Zisterzienser Bruno Robeck krtisiert Ballermann-Hit

Ordensmann zu "Layla": Ich will solche sexistischen Texte nicht hören

Veröffentlicht am 26.07.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Grevenbroich ‐ Jedes Wort, das in die Welt gesetzt wird, entfaltet seine Wirkung, schreibt der Zisterzienser Bruno Robeck. Das wisse man in Diktaturen genauso wie bei der AfD. Deshalb kritisiert Robeck auch den aktuellen Mallorca-Hit "Layla".

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Bin ich nun auch ein alter, weißer Mann, der in seiner zornigen Frömmigkeit den Menschen keinen Spaß gönnt? Mit 53 Jahren hat man schon einige Erfahrungen gemacht, deren Frustrations- und Resignationsgehalt ausreichen, um sich ideologisch zu radikalisieren oder zu verbittern. Ich glaube jedoch nicht, dass dies bei mir der Fall ist. Ich habe zu viele schöne Dinge erlebt, um alles düster zu sehen. Ich nehme die Welt zu differenziert war, um ins Schwarz-Weiß-Denken abzugleiten. Ich besitze auch die Fähigkeit, mich in andere einzufühlen. Trotzdem geht mein Verständnis gegen null für alle, die meinen, dass dieser Mallorca-Supersommerhit "Layla" auch hier in Deutschland rauf- und runter gespielt und gegrölt werden könnte. Dabei steht dieses Lied nur stellvertretend für all die anderen Lieder, die teilweise in Wortwahl und Inhalt noch heftiger sein sollen. Vor diesem Hintergrund muss man dankbar sein, dass die Debatte um "Layla" durch das Sommerloch entfacht worden ist.

Es ist für mich keine Nebensächlichkeit, darüber zu reden. Jedes Wort, das in die Welt gesetzt wird, entfaltet seine Wirkung. Das wissen vor allem Diktaturen. Darum unterdrücken sie die Meinungsfreiheit. Das wissen aber auch wir. Gerade darum wird die AfD zurecht kritisiert, wenn sie durch ihre Rhetorik gezielt Grenzen des Sagbaren überschreitet. Etwas Ähnliches geschieht nun auch bei diesen sogenannten Mallorcahits. Hier werden nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks überschritten. Hier liegt die Gefahr, dass einige erst durch das Hören sich mit solch einer Sichtweise beschäftigen und durch die eingängige Melodie Gefallen am Text finden. "So schlimm ist es doch nicht", sagen viele. "Schlimm genug ist es", finde ich. Das Hören oder Grölen in der Gruppe lässt diese Lieder salonfähig erscheinen. Diese Dynamik kann ich nicht akzeptieren. Und daher kämpfe ich gegen solche Lieder an. Ich will solche sexistischen Texte nicht hören. Und ich bin sehr irritiert, wenn andere sie singen und sichtlich mit dem Inhalt des Liedes kein Problem haben.

Sensibilisieren statt verbieten

Ich halte jedoch nichts davon, diese Lieder zu verbieten. Ich finde es viel wichtiger, die Menschen dafür zu sensibilisieren, was solche Lieder in ihnen selbst bewirken und wie sie auf andere wirken. Und dann muss sich jeder die ehrliche Frage gefallen lassen: Will ich das? Es stellt sich mir auch die Frage, wie Menschen auf die Idee kommen, solche Lieder zu schreiben. Wenn der Grund in der klingenden Kasse liegt, wäre es noch einigermaßen verständlich, wenn sie jedoch Freude daran hätten, wäre ich sprachlos.

Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass es immer Menschen geben wird, die solche Lieder schreiben und die sie hören. Es sollte aber im begrenzten Rahmen stattfinden. Wer unter diesen Vorzeichen nach Mallorca fährt, sollte dort bekommen, was er sucht, wenn es die Mallorciner nicht stört. Wer aber in Deutschland in der breiten Öffentlichkeit unterwegs ist, sollte davon verschont bleiben. Die Verballermannisierung Deutschlands würde uns nicht gut tun. Etwas überspitzt gesagt, könnte man sagen, dass der Ballermann als eine Art "Layla-Quarantäne" angesehen werden könnte. Wer vom Layla-Virus angesteckt ist, kann dort 14 Tage verbringen und fährt dann wieder nach Hause. Zu Hause sollte er das Virus wieder los sein und vielleicht ist er auch froh darüber. Ich persönlich kann auf eine Quarantäne jedweder Art verzichten.

Von Bruno Robeck

Der Autor

Bruno Robeck OCist (* 1969 in Berlin) ist Ordenspriester und Prior des Zisterzienserklosters Langwaden.