Nach Eingreifen von Papst Franziskus

Statthalter des Malteserordens: Souveränität nicht beschnitten

Veröffentlicht am 21.09.2022 um 13:49 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Anfang September hatte Papst Franziskus in beispielloser Weise in den Malteserorden eingegriffen. Bedeutet das einen Verlust der Ordenssouveränität? Nein, glaubt Malteser-Statthalter John Dunlap.

  • Teilen:

Der Statthalter des Malteserordens, Leutnant John Dunlap, sieht durch die radikalen Reformen des Papstes keinen Verlust der Ordenssouveränität. "Der Papst hat immer Wert darauf gelegt, dass wir ein religiöser Orden sind, aber er hat nie unsere notwendige Souveränität für unsere diplomatischen Tätigkeiten infrage gestellt", sagte Dunlap im Gespräch mit der Zeitung "Avvenire" (Mittwoch).

Auch dass im provisorischen Souveränen Rat keine Deutschen mehr vertreten sind, sieht Dunlap nicht als Problem. Der aktuelle Rat sei auf Zeit ernannt. Er sehe keinen Grund, warum nicht beim außerordentlichen Generalkapitel Ende Januar wieder ein deutscher Vertreter gewählt werden könne. Die Arbeit des Ordens sei durch die teils krisenhaften Jahre nicht beeinträchtigt worden – im Gegenteil. Die Zahl der Beschäftigten sei von 46.000 auf 52.000 angewachsen und auch bei den Freiwilligen gebe es Zuwachs, so Dunlap.

Papst handelt nach mehrjähriger Krise

Papst Franziskus hatte Anfang September nach mehrjähriger Verfassungskrise den Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, aus seinem Amt entlassen. Zugleich löste Franziskus den Souveränen Rat des Ordens auf. In dem Dekret berief der Papst einen provisorischen Souveränen Rat und ein außerordentliches Generalkapitel für 25. Januar 2023 ein. Dunlap sowie der Sonderbeauftragte für den Malteserorden, Kardinal Silvano Maria Tomasi, bleiben bis zum Abschluss des außerordentlichen Generalkapitels im Amt.

Vor der finalen Papst-Entscheidung war über starke Spannungen zwischen dem päpstlichen Bevollmächtigten für die Ordensreform, Kardinal Tomasi, und Teilen der Ordensleitung berichtet worden. Dem Vernehmen nach ging es dabei nicht nur um die Souveränität und die Statuten, sondern auch um die finanzielle Unabhängigkeit des weltweit humanitär tätigen Ordens. Am 27. August traf der Papst mit Tomasi, Dunlap und dem Jesuiten und Kirchenjuristen Gianfranco Ghirlanda zusammen.

Mit der Reform ihrer Verfassung und ihres Kodex wollen sich die Malteser vor allem eine zeitgemäßere Leitungsstruktur geben. Frauen sollen mehr Berücksichtigung finden. Jener Teil, der die Organisation als Orden betrifft, muss vom Papst genehmigt werden, anderes nicht. Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. Zu 112 Staaten unterhält der Orden derzeit diplomatische Beziehungen. (KNA)