bei uns nicht unbedingt mit dem Ziel eines Abschlusses und einer Qualifikation kommen, sondern sich erst einmal herantasten. Wir haben auch viele, die sagen, sie wollten sich ehrenamtlich engagieren. Auch an sie richtet sich unser Angebot, das eben nicht gleich akademisch mit Prüfungen verbunden ist. Von daher glaube ich, dass unser Angebot nicht so einfach ersetzt werden kann. Und gerade die Mischung aus Teilnehmenden mit ganz unterschiedlichen Studieninteressen macht den Reiz des Studiums bei "Theologie im Fernkurs" aus.

Frage: Wenn nun doch die Teilnehmenden-Zahlen sinken: Überlegen Sie auch, sich neue Zielgruppen zu erschließen?

Meyer-Ahlen: Von der Deutschen Bischofskonferenz erhalten wir Geld, um theologische Bildung zu betreiben. Wenn wir jetzt Themen wie Ethik oder Weltreligionen angehen würden, dann müssten wir sehen, wie wir das über Teilnehmergebühr oder Zuschussgeber finanziert bekämen. Ich denke, dass aber gerade in der Gruppe der Ehrenamtlichen ein großes Potenzial für "Theologie im Fernkurs" steckt. Die pastoralen Räume werden immer größer, die Aufgaben für Ehrenamtliche immer umfangreicher. Sie bekommen bei uns eine gute Zurüstung und auch ein kirchliches Zertifikat. Da kann man ganz anders in der Gemeinde auftreten und Menschen kompetent begegnen.

Von Christian Wölfel (KNA)