Zu Lande, zu Wasser und in der Luft gibt es zahlreiche kirchliche Namen

Rote Kardinäle und Prälatenschnecken: Klerikale Anleihen der Tierwelt

Veröffentlicht am 06.08.2022 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ "Gott schuf alle Tiere", so heißt ein religiöses Kinderlied. Und ganz offenbar hat er da auch schon an manche bunten Gattungen gedacht, die sich eigentlich erst im Lauf der Geschichte in seiner Kirche herausgemendelt haben.

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Die Nonne lebt von Mittel- und Westeuropa bis nach Ostasien. Sie gehört zur Familie der Trägspinner (Lymantriidae). Sie hat eine Flügelspannweite von vier bis fünf Zentimetern. Vor allem lebt die Nonne in Nadelwäldern, besonders gern an Fichten und Kiefern. Bei Massenvermehrungen können Nonnen ganze Bäume kahlfressen. Sie legen bis zu 300 Eier in mehreren Gelegen.

Nonnen-Schmetterlinge fliegen von Juli bis September. Ganzjährig dagegen, von Januar bis Dezember, fliegen die nordeuropäischen Nonnengänse (Branta leucopsis), die ihren Namen dem schwarzweißen Gefieder verdanken. Sie sind weder verwandt noch verschwägert mit der rund 20 Gramm winzigen mitteleuropäischen Mönchsgrasmücke noch mit dem bunten, 100 Gramm kleinen südamerikanischen Mönchssittich (Myiopsitta monachus). Und auch nicht mit dem braunen, bis zu zwölf Kilo schweren Mönchs- oder Kuttengeier (Aegypius monachus) aus Südeuropa. Er kann bis zu drei Meter Spannweite erreichen – wohl mehr als jeder andere Mönch oder Kuttenträger.

Wie die Nonnen, so sind auch die Mönche nachtaktive Falter und vormalige Raupen. Ihre Namen sind hübsch und regen die Fantasie an: Fahler Wermut-Mönch (Cucullia absinthii), Silbermönch, Schattenmönch, Grauer Mönch (Cucullia umbratica), Brauner Mönch (Wollkrauteule) oder Königseulen-Mönch.

Ordensvertreter zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Zu Wasser gibt es natürlich ebenso Ordensvertreter wie zu Lande und in der Luft. Vorneweg "Monachus monachus", die Mittelmeer-Mönchsrobbe. Leider ist dieser tagaktive Fischfresser mit geschätzt nur noch rund 350 bis 450 Exemplaren eines der seltensten Säugetiere Europas geworden.

Auch einzelne Ordensgemeinschaften sind im Tierreich mannigfach vertreten. Die Kapuzineraffen etwa, Primaten aus der Familie der Neuweltaffen. Sie sind allesfressende Waldbewohner, die in Gruppen leben. Eine Unterart sind die Haubenkapuziner. Gänzlich unbeschuht ist die Mitra carmelita, die Karmeliter-Kegelschnecke. Der Dominikanerfink ist zugleich ein Kardinal; und der Dominikanische Schlitzrüssler (Solenodon paradoxis) ein putziger Zeitgenosse, der in kleinen Konventen von bis zu acht Exemplaren lebt und übrigens auch gerne Nonnen frisst.

Zehn Redewendungen aus dem kirchlichen Raum

Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Unsere Sprache ist gespickt mit geflügelten Worten. Viele von ihnen haben ihren Ursprung im kirchlichen Umfeld. Katholisch.de erklärt die Bedeutung und die Herkunft von zehn bekannten Sprichwörtern und Redewendungen.

Die geistliche Hierarchie beginnt natürlich ganz unten mit der Gemeinen Armen Kirchenmaus (Mus ecclesiasticus pauper). Sie ist ebenso weitverbreitet wie arm an Einfluss. Immer häufiger bleibt sie einfach weg. Die Klasse der geistlichen Gefäße beginnt mit dem Dompfaff oder Gimpel. Sein Erhaltungszustand ist ungefährdet, wenn auch abnehmend.

Sehr hierarchisch geht es bei den tropischen Kegelschnecken zu, einer Gattung räuberischer Fleischfresser. Diese wirbellosen Tiere werden auch Mitraschnecken genannt. Stark zurückgezogen hat sich die Mitra eremitarum. Prominenter: die Prälatenkegelschnecke (Mitra episcopalis), dann die Kardinalkegelschnecke und zuoberst die Papstkronenkegelschnecke (Mitra mitra mitra oder Voluta mitra papalis).

Während es vom römischen Kirchenoberhaupt zu Wasser und in der Luft nicht allzu viele tierische Ableger gibt – den hässlichen Petersfisch etwa (Zeus faber; auch Heringskönig genannt) und den farbenprächtigen Papstfink –, sind seine Senatoren weiterverbreitet. Sehr zu vermuten, dass dies ein Tribut an ihre Dienstfarbe ist: kardinalrot.

45 Arten Kardinäle bei den Sperlingsvögeln

In der Ordnung der Sperlingsvögel gibt es gleich eine ganze Familie mit 45 Arten: die Kardinäle (Cardinalidae). Ihr Gewicht ist deutlich geringer als das ihrer menschlichen Mitbrüder; und ihre Heimat ist mitnichten Italien, sondern vor allem Nord- und Südamerika. Der Rotkardinal (Cardinalis cardinalis) wird – anders als der Purpurkardinal, der Gelbschulter- oder der Graubauchkardinal – auch "Virginische Nachtigall" genannt.

Wie bei den echten Papstberatern gibt es auch bei den singenden Kardinalsperlingen mehrere Klassen. Zu den Cyanocompsa zählen der Ultramarinbischof, der Stahlbischof, der Lasurbischof und der Türkisbischof. Ihre Brüder im Meer: der Kardinalsoldatenfisch (Plectrypops lima) und die Kardinalbarsche. Von ihren 350 Arten sind die meisten im männlichen Geschlecht Maulbrüter. Im Aquarium reagiert etwa der Pyjama-Kardinalbarsch sehr empfindlich.

Im Überzeitlichen schließlich endet diese Wunderkammer (Panoptikum) der Klerusähnlichen: vom bösen Wüstenteufel (Moloch horridus) und dem legendären Höllenhund (Zerberus) über den riesigen Teufelsrochen und den unglücklichen Seeteufel bis hin zur diebischen Paradies-Elster.

Von Alexander Brüggemann