Wie geht das mit dem Himmel?
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Von diesem Evangelium kennen wir eigentlich nur den letzten Satz richtig gut. Ich jedenfalls habe ihn schon ziemlich oft gesagt "die Letzten werden die Ersten sein". Immer dann, wenn ich langsamer war als andere oder andere ermutigen wollte, die manches nicht so schnell hinbekamen. Manchmal mit einem humorvollen Unterton, manchmal tröstend gemeint.
Lese ich aber den ganzen Teil davor, so ist dieser ermutigende Satz nicht mehr ganz so ermutigend. Denn da ist die Rede vom Ausschluss der besonders frommen Leute; die, die mit dem Hausherrn zusammen waren. Aber auch diejenigen, die sich scheinbar zu wenig bemüht haben. In früheren Zeiten (hoffentlich heute nicht mehr) wurde diese Aussage des Evangeliums gerne als Druckmittel genommen, ja alles gut zu machen "der liebe Gott sieht alles". Die Angst davor, nicht in den Himmel oder zum Festmahl zu kommen wurde geschürt – aber da ging es um Macht. Als ob man sich Gottes Liebe verdienen könne, wenn man viel (ab)betet, in die Kirche geht, spendet oder was auch immer da verlangt wurde. Das ist es nicht!
Gott schaut darauf, wie wir lieben, wie wir handeln, wie wir sind. Und auch das ist für mich nicht nur tröstlich, denn ich weiß um das, was ich mir habe zu Schulden kommen lassen. Und trotzdem gibt es für mich die Hoffnung und Gewissheit: wenn ich mich wieder neu auf Gott hin ausrichte, wieder neu beginne zu lieben, vielleicht auch jeden Tag neu, dann kann ich zu den Letzten gehören, die Erste werden. Denn an anderen Stellen der Bibel werde ich dazu aufgefordert alle meine Sorgen auf ihn zu legen, Gott zu vertrauen und immer neu aufzustehen, wenn ich gefallen bin. Vielleicht auch so oft gefallen, dass ich zu den Letzten gehöre, die am Ziel ankommen. Das Aufstehen ist wichtig.
Ich trage die Verantwortung in mir, dranzubleiben an meiner eigenen Veränderung, an meinem Weg zu mehr Güte, mehr Liebe, mehr Frieden. Das sagt mir dieses Evangelium, das im ersten Augenblick so hart klingt. Nicht nachzulassen, sich neu auf den Weg zu machen, im Vertrauen darauf, dass ich immer wieder neu ein guter Mensch werden kann, dass ich jeden Tag neu mehr lieben und verzeihen kann und das Schuld mir ein Ansporn wird, es nun besser oder anders zu machen. Unser Ordensgründer Pater Lataste betonte immer wieder: es kommt nicht darauf an was du getan hast, sondern darauf, wie du nun bist und dass du es wagst, neu und vertrauensvoll anzufangen zu lieben.
Evangelium nach Lukas (Lk 13,22–30)
In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.
Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid.
Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan!
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Ísaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid.
Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.
Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.
Die Autorin
Schwester Jordana Schmidt OP ist gelernte Familientherapeutin und Diplom-Heilpädagogin. Seit 1994 gehört sie den Dominikanerinnen von Bethanien an. Von 2002 bis 2012 arbeitete sie als Erziehungsleiterin im Bethanien Kinderdorf in Schwalmtal-Waldniel und war zwischen 2012 und 2020 Kinderdorfmutter. Heute lebt sie als SPLG Mutter (Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften) mit zwei Kindern in Krefeld. Momentan sie ist mehrmals im Jahr im Radio bei "Kirche im WDR" zu hören. Ihre Bücher "Auf einen Tee in der Wüste" und "Ente zu verschenken" waren wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Ausgelegt!
Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreiben Ordensleute und Priester für uns.