Kritik an Papst-Aussagen zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften

Streit um Friedensbotschaft

Veröffentlicht am 16.12.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Papst Benedikt XVI. lässt anlässlich des Weltfriedenstags eine Friedenstaube fliegen.
Bild: © KNA
Weltfriedenstag

Bonn ‐ Um die Botschaft von Papst Benedikt XVI. zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2013 ist eine Debatte entbrannt. Politiker und Homosexuellen-Verbände kritisierten Aussagen des Papstes, der sich in dem am Freitag veröffentlichten Dokument gegen eine rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gewandt und einen stärkeren Schutz der Ehe zwischen Mann und Frau gefordert hatte.

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Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, Volker Beck, warf dem Papst vor, "Unfrieden" zu säen. Mit seiner Aussage verlasse Benedikt XVI. die "Grundlage der Menschenrechte und des demokratischen Diskurses", so Beck. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland sprach von "menschenverachtenden Ausfällen". Der Papst diffamiere die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare.

Vatikansprecher Federico Lombardi wies die Kritik zurück. In einem Kommentar für Radio Vatikan warf er den Kritikern am Samstag vor, das Dokument einseitig und verzerrt zu lesen. Der Papst habe in einer kurzen Passage des 20-seitigen Textes die bekannte Position der Kirche zur Ehe wiederholt. Und er habe deutlich gemacht, welches Menschenbild verteidigt werden müsse, wenn man einen stabilen Frieden schaffen wolle.

Lombardi: Kritik ähnelt einem Aufschrei

Der Papst hatte in seiner Botschaft die Anerkennung der Ehe zwischen Mann und Frau gefordert. Zugleich wandte er sich gegen Bestrebungen "sie rechtlich gleichzustellen mit radikal anderen Formen der Verbindung, die in Wirklichkeit die Ehe beschädigen und zu ihrer Destabilisierung beitragen, indem sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche gesellschaftliche Rolle verdunkeln".

Benedikt XVI. hob hervor, dass diese Grundsätze "in die menschliche Natur selbst eingeschrieben, mit der Vernunft erkennbar und so der gesamten Menschheit gemeinsam" seien. Der Einsatz für diese Grundsätze sei umso nötiger, je mehr sie "geleugnet oder falsch verstanden werden, denn das stellt eine Beleidigung der Wahrheit des Menschen dar, eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens", so der Papst.

Vatikansprecher Lombardi sagte, die Kritik an den Aussagen des Papstes ähnle mehr einem Aufschrei, als einer Argumentation; so als wolle man diejenigen einschüchtern, die ihre eigene Ansicht in der Öffentlichkeit frei äußern. Der Sprecher bedauerte, dass die ebenfalls in der Botschaft enthaltenen Aussagen des Papstes zum Friedenseinsatz, zum Recht auf Arbeit, zu neuen Entwicklungsmodellen oder zur Nahrungsmittelkrise durch diese "Polemik" zurückgedrängt würden.

Warnung vor ungezügeltem Kapitalismus

Benedikt XVI. warnt in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag, der diesmal unter dem biblischen Motto "Selig, die Frieden stiften" steht, vor allem vor einem ungezügelten Kapitalismus als Gefahr für den Weltfrieden. Es sei "alarmierend", dass die wachsende Ungleichheit zwischen Armen und Reichen und ein "ungeregelter Finanzkapitalismus" zu Spannungen und Konfliktherden führten.

Die Finanzmärkte müssten stärker kontrolliert werden, um den Ärmsten der Welt nicht noch mehr Schaden zuzufügen, so der Papst weiter. Ein dauerhafter Frieden erfordere eine wirtschaftliche Entwicklung, die dem "Prinzip der Unentgeltlichkeit als Ausdruck der Brüderlichkeit und der Logik der Hingabe" Rechnung trage. Die Ethik des Friedens sei eine "Ethik der Gemeinschaft und des Teilens".

Besorgt äußert sich das Kirchenoberhaupt auch über die Nahrungsmittelkrise. Diese sei noch "weit schwerwiegender" als die Finanzkrise. Ihre Ursachen seien auch ein "verantwortungsloses Verhalten einiger Wirtschaftsunternehmer" sowie eine unzureichende Kontrolle durch die Regierungen und die internationale Gemeinschaft. (stz/KNA)

Weitere Informationen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2013 eine Arbeitshilfe unter dem Titel "Selig, die Frieden stiften" veröffentlicht. Die Arbeitshilfe ist unter folgendem Link abrufbar: