Vom größten, höchstgelegenen und südlichsten katholischen Gotteshaus

Das sind Deutschlands Kirchen der "Superlative"

Veröffentlicht am 21.08.2022 um 12:05 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ In Deutschland gibt es zahlreiche Kirchen, die Besucher wegen ihrer Architektur und Geschichte begeistern. Doch wo liegt Deutschlands nördlichste, kleinste oder jüngste Kirche? Katholisch.de gibt einen Überblick über diese Gotteshäuser der – im wahrsten Sinne des Wortes – Superlative.

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Haben Sie sich schon mal gefragt, wo das südlichste katholische Gotteshaus Deutschlands steht? Oder das älteste? Wir haben zehn katholische Kirchen zusammengestellt, die mit einem solchen "Superlativ" aufwarten können.

Die älteste Kirche

Trier ist die älteste Stadt Deutschlands. Da ist es wenig überraschend, dass die Stadt an der Mosel auch die älteste katholische Kirche des Landes in ihren Mauern beherbergt – den Trierer Dom. Die Kathedrale des Bistums Trier kann auf eine rund 1.700-jährige Geschichte zurückblicken; ihr Bau wurde nach der Konstantinischen Wende und der damit einhergehenden Aufwertung des Christentums im römischen Reich begonnen. Von ihrem ältesten Kern, dem sogenannten "Quadratbau" aus dem 4. Jahrhundert, bis hin zur Gegenwart können alle Phasen der Bau-, Kunst- und Glaubensgeschichte Europas zurückverfolgt werden. Der Dom, der seit 1986 gemeinsam mit den römischen Baudenkmälern der Stadt und der benachbarten Liebfrauenkirche zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, ist zudem eine bedeutende Wallfahrtsstätte. Der Überlieferung nach brachte im 4. Jahrhundert die Heilige Helena die Tunika Christi – den Heiligen Rock – von ihrer Pilgerreise mit nach Trier, wo er im Jahr 1512 erstmals öffentlich gezeigt wurde.

Die jüngste Kirche

Der Braunkohleabbau in Deutschland wird aufgrund seiner Auswirkungen auf die Umwelt und der Folgen für die Menschen rund um die Tagebaugebiete zu Recht kritisiert. Gleichwohl bieten die notwendigen Umsiedelungen ganzer Ortschaften etwa im rheinischen Braunkohlerevier immer auch die Chance zu (baulichen) Neuanfängen – auch für die Kirche. Das beweist die Kapelle St. Petrus im neu angelegten Dorf Keyenberg (neu), die erst Mitte Juni vom Aachener Weihbischof Karl Borsch geweiht wurde und damit wohl die jüngste katholische Kirche Deutschlands ist. Die Kapelle gehört zur Pfarrei Christkönig in Erkelenz und soll den Katholiken der Region eine neue Heimat bieten. Die Pfarrei sprach anlässlich der Weihe von einem "guten Prozess des Neuanfangs", blickte zugleich aber auch auf den "schmerzlichen Abschied von den alten Gotteshäusern". Im Advent 2021 waren eine Kapelle und zwei Kirchen in den alten Orten Keyenberg, Kuckum und Berverath entwidmet worden. Gegen die Entwidmung hatte es Protest gegeben.

Bild: ©picture alliance / dpa / Oliver Berg

Der Kölner Dom.

Die größte Kirche

Woran bemisst sich die Größe einer Kirche? An der Höhe des Kirchturms? Der Länge des Kirchenschiffs? Oder der Anzahl der Sitzplätze? Klar definiert ist das nicht. Doch liegt man –  zumindest jenseits der Turmhöhe, denn den weltweit höchsten Kirchturm hat mit 161 Meter bekanntlich das Ulmer Münster – sicher nicht falsch, wen man in der Kategorie "Größte Kirche" den Kölner Dom aufführt. Schließlich sind dessen Ausmaße extrem beeindruckend (Heinrich Heine sprach einst vom "kolossalen Gesellen"). Die Außenlänge der Kathedrale misst knapp 145 Meter, die Außenbreite gut 86 Meter. Die beiden Türme sind jeweils 157 Meter hoch (wobei der Südturm strenggenommen vier Zentimeter höher ist als der Nordturm), was weltweit zum dritten Platz reicht. Weitere Zahlen gefällig? Der umbaute Raum des Doms umfasste 407.000 Kubikmeter, die überbaute Fläche 7.914 Quadratmeter, die Fensterfläche 10.000 Quadratmeter. All das sind Spitzenwerte, die von keiner katholischen Kirche in Deutschland übertroffen werden.

Die kleinste Kirche

Was für die größte Kirche gilt, gilt auch für die kleinste Kirche: Eindeutig definiert und damit klar zu verorten ist auch diese Kategorie nicht. Zu den prominentesten und am schönsten gelegenen kleinen Kirchen in Deutschland gehört aber sicher die Wallfahrtskirche St. Bartholomä am Westufer des Königssees mitten im Berchtesgadener Land. Das kleine Kirchlein auf der Halbinsel Hirschau wurde im Jahr 1134 von Bischof Roman I. von Gurk geweiht – und zwar ganz genau am 24. August, dem Bartholomäustag. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche abgerissen und auf ihren Fundamenten ein neues Gebäude errichtet, das schließlich 1733 seine heutige barocke Form erhielt. St. Bartholomä ist ein beliebtes Ziel für Urlauber und vielfach abgelichtetes Fotomotiv. Erreichen kann man das Gotteshäuschen auf zwei Arten – entweder bequem per Schiff von Schönau aus oder per pedes. Letzteres ist aber nur über mehrstündige Wanderungen möglich, bei denen erhebliche Höhenunterschiede überwunden werden müssen.

Bild: ©Bergfee/Fotolia.com

Die Kapelle St. Bartholomä am Königssee in Bayern.

Die höchste Kirche

1.760 Meter – die der Gottesmutter Maria als Patronin Bayerns gewidmete Kirche auf dem 1.838 Meter hohen Wendelstein in den Bayerischen Alpen ist dem Himmel wirklich nah. Und nicht nur das: Aufgrund ihrer Lage trägt sie den Titel als höchstgelegene Kirche Deutschlands. Wobei dies auch damit zusammenhängt, dass alle höhergelegenen Gotteshäuser wie etwa die 1981 geweihte Kapelle auf der Zugspitze im kirchenrechtlichen Sinne keine Kirchen, sondern nur Kapellen sind. Der Grundstein für das Wendelsteinkircherl auf der Schwaigerwand, einem Felsrücken hundert Meter unterhalb des Gipfels, wurde am 1. Juli 1889 gelegt, bereits ein gutes Jahr später wurde die im neugotischen Stil errichtete Kirche geweiht. Initiiert wurde sie vom Münchner Kunstprofessor Max Kleiber, der für den Bau in der ganzen Welt erfolgreich Geld sammelte; die Namen aller Geldgeber sind im Innern des Gotteshauses aufgezeichnet. In der Bergkirche finden jedes Jahr bis etwa Mitte Oktober regelmäßig Messen und Trauungen statt.

Die nördlichste Kirche

Der nördlichste Ort Deutschlands ist List auf Sylt. Obwohl tiefste Diaspora, befindet sich dort tatsächlich ein katholisches Gotteshaus: die Kirche St. Raphael. Die Kirche im Stil eines Klinkerbaus und mit Klinker-Altar wurde in den 1980er Jahren für die in List stationierten Marineangehörigen gebaut. 1988 wurde sie geweiht. Der Bund finanzierte den Bau zum großen Teil. Nach Abzug der Bundeswehr im Jahre 2006 dient sie vor allem katholischen Urlaubern als Gotteshaus. Warum die Kirche dem heiligen Raphael geweiht ist, lässt sich einfach erklären: Er gilt als Schutzherr der Seeleute. Auch über das Patronat hinaus ist er an mehreren Stellen der Kirche präsent: Der freistehende Turm der Kirche ist mit einer Figur des Erzengels, die als Wetterfahne dient, bekrönt, das Außenmauerwerk ist mit einem Raphael-Mosaik verziert. Dazu zeigen zwei Fenster die biblische Geschichte von Raphael und Tobias: Der Erzengel begleitet den Jüngling auf einer Reise und beschützt ihn.

