Erzbischof Steiner sieht Gewalt im Amazonasgebiet wachsen

Designierter Kardinal über "viri probati": Es wird einen Weg geben

Veröffentlicht am 21.08.2022 um 13:03 Uhr – Lesedauer: 

Zürich/Manaus ‐ Beim Konsistorium am kommenden Wochenende in Rom wird Leonardo Ulrich Steiner in das Kardinalskollegium aufgenommen. Seine Ernennung wertet der Erzbischof von Manaus als Signal für die Amazonasregion. Und auch zu "viri probati" äußert er sich.

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Der designierte brasilianische Kardinal Leonardo Ulrich Steiner (71) sieht die indigene Bevölkerung der Amazonasregion wachsenden Gefahren ausgesetzt. "Die Gewalt ist auf dem Vormarsch", sagte Steiner im Interview des Schweizer Portals kath.ch (Sonntag). "Indigene Völker und Flussgemeinschaften werden ständig angegriffen und ihrer Kultur, ihrer Religiosität und ihres Landes beraubt. Die Umwelt wird durch Abholzung, Bergbau und Raubfischerei zerstört. Die Flüsse sind durch Quecksilber und die fehlende sanitäre Grundversorgung in den Städten verschmutzt."

In den Außenbezirken der Städte gebe es keine Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen, beklagte der Erzbischof von Manaus. "Es mangelt am Einsatz der Politik für die Menschen. Es ist unerhört, dass Hunger, informelle Arbeit und die Zahl der Brüder und Schwestern zunehmen, die auf der Straße leben."

Steiner zu "viri probati": "Es wird einen Weg geben"

Seine Ernennung zum Kardinal durch den Papst wertet Steiner als Signal dafür, dass Franziskus die in seinem nachsynodalen apostolischen Schreiben "Querida Amazonia" ("Geliebtes Amazonien") entworfene Zukunftsvision für die Amazonasregion bekräftigen will. In dem Dokument, das die Ergebnisse der Amazonas-Synode im Oktober 2019 zusammenfasst, setzt sich der Papst unter anderem für eine Verbesserung der sozialen und ökologischen Situation sowie eine Stärkung des kirchlichen Lebens am Amazonas ein.

Die Zulassung sogenannter "viri probati", verheirateter "verdienter Männer", die angesichts des Priestermangels in dem riesigen Gebiet Sakramente wie die Eucharistie spenden könnten, erlaubte Franziskus allerdings nicht. Dazu Steiner: "Es wird einen Weg geben. Im lateinischen Ritus gibt es jahrhundertelange Überlegungen und Erklärungen, die den Pflichtzölibat begründen sollen." Die Bedürfnisse der Gemeinschaften am Amazonas zeigten, dass der Dialog fortgesetzt werden müsse. "Wie können wir es verantworten, dass unsere Gemeinden nur zwei Mal im Jahr von einem Priester besucht werden und Eucharistie, das Sakrament der Buße und die Krankensalbung feiern können?"

Steiner entstammt einer deutschstämmigen Familie, die vor vier Generationen aus dem heutigen Rheinland-Pfalz nach Brasilien auswanderte. Bei dem Konsistorium am kommenden Wochenende in Rom wird er zusammen mit 19 weiteren Bischöfen von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium aufgenommen. (KNA)