Lisa Bach glaubt nicht an Gott und Auferstehung

"Es gibt keinen Wächter im Himmel"

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:57 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN
Dossier: Jahr des Glaubens

Auch Lisa Bach glaubt. Sie ist fest davon überzeugt, dass das Leben einen Sinn hat. Doch Gott? Der Existenz einer höheren Macht kann Lisa Bach (Name geändert) nichts abgewinnen. Die Vorstellung, dass da jemand "im Himmel über uns wacht", ist der 32-Jährigen fremd. Als Kind wurde sie getauft. "Aber das haben meine Eltern so entschieden, mir bedeutet das nichts", bekennt sie sich zu ihrem Atheismus.

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Die gelernte Sozialpädagogin bekundet großen Respekt für Mitmenschen, die zu ihrem Glauben stehen und danach leben. So kann die Ordensschwester, die sich im Slum aktiv gegen Kinderprostitution stark macht, auch Lisa Bach beeindrucken. Umgekehrt sieht sie aber auch, dass viel Gewalt auf der Erde – etwa die Kreuzzüge früher oder der Terrorismus heute – religiös motiviert ist. "Krank und grauenhaft" seien doch solche Dinge im Namen Gottes.

Aber das ist es nicht allein, was sie vom Glauben abhält. Zu sehr fungiert für sie Gott als "Platzhalter", wenn der Mensch keine Erklärungen mehr hat. So kann Lisa Bach es nicht verstehen, dass ein Mensch seinen Erfolg mit dem Wirken Gottes erklärt. Oder umgekehrt Gott dafür herhalten muss, wenn der Mensch nicht mehr weiter weiß, an seine Grenzen stößt und dann ein höheres Wesen es richten soll. Sich an Gott zu wenden, um dann vielleicht von ihm begünstigt zu werden? Lisa Bach findet es befremdlich, "wenn der Mensch für viele Dinge keine Verantwortung mehr übernimmt und diese an Gott abgibt".

Auseinandersetzung mit Jesus

Dabei findet sie Jesus gar nicht verkehrt, genauer seine soziale Botschaft. Lisa Bach zweifelt keineswegs daran, dass es den historischen Jesus gegeben hat. Aber solch "mystische Dinge" wie Totenerweckungen und Wunderheilungen hält sie einfach nicht für möglich. Und eine Auferstehung schon gar nicht. "Wenn jemand tot ist, dann ist er tot." Die Vorstellung über ein Weiterleben Jesu und die Berichte darüber entspringen für sie dem Wunsch, dass man auf diese Weise eine Leitfigur behalten kann.

Überhaupt wertet sie den Auferstehungsglauben als einen Weg, mit dem eigenen Sterben und dem Tod von Nahestehenden sowie dem Verlust besser umzugehen. Es sei doch viel einfacher von einem Leben nach dem Tod auszugehen, als sich damit auseinanderzusetzen, dass der geliebte Mensch schlicht weg ist. Und wo soll denn dann der Verstorbene überhaupt sein?, fragt Lisa Bach. Schwirrt die Seele irgendwo herum? Solche Gedanken halten die Mittdreißigerin auf Abstand zum Glauben.

"In der Kirche fühle ich mich nicht wohl"

Auch die Kirche empfindet Lisa Bach als fremd. Hin und wieder nimmt sie an Hochzeiten oder Beerdigungen teil. "Besonders in der katholischen Kirche fühle ich mich nicht wohl." Die Lieder lösten nichts aus, die Texte seien weit weg vom Leben. Formulierungen wie "der Leib Christi" berührten sie nicht. Die Hostie habe zwar einen hohen Symbolwert. "Ich sehe auch, dass es Menschen sehr nahegeht, wenn sie die Hostie gereicht bekommen. Ich persönlich kann das aber nicht nachvollziehen, das ist mir völlig fremd." Generell stößt sie die Kirchensprache ab, aus der sie mehr Verbote als Fröhlichkeit heraushört. "Das ist alles sehr gedrückt."

Auf Ablehnung stoßen bei ihr kirchliche Vorgaben wie der Zölibat oder das Verhütungsverbot. Und die Nackenhaare sträuben sich ihr, wenn hohe Kirchenvertreter von Armut und Bescheidenheit predigen, an ihrem Arm aber eine Rolex-Uhr aufblitzt. Allerdings hat sie auch andere Kirchenmitglieder kennenglernt, die sich sehr rührig etwa um alte Menschen kümmern und überzeugende Seelsorger sind – "dabei aber niemanden den Glauben aufdrängen".

Von Andreas Otto