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Die südlichste Kirche

Die südlichste Pfarrkirche in Deutschland befindet sich – wenig überraschend – in Bayern, genauer gesagt in Oberstdorf im Allgäu. St. Johannes Baptist ist der Wiederaufbau einer 1865 bei einem verheerende Ortsbrand zerstörten Kirche. Die Neugestaltung geschah im Stil der Neugotik. Auch die Ausstattung ist neugotisch geprägt. Der Hochaltar zeigt den aus dem Grab erstandenen Christus segnend mit der Siegesfahne. Wenn in der Advents- und Fastenzeit die Altarflügel geschlossen sind, werden die Figuren der Apostelfürsten Petrus und Paulus sichtbar, die für die Beständigkeit und Festigkeit in der Kirche (Petrus) sowie auch für die Offenheit und die Freiheit des Evangeliums (Paulus) stehen sollen.

Wenn auch die südlichste Pfarrkirche, ist St. Johannes Baptist nicht das am südlichsten gelegene Gotteshaus Deutschlands. Das befindet sich jedoch ebenfalls in der Pfarreiengemeinschaft Oberstdorf: die Kapelle St. Katharina in Einödsbach. Sie liegt auf 1.113 Meter Höhe und wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Einmal im Jahr, und zwar im Herbst, findet dort ein Gottesdienst statt.

Die westlichste Kirche

Ganz tief im Westen Deutschlands befindet sich das zur Gemeinde Selfkant gehörende Dorf Millen. Dort befindet sich auch die westlichste katholische Kirche in Deutschland: St. Nikolaus. Der älteste Teil des romanischen Gotteshauses ist das rund 1.000 Jahre alte Chorhaus. In der typischen regionalen Bauweise kleiner ländlicher Saalkirchen des frühen Mittelalters wurde es einschiffig über einem rechteckigen Grundriss mit schmalerem, nahezu quadratischem Chorschluss im Osten errichtet. Als Baumaterial verwendete man vor Ort leicht verfügbare Flusskiesel, Findlinge sowie römisches Altmaterial. Außen gut als zweitverwendete römische Baustoffe zu erkennen sind beispielsweise runde Hypokaustziegel sowie ein im Ostgiebel über dem Seitenchor eingemauertes Bruchstück eines Grabsteines verwendet worden. Das Innere wird von der umfangreichen, im Wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert stammenden, Stuckatur der Wände und Decken geprägt. In dieser Zeit wurde auch der heutige Westturm gebaut.

Die Kathedrale von Görtlitz im Sonnenschein
Bild: ©picture alliance / dpa | Jens Trenkler

Görlitz ist die östlichste Stadt Deutschlands – die Jakobus-Kathedrale jedoch nicht die östlichste Kirche Deutschlands.

Die östlichste Kirche

Das unmittelbar an der Grenze zu Polen gelegene Görlitz gilt als östlichste Stadt Deutschland. Kein Wunder, dass sich in der Bischofsstadt auch die östlichste katholische Kirche Deutschland befindet. Wer dabei auf die Jakobus-Kathedrale getippt hat, liegt jedoch falsch: die Heiligkreuz-Kirche befindet sich ein kleines bisschen weiter im Osten. Ab 1850 erbaut und 1853 geweiht, war sie der erste nachreformatorische katholische Kirchenneubau in der Stadt. Das Gebäude im neubyzantinischen Stil kann mit einer Besonderheit aufwarten: Sie ist nicht wie üblich geostet. So befindet sich der Kirchturm im Norden anstatt wie sonst im Westen und der Chor im Süden anstatt im Osten. Das Hochaltarbild "Christus am Kreuz" ist ein Geschenk des einstigen bayerischen Königs Ludwig I. Seit 2001 beherbergt die Kirche eine Kopie der berühmten "Schwarzen Madonna von Tschenstochau". Sie wurde von polnischen Katholiken, die im Pfarrgebiet Heilig Kreuz leben, gestiftet und seither gemeinsam verehrt.

Die niedrigste Kirche

Der tiefstgelegene Landpunkt Deutschlands liegt exakt 3,539 Meter unter Normalnull. Er befindet sich im schleswig-holsteinischen Neuendorf-Sachsenbande. Leider befindet sich in unmittelbarer Nähe der Ortschaft keine katholische Kirche, sodass sich die tiefstgelegene Kirche Deutschlands nicht so leicht ermitteln lässt. Eine der niedrigstgelegenen Kirchen Deutschlands dürfte aber die die nördlichste sein: St. Raphael in List auf Sylt (siehe oben). Sie liegt nahe an der Nordseeküste – auf einer Höhe von etwa ein bis zwei Metern über dem Meeresspiegel.

Von Matthias Altmann und Steffen Zimmermann